Der Heftroman: Österreichische SF-Heftreihen (1948 bis 1965) - 1. Tom Sharg
1. Tom Sharg
Ich will versuchen, einige dieser Heftreihen wieder ins Gedächtnis zu rufen: Reihen, die nur mehr teilweise, wenn sie überhaupt auf den Markt kommen, für uns Sammler zugänglich sind.
Als erstem Objekt möchte ich mich einer besonderen Kuriosität zuwenden, der meines Wissens ältesten österreichischen SF-Heftreihe, die sogar um einige Jahre älter ist als die deutschen Reihen Utopia und Terra, nämlich der utopischen Heftreihe
Tom Sharg.
Diese Heftreihe ist laut Informationen der Österreichischen Nationalbibliothek in den Jahren 1948 bis 1950 in insgesamt 6 Heften erschienen. Als Autor scheint Ernst A. Dolak auf.
Der Herausgeber der ersten 4 Bände war Josef Schweidlenka, der beiden anderen Bände sein Interlit-Verlag. Der Autor scheint noch mit einigen Abenteuerromanheften im Hauptkatalog der Nationalbibliothek auf.
Die Romane mit Tom Sharg erschienen damals im Rahmen einer als "Hawaii-Abenteuer-Roman" bezeichneten Heftreihe und umfassten jeweils 32 Seiten. In dieser Reihe gab es auch Kriminal-, Piraten- und Abenteuerromane sowie Nachdrucke von Rolf Torring.
Bei Tom Sharg handelt es sich um folgende Titel:
Die Romane sind zeitlich im 21. Jahrhundert angesiedelt, wobei Tom Sharg als Sicherheitschef eines europäischen Mammutkonzerns zusammen mit seinem Freund und Gefährten Rolf Hansen die tollsten Abenteuer zu bestehen hat.
Da diese weitgehend unbekannten Romane praktisch nicht mehr erhältlich sind (es gibt aber spätere Repliken der Hefte), werde ich daher versuchen, etwas über den Inhalt dieser Romane zu erzählen.
Tom Sharg ist Sicherheitschef des europäischen Industriekonzerns X00. Dieser Konzern will künstliche Nahrung herstellen, um die Menschheit zu ernähren.
Dazu wird Energie benötigt, die Uranerz unter dem Grönlandeis liefern könnte. Zur Gewinnung des Urans sollen Atomöfen Schächte in das Eis schmelzen.
Tom Sharg und sein Freund Rolf Hansen entlarven einen chinesischen Werksspion und verfolgen ihn bis nach Grönland. Wer als Erster das Uranerz fördern kann, besitzt die Energie und damit die Herrschaft über die Welt.
Bevor der Spion von Grönland flüchtet, wirft er eine Atombombe ab, um das Eis zu sprengen; mit katastrophalen Folgen. Ein Atombrand und ein EMP legen alle Kommunikationseinrichtungen lahm.
Tom Sharg versucht, den Atombrand zu löschen und bricht mit einer Flotte nach Grönland auf. Der begleitende Wissenschaftler wird als Spion entlarvt, der das Vorhaben sabotieren soll. Letztlich gelingt es mithilfe eines 'Zyklotrons', die Umwandlung des Meerwassers zu stoppen und den Atombrand zu verzögern.
Der Atombrand soll endgültig gelöscht werden. Um Grönland vom Eis zu befreien, werfen alle Nationen Sprengmittel ab und der Brand kann dann tatsächlich mit Hilfe des 'Zyklotrons" gelöscht werden.
Als Nebenwirkung steigt im Atlantik eine Insel auf, das verschollene Atlantis.
Die Helden fliegen zur Insel, landen dort, entdecken UFO-artige Flugobjekte und beschließen, nach dem Rückflug ihrem Chef darüber zu berichten.
Tom Sharg fliegt mit Rolf zurück, dabei werden sie von den UFO-artigen Flugobjekten angegriffen. Im Luftkampf kann Tom Sharg ein Flugobjekt aus der Nähe abschießen, muss aber notlanden und mittels U-Boot zurückkehren.
Nach der Rückkehr mit einer Flugstaffel und Ausschaltung eines Saboteurs wird ein Flugobjekt erobert: es ist ein neuartiges chinesisches Luftfahrzeug mit Atomantrieb. Sie fliegen das Gerät zum Mammutwerk, und ein verbesserter Neubau soll danach konstruiert werden.
Ein raffiniertes Spionagesystem, das diese Pläne für den Raumschiffbau an China liefern soll, wird entdeckt, aber die Methoden der Spione bleiben erst einmal unbekannt.
Das System wird von Tom Sharg enthüllt und der chinesische Anführer nach einer Hetzjagd in der Kanalisation gefasst.
Schließlich wird auf Basis dieser Pläne der Raumschiffneubau beendet.
Nach dem Start des Raumschiffes zum Mars gibt es Probleme mit einem weiteren Saboteur, der das Schiff beschädigt, die Mannschaft aufhetzt und damit zum Rückflug zwingt. Der Saboteur wird schließlich entdeckt und getötet. Der Flug muss wegen der Beschädigungen des Schiffes abgebrochen werden und die Expedition kehrt zur Erde zurück.
Tom Sharg ist neben der im Mauerhardt Verlag erschienenen 14-bändigen Fantasy-Reihe 'Torgo, Prinz von Atlantis' die einzige österreichische fantastische Heftpublikation mit einer durchgehenden Story.
Warum die Serie nicht fortgesetzt wurde, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Es könnte aber daran gelegen haben, dass die Zeit für derartige Romane 1950 noch nicht reif war.
Leider gab es keine Fortsetzung der Abenteuer mit Tom Sharg. Vielleicht waren die Romane auch für den Umfang von nur 32 Seiten bei einem Preis von 1,20 Schilling zu teuer, wenn man berücksichtigt, dass ein Kilo Brot in der Nachkriegszeit ebenfalls ca. 1,00 Schilling kostete.
Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen SF.
Kommentare
Ob es ein österreichisches Verlagsprodukt gibt, ist relativ einfach festzustellen. Man geht auf die Homepage der österr. Nationalbibliothek und gib die Suchbegriffe Ernst Dolak und dann Schweidlenka ein. Für Dolak wird Tom Sharg und Einaug der Pirat ausgeworfen, bei Schweidlenka sind die ersten beiden Einträge: Hawai-Abenteuer-Magazin. Abenteuer. Kriminalistik. Sensationen. (Bd) 1.2. und Hawai-Kriminalroman. (Hrsg.: Josef Schweidlenka.) Nr [1.] 5.. Zumindest 2 Kriminalromane von Toni Hilar (Toni Hild) gehören zu dieser Reihe. Tom Sharg ist hingegen eine eigenständige Reihe.
In der ÖNB gibt es jedenfalls Belegexemplare der Hefte.