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Michael's Historisches - Ceterum Censeo - Eine Vorrede

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Eine Vorrede

Ich war ungefähr acht Jahr alt, als mein Vater der Meinung war, sein Junge müsste was anderes lesen als »Schund und Schmutz« - womit damals die heiß geliebten Micky-Maus-Hefte und natürlich »Sigurd« und »Akim« gemeint waren.

Später kam noch »Nick - Der Weltraumfahrer« dazu, nachdem die Russen mit dem ›Sputnik‹ den ersten Satellit ins All geschossen hatten. Eine lächerlich kleine Kugel mit vier Antennen, die in der Erdumlaufbahn kreiste und Piep-Töne von sich gab.


Mein Vater war hellauf begeistert und las einen Tag später am 5. Oktober 1957 die Schlagzeile in der Zeitung. »Der größte Traum der Menschheit, in den Weltraum zu fliegen, ist Wirklichkeit geworden.« Und natürlich lautete denn auch der Titel des ersten Heftes um »Nick« dann »Sputnik explodiert«.


Wobei das eben nur ein reißerischer Titel war ... Nicht ein Sputnik ist explodiert, weil sie in der Atmosphäre verglüht sind. Und mit ihnen die Hündin Laika, die am 3. November 1957 mit ›Sputnik 2‹ hoch geschossen wurde und die dann zur echten Heldin der Sowjetunion wurde. Laikas Schicksal war von Anfang an klar - aber die Russen wollten eben nicht nur den ersten Satellit, sondern auch das erste Lebewesen im All haben. Die Amis haben mit ihren Affen wenigstens so lange gewartet, bis gesichert war, dass die Schimpansen auch wieder zurück kamen.

Ja, damals war ich gerade mal neun Jahre und neben meinen Kinderbüchern las ich natürlich auch die Wild-West-Romane, die Vater immer geschenkt bekam. Kriminalromane haben mich nicht interessiert und die Utopia-Großbände, die manchmal herum lagen, hatten zwar Titelbilder, die meine eigene Phantasie wandern ließen - aber für mich ließen sie sich eben langweilig lesen.

Richtige Bücher für mich zu kaufen - dazu war das Geld nicht da. Und die spätere Jugendbücherei war damals noch nicht vorhanden. Aber ›der Junge‹ las ja ohnehin am liebsten seine Rittergeschichten von »Sigurd« oder die Dschungel-Abenteuer mit »Akim«.

Schließlich fand mein Vater auf seinem Weg zum Rathaus, wo er arbeitete (er ist bis zur Pensionierung jeden Tag - auch bei Regen - an die Arbeit hin und zurück gelaufen, ein Auto hat mein Vater nie gehabt) im Schaufenster einer Buchhandlung, in der es auch Bürobedarf gab, ein Buch mit dem Titel »Hannibal, der Karthager«. Meinem alten Herrn sagte das eigentlich nicht so viel, weil zu ›Adolfs Zeiten‹ in der Schule eben mehr die Geschichte der ›germanischen Herrenrasse‹ gelehrt wurde. Aber auf dem Titelbild war ein Mann mit Helm und Schwert - und im Hintergrund ein Elefant. Das war wichtig, denn ›der Junge wollte ja zum Zirkus‹. Also ein Schwert wie Sigurd und ein Elefant - das musste schon was für ihn sein. Das würde er sicher lesen und die ›Schund- und Schmutz-Literatur‹ nicht mehr anrühren. Dass mein Vater natürlich selbst die Roman-Hefte las, die er von den Leuten im Haus geschenkt bekam, ist eine ganz andere Sache. Und als was man die Hefte schon damals bezeichnete, war ihm auch klar.

»Hannibal, der Karthager«, geschrieben von Otto Kampe, war einer jener ›Göttinger Jugend-Bände‹, die damals 95 Pfennige kosteten. Die Doppel- und dreifach-Bände der ›GJB‹ waren entsprechend teurer. Und es gab im Angebot der ›GJB‹ nicht nur historische Sachen sondern von Büchern für Leseanfänger bis zur Lektüre für Jugendliche war alles vertreten.

Auch spezielle Bücher für Mädchen - meist mit Tieren. Die Waltraud, im Haus eine Treppe tiefer wohnend und damals in meiner Klasse, las diese Mädchen-Bücher - und ich habe sie auch gelesen, weil wir uns klammheimlich austauschten. Das durfte natürlich niemand wissen - bei den Mädchen nicht, und bei uns Jungs schon mal gar nicht. Mädchen-Bücher ... iiihgittegitt ... und so was liest einer, der mit dem Holzschwert bei Straßenschlachten in der vordersten Reihe mit prügelt. Es waren eben die 50er ... Geschlechtertrennung wo es ging, nicht nur in der Kirche ...

Aber ich fand die Geschichten für Mädchen einfach schön - und so konnte ich mich mit der Waltraud dann auch später über Hannibal, Cäsar und Armin unterhalten. Oder über Columbus, Cortez und Pizarro - oder auch über Dschingis-Kahn, Marco Polo, Friedrich Barbarossa und Heinrich den Löwen. Das waren so einige historisch Themen, die man in den ›GJB‹ ›kindgerecht‹ geschrieben hatte - und wo realistisch gezeichnete Bilder manches begreiflicher machten.

Das waren meine ersten Kontakte mit der Weltgeschichte - und auch mit den alten Sagen. Denn der Kampf um Troja und andere griechische Sagen gehörten genau so zum Angebot der ›Göttinger Jugend-Bände‹ wie die Nibelungen und die deutschen Sagen. Irgendwann fand ich mit »Götterdämmerung« und »Walhall« noch zwei Bücher über die Welt der germanischen Götter. Doch die Bücher kosteten über 5 Mark - da habe ich lange drum kämpfen müssen. 95 Pfennige waren schon mal einfacher zu erbetteln. Diese beiden Bände stehen heute noch dort, wo meine Runen liegen. Und auch das Buch »Hannibal, der Karthager« hat die Zeiten überdauert - die meisten Bücher habe ich leider mal verborgt - und weg waren sie.

Aber das war nicht das Einzige, was meine Leidenschaft für Geschichte erweckte. Es gab damals in den 50ern eine Zeitschrift namens »Kristall«. Und die brachte über viele Wochen jeweils vier Seiten ›Geschichte der Menschheit‹. Und diese Geschichte wurde im Stil einer Zeitung berichtet. Die erste ›Head-Line‹ lautete »Neues Metall entdeckt. Die Bronzezeit beginnt«. Je mehr sich die Geschichte dann der Neuzeit näherte, umso kürzer wurden die Abstände. Waren es am Anfang noch manchmal zwei- oder dreihundert Jahre, wurden es dann später 50 Jahre und kontinuierlich weniger. Mit dem Attentat von Sarajewo endete diese ›Geschichte der Menschheit‹.

Zufällig ist es mir gelungen, die komplette ›Geschichte der Menschheit‹ in drei Mappen gebunden auf einem Flohmarkt zu kaufen. Sie gehört mit zu den Kostbarkeiten meiner Bibliothek - weil eben hiermit alles angefangen hat.

Es müssen auch noch historische Romane erwähnt werden, wo es damals aber wenig Neues außer den Klassikern gab. Und von »Quo Vadis« oder vom »Kampf um Rom« hätte ich ganze Seiten auswendig runter sagen können. Selbst mal so was schreiben zu wollen - auf mich hatten die bei den Verlagen ja nur gewartet. Und bei den Auslagen in den Schaufenstern der Buchläden dominierten Konsalik, Simmel oder Sandra Paretti.

Natürlich gab es Jahre, in denen ich mich weniger für Geschichte und solche Sachen und dafür mehr für Beat-Musik, Schlagzeug und Mädchen interessiert habe - aber genau wie meine Liebe zum Zirkus ist das Interesse an der Weltgeschichte nie ganz weg gewesen.

Es kam dann so richtig wieder, als Conan und mit ihm die Fantasy meinen Weg kreuzten. Ungefähr zu dieser Zeit kam auch die »Zeitkugel« als Heft-Serie - und natürlich wollte ich dann wissen, was in den Romanen Dichtung und Wahrheit war und habe in Büchern, die vorhanden waren - oder gekauft wurden - gegraben. Und wie ich schon an anderen Stellen in den Tee-Stunden geschrieben habe - bei der »Zeitkugel« war weniger ›Dichtung‹ als ›Wahrheit‹.

Ich hatte mir immer mal vorgenommen, einen Leserbrief zu schreiben. Am liebsten hätte ich auch selbst mal so einen Roman geschrieben. Jahre später hat mir Horst Hübner, der die »Zeitkugel« damals betreute (und hauptsächlich auch schrieb), gesagt, dass man einen solchen Roman sehr wohl beachtet hätte - und vielleicht nach Bearbeitung genommen hätte. Vielleicht wäre ich dann noch vor W.K.Giesa ins Schreibe-Geschäft gestartet. Nun ja, es sollte eben nicht sein - und als die Zeit-Kugel dann die Vergangenheits-Abenteuer einstellte, war die Serie für mich nicht mehr interessant.

Als ich dann meinen ersten »Professor Zamorra« verkauft hatte und auch das erste Mal in Rom gewesen war, wollte ich meine Eindrücke in einem Roman dieser Serie verwenden. Gleichzeitig hatte ich anhand eigener Studien vor Ort ja gesehen, dass Nero gar nicht der Brandstifter gewesen sein konnte - und das sollte der Hintergrund sein.

Die damals geschriebene ›Rom-Trilogie‹ ist denn auch mehr ein abenteuerlicher historischer Roman als ein ›Grusel-Roman‹. Außerdem war der Text viel zu lang und ich war damals noch zu unerfahren, um das alles zu begreifen. Als ich dann später wusste, wie es gemacht wurde, konnte ich Teile der Rom-Trilogie noch verwenden.  

Ja, das sind so die Wurzeln meiner Leidenschaft ›Weltgeschichte‹. Inzwischen verfüge ich über die ausreichende Bibliothek, fast zu jeder Epoche was zu schreiben. Doch das ist ja inzwischen vorbei. Wäre ein Verlag an meinen Ideen interessiert gewesen, hätte er sich schon gemeldet, als ich hier meine Konzepte für die Allgemeinheit zum Lesen frei gegeben habe. Ich weiß, dass der Zauberspiegel auch bei Verlagen interessiert eingesehen wird. Da in dieser Hinsicht nichts gekommen ist, wird nun auch das Letzte noch frei gegeben.

Und das Beste, das »Wahre Satyricon«, das schreibe ich ja und ihr könnt es kostenlos lesen - sogar die Verlage ... und ihnen mag es gehen, wie den Wirt, der von Till Eulenspiegel Geld wollte, weil der ihm sagte, das er vom Geruch des Bratens satt geworden sei. Till ließ ein paar Münzen klingeln - so wie er vom Geruch des Bratens satt geworden sei, so sei der Wirt jetzt vom Klingen der Münzen reich geworden.

Game over! Ihr hattet eure Chance!

Drei Phasen hat es gegeben, in denen ich ernsthaft versucht habe, in den historischen Roman reinzukommen. Das erste waren Konzepte für drei Jugendbücher, die auch Erwachsene lesen konnten. Das morgen erscheinende Exposè »Ceterum Censeo« und danach »Das Schwert der Magyaren« und »Das Banner des Regenbogens«. Für das ›Banner‹ existieren sogar noch hundert Probeseiten - mit Maschine geschrieben. Diese Konzepte stammen also noch aus meiner Vor-Computer-Zeit - vermutlich aus dem Jahr 1988.

In den 90ern machte ich noch einmal einen Versuch mit kürzeren Konzepten, die vielleicht mal bei einem Verlag gelesen wurden. In den 90ern schrieb ich noch einige sehr kurze Handlungen - wieder nichts. Obwohl heute der Roman von historischen Romanen einen Boom erlebt.

Natürlich sind diese Romane meist für weibliche Leserschaft geschrieben, weil Männer vermutlich nicht mehr lesen. Und der Kern ist eigentlich eine ganz normale Love-Story, je nachdem, in welcher Epoche es spielt. Allerdings - das sind meine Roman-Konzepte auch. Nur haben sie einen Nachteil. Sie spielen alle direkt neben mehr oder weniger großen Ereignissen der Weltgeschichte. Möglichst neben Ereignissen, für deren Hergang es keine schlüssigen wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt - und ich eben noch eine Lösung bringe, auf die man in den Fachbüchern noch nicht gekommen ist.

Genau das ist es aber, was die Verlage nicht wollen. So jedenfalls sagte es mir Dr. Helmut Pesch vom Lübbe-Verlag, als er das Konzept zum »Wahren Satyricon« zwar ablehnte, aber mir wertvolle Hinweise gab, wie man ihn ›lesbar gestalten könnte‹. In dieser Form könnt ihr diese Römer-Saga ja jetzt im Zauberspiegel lesen.

Ein moderner historischer Roman hat weitab von solchen großen Ereignissen irgendwo statt zu finden und die Hauptfiguren finden sich nicht im Gefolge des Königs, sondern sind normale Bürger und Bauern. Möglichst soll solch ein historischer Roman eine Krimi-Handlung drin haben.

Als Beispiel kann man mal Ken Folletts Welterfolg »Die Säulen der Erde« nehmen. Die ›Blaupause‹ für Folletts Roman-Handlung ist die Kathedrale von Salisbury. Als ich damals in England war und den Stonehenge besucht, habe ich auch diese Kathedrale besichtigt. Es ist eine Original-Abschrift der Magna Charta dort zu sehen und das Heiligtum von Stonehenge ist nur ein paar Meilen entfernt.

Auch Ken Follett hätte ohne weiteres den Bau dieser Kathedrale beschreiben können. Es gibt sicher genug Aufzeichnungen über Ereignisse während der Bauarbeiten und auch Namen. Aber - genau das ist es ja, was nicht gewünscht wird. Und warum sollte sich ein Ken Follett auch die Mühe machen, zu recherchieren und zu versuchen, eine Handlung in die damaligen Bauarbeiten hinein zu schreiben wenn es völlig ausreicht, eine Stadt, eine Kathedrale und die handelnden Personen einfach zu erfinden. Der große Rahmen des Hintergrundes englischer Geschichte bleibt als ungefähres Zeitfenster, wenn diese erfundene Kathedrale gebaut wurde.

Auch James Clavell hat in seinem Buch »Shogun« mit seinem ›Anjin-san‹ und ›Toranaga-sama‹ erfundene Namen eingesetzt, obwohl genau diese Figuren historische Tatsachen sind. Es hat sich nur etwas anderes zugetragen - aber diesen ›Anjin-san‹ gab es wirklich. Er war tatsächlich Steuermann und sein Name war William Adams. Im Jahr 1602 kam er mit einem schwer havarierten Schiff in Osaka an.

Togukawa Ieyasu - im Roman ›Toranaga sama‹ genannt, fasste den Plan, mit Hilfe der Engländer und Holländer und ihren Waffen alle Feinde zu besiegen und den Kaiser zu zwingen, ihn zum Shogun zu machen - zum Kronfeldherren und ersten Gebieter im Reich. Der Kaiser hatte zwar als Abkömmling der Götter die religiöse Macht - die weltliche aber lag seit dem 12. Jahrhundert  in den Händen des Shogun. Und William Adams, der ›Anjin-san‹, blieb in Japan und wurde die stärkste Hilfe des späteren ersten Togukawa-Shoguns - in dessen Familie das Amt blieb bis zur Wiederherstellung der kaiserlichen Vormacht mit der Meiji-Restauration 1867.

Wie man sieht, auch hier wäre es sehr einfach gewesen, die Namen der historischen Figuren zu belassen. Aber der Leser nimmt da eben alles hin - er liest ja kein Sachbuch, sondern einen historischen Roman und was daran nun wirklich historisch gesichert ist, interessiert ihn noch weniger als den Lektor, der das Manuskript bearbeiten muss.

Dann kommt noch etwa bei mir dazu, was bewirkt, dass meine Ideen abgelehnt werden. Sie sind nun mal gerade nicht das, was jetzt gerade populär ist. Nach dem Film »Highlander« schnellte die Zahl der historischen Romane aus dem mittelalterlichen Schottland in die Höhe. Inzwischen ist das auch mit Wikingern und Germanen so - wenn es mehr um Liebe und Herzschmerz als um klirrende Schwerter geht.

Unsere Vorfahren hätten sich gekringelt vor Lachen, welche Liebesgefühle man ihnen unterstellt. Da hatte man den Unterschied zwischen ›hoher‹ und ›niederer Minne‹ noch nicht so richtig erkannt. Aber wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden. Und genau das ist es, was der Leser - mehr noch die Leserin - will (jaaa, ich weiß, du nicht, Kerstin. Aber du weißt in diesen Zeiten ja auch wesentlich besser Bescheid als die Frauen, die das lesen ... und wärst vermutlich von allen Frauen, die ich kenne, die einzige, die in den Zeiten unserer Altvorderen überlebt hätte).

Nun gut denn. Vorhang auf für die historischen Exposès. Schade um viele Sachen - es wären sicher spannende Romane geworden... auch mit Love-Stories. Aber andere Leute können schließlich auch schreiben... und verstehen den Umgang mit den Leute der Verlage auch besser.

Und morgen kommen wir dann auf Hannibal zurück – da erscheint das erste Exposè - der Untergang von Karthago ...   

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