Der gemachte Mann - »Adrian der Tulpendieb«
Der gemachte Mann
»Adrian der Tulpendieb«
Die Ausgangskonstellation der hier erzählten Geschichte, die auf dem gleichnamigen Schelmenroman von Otto Rombach basiert, erscheint einem heute einigermaßen abstrus, beruht aber nichtsdestotrotz auf Tatsachen. Im 17. Jahrhundert wurden Tulpen in Europa zu einer heißbegehrten Ware, für deren Zwiebeln auf dem Markt teilweise mehr gezahlt wurde als für Diamanten. Das aus dem Orient stammende Gewächs stieß insbesondere in den Niederlanden auf viel Gegenliebe, weswegen in den Metropolen des Landes ein heißer Wettstreit zwischen den sogenannten Tulpisten entbrannte. Quasi über Nacht konnte aus einem Niemand ein reicher Kaufmann werden, aber ebenso schnell konnte es mit dem Leben in Saus und Braus auch wieder zu Ende gehen, sollte sich der Betreffende auf dem Tulpenmarkt verspekuliert haben.
Zu Beginn der Geschichte ist Adrian (Heinz Reincke) ein Torfknecht in Diensten des Reeders Hendrik van der Maassen (Günther Neutze). Jener wartet verzweifelt auf die Ankunft seines einzigen Schiffes, der Zuiderland, die bereits seit längerer Zeit überfällig und mit deren Untergang zu rechnen ist. Als Adrian zufällig von einem Fischer (Klaus Höhne) erfährt, dass mit Tulpenzwiebeln ein Vermögen zu machen ist, stiehlt er aus dem Garten seines Herrn drei edle Knollen, mit denen er auf dem Tulpenmarkt im Wirtshaus zum „Grünen Frosch“ mit einer hanebüchenen Geschichte Profit macht. Es dauert nicht lange, bis Adrian sowohl im Besitz eines Fuhrwerks mit zwei Pferden als auch eines Hauses in Haarlem ist. Dessen ehemaliger Besitzer, der Weber Kaspar (Karl Lieffen), wurde von Adrian gehörig über den Tisch gezogen und hat mit vermeintlich wurmzerfressenen Tulpenzwiebeln Hab und Gut verloren. Während Adrian zum Tulpenkönig von Amsterdam aufsteigt, bildet sich in der Stadt eine Widerstandsgruppe. Insbesondere Willem van Hooven (Peter Arens), der zukünftige Schwiegersohn van der Maassens, will der Tulpenmanie Einhalt gebieten und dem schändlichen Treiben in seinem Heimatland als Tulpenkommissar entgegentreten.
Es sind in erster Linie die tollen Aufnahmen an niederländischen Originallocations und der Aufwand, mit dem das Leben Mitte des 17. Jahrhunderts nachgestellt wurde, die „Adrian der Tulpendieb“ auch heute noch zu einer kurzweiligen Serie machen. Ganz nebenbei erfährt der Zuschauer hier noch einige interessante historische Fakten über die erste (gut dokumentierte) Spekulationsblase der Weltwirtschaftsgeschichte. Die trefflich besetzte Serie (die seinerzeit sogar in etwas gekürzter Form als Kinofilm ausgewertet worden war) ist von Dietrich Haugk durchweg straff inszeniert und hält geschickt die Spannung aufrecht, bis die Serie mit einem überaus amüsanten Schlussgag in der sechsten Folge endet. Die DVD-Erstveröffentlichung vereint die sechs rund 25minütigen Episoden (Gesamtlaufzeit 155 Minuten) in Schwarz-Weiß auf zwei DVDs im Amaray-Case. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist gestochen scharf und für sein Alter in exzellentem Zustand, auch der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist stets gut zu verstehen. Als Bonusmaterial gibt es ein vierseitiges Booklet (ein verkleinerter Nachdruck des Neuen Filmprogramms Nr. 4290) mit Fotos und Informationen zum Kinofilm sowie die fünfte Episode („Die Maskerade“) größtenteils (20 von 25 Minuten) in Farbe.