Derrick und seine Fälle: Folge 4 - Mitternachtsbus
Kaum zu glauben., aber eigentlich war "Mitternachtsbus" die allererste Derrick-Folge, denn sie wurde als Erste gedreht. Aus welchen Gründen auch immer kam sie erst als vierte Folge im Januar 1975 zur Ausstrahlung.
Wiederkehrendes Schema
Wie auch schon in den zuvor gesendeten Folgen steht der Täter fest. Diesmal braucht Derrick nur etwas länger um ihm draufzukommen. Um ihm dann die Tat zu beweisen, wendet er einen Trick an. Wie schon in Folge 1 "Waldweg" tappt der Mörder in die Falle. Doch er will einfach nicht gestehen. Derrick packt die Wut. Er fasst Erich Holler an den Kragen und rennt mit ihm zum Teich. Dort wirft er ihn ins Wasser, und fragt ihn immer wieder wie er Helga wohl umgebracht hat. Dabei schlägt er dne Verdächtigen und erpresst so sein Geständnis.
Im wahren Leben hätte so ein Geständnis keinen Wert. Doch dieser vermeintlich erste Derrick sollte wohl eine andere Gangart in Sachen Krimi beginnen. Es sollte etwas härter zur Sache gehen als im Kommissar. Schon die Morde wurden detaillierter dargestellt als im schwarzweiß-Vorbild. Später wurde leider vieles wieder geschnitten, weil die Zuschauer sich beschwerten. Der Autor Herbert Reinecker selbst, soll auch Kritik an der Darstellung geübt haben. Auch im vorliegenden Fall wurde die Mordszene entschärft.
Die Sache mit Bruno
Wie einige Jahre später in der Folge "Anschlag auf Bruno", soll der Verdacht hier zunächst auf einen geistig behinderten Mann gelenkt werden. Auf den Dorftrottel sozusagen. Erstaunlicherweise heißt der auch hier Bruno. Offenbar glaubte Reinecker alle Schwachsinnigen heißen automatisch Bruno. Jedenfalls taucht der Name im Zusammenhang mit Verrückten in seinen Serien häufiger auf. Bruno wird hier sehr glaubhaft und eindrucksvoll von Lambert Hamel gespielt, der insgesamt 7 Mal in Derrick zu Gast ist. Das letzte Mal übrigens 1998 in der 279. Folge "Herr Kordes braucht eine Million".
Weitere bekannte Darsteller füllen die Besetzungsliste angenehm auf. Werner Kreindl als schmieriger Wirt, Bruni Löbel als Kellnerin, die Derrick hilft und Rudolf Platte als versoffener Vater von Bruno, der seinen Sohn für eine Flasche Schnaps an die Polizei verkauft.
Das Mordopfer spielt zum ersten und einzigen Mal in einem Derrick Christiane Schröder. Ihr tragisches Schicksal im privaten Leben ist auch in meinem umfassenden Derrick-Artikel nachzulesen. Ihre Darstellungen waren immer etwas kühl und farblos, dennoch ging eine seltene Faszination von ihr aus.
Ein sehr klassischer Derrick also, der recht sehenswert und spannend ist, auch wenn der Täter mal wieder von Anfang an fest steht.
Tappert über die ersten DrehtageBuch: Herbert Reinecker, Titelmusik: Les Humphries, Kamera: Rolf Kästel, Szenenbild: Wolf Englert, Herstellungsleitung: Gustl Gotzler, Redaktion: Claus Legal, Produzent: Helmut Ringelmann. Regie: Theodor Grädler. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Erstausstrahlung: 12.01.1975 (ZDF)
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(1) ZDF, Inhaltsangabe
(2) Horst Tappert in seiner Biographie "Derrick und ich"
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Voriger Fall: Derrick und seine Fälle: Folge 3 - Stiftungsfest
Kommentare
Achja, Edit: Bei Pluto laufen nur die ersten Folgen. Auf dem Kanal Kultkrimi von YouTube wird jeden Freitag zur besten Krimizeit eine neue Folge "Derrick" online gestellt. Inzwischen sind rund 160 Folgen drin. Und auch "Der Kommissar" ist fast komplett vertreten.