Ausgelöscht!
Ausgelöscht!
Das möderische Komplott gegen die Fürstin Auguste Elisabeth von Thurn und Taxis, Prinzessin zu Württemberg und Teck
Herbert Fiedler, Journalist und Autor, untersucht in diesem historischen Roman das Geschick der Ehefrau eines der wichtigsten Männer seiner Zeit, des damaligen Prinzipialkommissars.
Geboren 1734 als eine Prinzessin zu Würrtemberg und Teck wuchs Auguste Elisabeth relativ behütet auf, auch wenn ihr Vater bereits sehr früh verstarb, und ihre Mutter als Witwe versuchen musste, die Rechte ihrer Söhne und ihrer Tochter zu sichern.
1753 heiratete Auguste Elisabeth einen Cousin aus dem Hause Thurn und Taxis, den Erbprinzen Karl Anselm, Fürst von Thurn und Taxis, später Prinzipalkommissar und Stellvertreter des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches beim Immerwährenden Reichstag zu Regensburg.
In dieser herausgehobenen Position erlebte Auguste Elisabeth neben dem Glanz als Ehefrau des Prinzipialkommissars in Regensburg auch jede Menge Enttäuschungen, Verluste und Schmerzen. Es kann eine Liebesheirat gewesen sein, die zwischen den beiden zunächst bestand, dies änderte sich jedoch im Verlauf der Ehe. Sie gebar ihrem Mann insgesamt 8 Kinder, von denen sie nur drei überlebten.
Offenbar nahme Auguste Elisabeths Gemahl es nicht besonders genau mit der Treue, verstärkt durch die Tatsache, dass August Elisabeth nach mehreren Fehlgeburten mit schweren Auswirkungen auf ihre Gesundheit scheinbar nicht mehr sonderlich "gewillt" war, ihren "ehelichen Pflichten" nachzukommen.
Das Verhältnis der Eheleute verschlechterte sich so sehr, dass es im Jahre 1774, die beiden waren damals 21 Jahre verheiratet, zwischen ihnen zu einem "Versöhnungsvertrag" kam, der die Wogen glätten sollte, was aber nicht wirklich geschah.
Der Fürstin wurde eines Tages vorgeworfen, sie habe die Ermordung nicht nur ihres Gatten, sondern auch ihres herzoglichen Bruders geplant, dazu kamen immer neue Vorwürfe. Ehemann wie herzoglicher Bruder sahen "keine andere Möglichkeit", als die unwillige Auguste Elisabeth festzusetzen. Man verbrachte sie auf die Festung Hornberg, wo sie bis zu ihrem Tod bleiben sollte.
Ganz ohne Zweifel hatte sich Auguste Elisabeth ziemlich unvorsichtig verhalten bei ihren Trennungsplänen und hatte unterschätzt, wie die beiden wichtigen Männer ihres Lebens - ihr Bruder der württembergische Herzog und ihr Mann, der Prinzipalkommissar von Thurn und Taxis reagieren würden. Sie scheint sehr offensichtlich davon ausgegangen sein, dass man ihr die Möglichkeit einräumen würde, von ihrem Mann offiziell getrennt zu leben. Eine fatale Fehleinschätzung. Hornberg war nicht viel mehr als eine Festung mit unwirtlichen Räumlichkeiten, kaum geeignet als Dauerwohnsitz.
Trotz der verschiedensten Versuche, für die Arme eine Erleichterung der Verbannung an einem schöneren Wohnort zu erreichen, blieben sowohl der Ehemann als auch der Bruder uneinsichtig und unversöhnlich.
Nicht zuletzt dank des "Versöhnungsvertrages" und erhaltener Korrespondenz gelang es Herbert Fiedler in besonderer Weise, die Geschichte und seine Interpretation der Geschehnisse mit viel Material zu unterfüttern. Er konnte nicht nur darstellen, in welcher Abhängigkeit selbst die Frauen des Hochadels zu der Zeit in aller Regel noch von ihren Familienoberhäuptern und Ehemännern haben, sondern auch, wie in diesem ganz konkreten Fall alles getan wurde, um die Fürstin Auguste Elisabeth zu diskreditieren, ihren Ruf in der Öffentlichkeit zu zerstören, und dafür zu sorgen, dass sie "ausgelöscht" wurde, wie dieser historische Kriminalfall betitelt ist.
Das Buch ist sicher interessant für alle, die sich für die Geschichte des ausgehenden Rokoko interessieren, aber besonders auch ein guter Einblick in die weitgehende Rechtlosigkeit der damaligen Frauen. Deren Aufgabe, wie bei Auguste Elisabeth, war vor allem Heirat, Ehe und das Gebären von Kindern, auch wenn die Fürstin zumindest von der harten Arbeit einer Bürgerlichen, Bäuerin oder Armen verschont geblieben ist.