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Am Vorabend der Revolution - »Waffen für Amerika«

Waffen für AmerikaAm Vorabend der Revolution
»Waffen für Amerika«

Das ausgehende 18. Jahrhundert war bestimmt von gesellschaftlichen Unruhen und Veränderungen, die die Geschichte prägen und nachhaltig beeinflussen sollten. Die Lossagung der dreizehn nordamerikanischen Kolonien vom Britischen Empire, die 1776 zur Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika führte, brachte schließlich auch in Frankreich die Monarchie ins Wanken, was in „Waffen für Amerika“ anschaulich thematisiert wird.

Waffen für AmerikaGrundlage des pünktlich zur 200-Jahr-Feier der USA für das Zweite Deutsche Fernsehen produzierten Fernsehfilms „Waffen für Amerika“ von Heinz Schirk war der erstmals 1947 erschienene Roman „Die Füchse im Weinberg“ des einflussreichen deutschen Literaten Lion Feuchtwanger (1884-1958), der bereits in der Weimarer Republik bekannt geworden war und den man noch heute wegen seiner Werke „Jud Süß“ (1925), „Erfolg“ (1930), „Die Geschwister Oppenheim“ (1933) und „Exil“ (1939) kennt. Regisseur und Drehbuchautor Heinz Schirk (1931-2020) hat Feuchtwangers Vorlage in ein erlesenes Kostümdrama mit Spitzenbesetzung transferiert. So bietet die anderthalbstündige Geschichtsstunde die exzellente Ausstattung und die prächtigen Kostüme Werner Juhrkes („Dreht Euch nicht um – Der Golem geht rum oder Das Zeitalter der Musse“), die höchst unterhaltsamen und ausgeklügelten Dialoge Feuchtwangers und die Crème de la Crème deutschsprachiger Bühnendarsteller, die das Geschehen lebendig und kurzweilig zu gestalten verstehen.

Waffen für AmerikaEin Bänkelsänger (Daniel Kasztura) führt mit spöttischen Liedern in die Handlung ein, die überwiegend am Hofe König Louis XVI. (Mogens von Gadow) in Versailles angesiedelt ist. Der König steckt in einem Dilemma, weil er den auch beim französischen Volk äußerst beliebten Benjamin Franklin (Arno Assmann) bei seinen Bemühungen unterstützen will, eine unabhängige amerikanische Nation zu gründen. Denn in den 1770er Jahren tobt dort der Unabhängigkeitskrieg, mit dem sich die Kolonien von der britischen Monarchie befreien wollen. Einerseits will Louis Franklin unterstützen, andererseits kann er das Ansinnen der Rebellen nicht goutieren, sondern muss offiziell auf Seiten der Monarchie stehen, die er ja selbst in Frankreich zusammen mit seiner Gattin Marie-Antoinette (Christine Böhm) verkörpert. Aber gerade die Königin gerät zunehmend in Misskredit, denn das französische Volk will nicht länger hinnehmen, dass man am Hofe in Saus und Braus lebt, Millionen für Unsinniges verprasst, während der so genannte Pöbel Hunger leidet. Ein von Juwelier Boehmer (Friedrich G. Beckhaus) im Auftrag des Königs angefertigtes Diamant-Halsband für Marie-Antoinette bringt das Fass schließlich zum Überlaufen…

Waffen für AmerikaMit erstaunlichem inszenatorischem Geschick schafft es Heinz Schirk innerhalb kürzester Zeit, die zahlreichen Figuren des Stückes lebendig und ihre unterschiedlichen Ansichten und Einstellungen transparent werden zu lassen. Ausstattung und Kostüme ziehen das Publikum schnell in ihren Bann, so dass man das Gebaren und die Atmosphäre am Königshof rasch anschaulich nachvollziehen kann. Die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Ländern und Handlungsträgern werden spannungsreich beschrieben, während auch immer wieder Zeit für ironisch-süffisante Brechungen bleibt. Nicht nur für Geschichtsliebhaber eine gelungene Schilderung der damaligen Verhältnisse, die bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt hat. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein ganz passables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das allerdings MAZ-Artefakte aufweist und eher grobkörnig ausgefallen ist. Am deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist nichts weiter auszusetzen, Extras sind allerdings keine vorhanden.

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