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Sherlock Holmes meets Professor Zamorra - Simon Borner - Die Furcht der Baskervilles

Sherlock Holmes - Die RückkehrSherlock Holmes meets Professor Zamorra
Simon Borner - Die Furcht der Baskervilles

Seit ein paar Jahren gibt es einen regelrechten Sherlock Holmes Boom in Deutschland. Nach Ablauf der entsprechenden Fristen sind innerhalb weniger Jahre mehr als 50 sogenannte Pastiches erschienen. Einige Autoren haben schon ein halbes Dutzend Romane vorgelegt und es gibt mehrere dem Meisterdektektiv gewidmete Reihen. Und es gibt kleine Perlen wie den Zamorraroman von Simon Borner.


"England, 1890. Für Professor Zamorra wird ein unfreiwilliger Ausflug in die Vergangenheit zum Kampf um Leben, Tod und den eigenen Verstand. Zwischen der nebelverhangenen Baker Street und den sumpftrüben Untiefen Dartmoors stößt er auf schockierende Familiengeheimnisse, sinistre Magier, eine schöne Frau mit übermenschlichen Fähigkeiten - und eine Bedrohung von jenseits der Wirklichkeit. Doch kann der Dämonenjäger gegen uralte Götter bestehen, wenn er sich selbst nicht mehr kennt?"

(Klappentext zu Die Furcht der Baskervilles, Zamorra 46)

Simon BornerEinführung
Christian Humberg (= Simon Borner) ist ein vielseitiger Autor. Er gehörte zum Team der STERNENFAUST, hat Titel zu Perry Rhodan NEO und Dämonenkiller (Zaubermond) verfasst. Darüber hinaus hat er etliche Jugendbücher geschrieben und ist zuletzt mit der Mystery-Serie Gotham Noir (Rhode Verlag) hervorgetreten. Simon Borners Einstieg in die Zamorraserie fällt wohl auf Band 885. Ab Band 897 lieferte er  zunächst eine Reihe von Regio-Horrorromanen, die in Rheinland-Pfalz spielten. Dann fand der Autor mit Band 923 "Ice Road Shockers"  in Amerika ein neues Thema und schickte den Dämonenjäger in die USA und nach Kanada.  Diesem Weg folgten auch seine ersten drei Zamorrataschenbücher (34 "Crestfallen Point", 39 "In Gothams Schatten", 43 "Boulevard der Finsternis") bei Zaubermond. Doch mit seinem vierten Taschenbuch schlug er eine andere Richtung ein.


"Der Hund von Baskerville" ist der dritte von vier Sherlock Holmes-Romanen aus der Feder von Arthur Conan Doyle. Viele Leser halten diesen Titel für den gelungensten Holmes-Roman des Autors. Simon Borner erzählt die Geschichte nun neu und ergänzt sie um einige Figuren und etliche fantastische Elemente.

Die Furcht der BaskervillesDer Roman
Es beginnt mit einem kleinen Varieté-Theater in London. Der Große Lamponelli und seine Assistentin Elvira unterhalten das Publikum mit Zaubertricks. Höhepunkt des Abends soll das Verschwinden eines Freiwilligen aus dem Publikum sein. Lady Eleanor Chadwick, die Verlobte eines Enkels von Queen Victoria, kann nicht widerstehen und meldet sich. Programmgemäß lässt der Illusionist die Frau zunächst verschwinden. Dann will er sie wieder auftauchen lassen, doch stattdessen erscheint ein fremder Mann mit weißer Kleidung und einem Amulett. Der Unbekannte wirkt desorientiert, auf die Frage "Wer sind Sie" kommt ein unsicheres Sam. Der geneigte Leser ahnt bereits, wer hier seinen Auftritt hat.

Es kommt wie es kommen muss, das Verschwinden der Lady ruft die Polizei auf den Plan und Sam wird verhaftet. Als alle Verhöre nichts fruchten, wird Sherlock Holmes eingeschaltet. Tatsächlich gelingt es dem Meisterdetektiv, die Spur der Verschwundenen aufzunehmen. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich auch heraus, das die Assistentin Elvira, eigentlich Elizabeth Lowden, über besondere Fähigkeiten verfügt. Sie kann die nähere Zukunft instinktiv voraussehen bzw. -berechnen. Doch als Eleanor Chadwick schließlich gefunden wird, ist sie bereits vom Tode gezeichnet. In einer Drogenhöhle liegt ihr grauenvoll entstellter Körper und ist nicht mehr zu retten. Handelt es sich um eine ansteckende Krankheit oder ist sie von dämonischen Mächten besessen? Auf jeden Fall ist ihr Leiden ansteckend.

Bald taucht auch eine geheimnisvolle Loge auf und was hat der Gefangene im Tower mit dem Ganzen zu tun? Die Recherchen führen schließlich zur Familie Baskerville. Und letztendlich geht es auch ins Dartmoor. Sam zeigt erstaunliche Fähigkeiten, wenn er mit seinem Amulett gegen das Böse kämpft, doch sein Gedächtnis gibt nur sehr wenig über seine Herkunft preis. So stehen Sherlock Holmes und Lizzie Lowden häufig im Mittelpunkt des Geschehens.

Simon Borner erweist sich als profunder Kenner der Sherlock Holmes Romane. So haben denn auch die Baker Street Irregulares und Mycroft Holmes ihren Auftritt. Er verbindet diese Atmosphäre mit einem guten Schuss H.P. Lovecraft:

"Es war ein unheiliges Fleisch gewordener Alptraum, ein Verstoß gegen die Schöpfung und die Gesetze der Natur! Eine Gestalt aus Schuppen, Schleim und sich wild windenden Tentakeln stand auf der zweiten, jenseits der Biegung gelegenen Treppenhälfte und sah über das Geländer hinweg nach unten. Kalte, pechschwarze Augen, denen nichts Weißes, nichts Menschliches mehr anhaftete, blickten auf John, als wollten sie zum Grund seiner Seele schauen und sie besudeln."

(Die Furcht der Baskervilles, S.87)

Fazit
Simon Borner hat ein außergewöhnliches Zamorra-TB vorgelegt. Es gelingt ihm hervorragend das Holmes-Feeling einzufangen. Das trifft vor allem auf den Teil der Handlung zu, der in London spielt. Nur an einer Stelle kam etwas Befremden auf, als Elvira einfach mit Holmes in einen Gentlemans Club geht. Eigentlich sind Frauen dort nämlich nicht erlaubt. Auch die Prise H.P. Lovecraft fügt sich gut in die Handlung ein. Die Idee, den Original Baskervilleroman von Conan Doyle mit übersinnlichen Gruselelementen angereichert neu zu erzählen, wird gelungen umgesetzt. Borner sollte öfter Bücher schreiben!

Die Furcht der Baskervilles
von Simon Borner
Professor Zamorra 46
Cover: Sandobal
211 Seiten
ISBN 978-3-95426-546-6
Zaubermond 2013

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