Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965 - SS - Secret Service
Österreichische Raritäten
Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965
SS - Secret Service
Als ich das erste Mal eins der Heftchen in die Hand bekam, dachte ich, das kann doch nicht wahr sein. Wie konnte ein Heftchen mit einem derartigen Titel damals erscheinen, aber offensichtlich fand die amerikanische Besatzungsmacht nichts an dieser Abkürzung und dem Titel auszusetzen. SS war wohl für sie eine normale Abkürzung für Secret Service.
Diese Reihe aus dem Schwicker Verlag in Linz ist in den Jahren 1951/52 in insgesamt 4 Heften erschienen. Die Autoren benutzten verschiedene Pseudonyme, es ist heute kaum mehr feststellbar, wer dahintersteckte. Es handelt sich dabei um folgende Hefte:
SS - Secret Service
Lt. Katalog der österr. Nationalbibliothek sind auch nicht mehr als diese 4 Hefte in den Jahren 1951-1952 erschienen. Es wurden 2 weitere Hefte angekündigt, wobei es für das 5. Heft 2 verschiedene Titel gab.
Diese Romanreihe ist eine Mischung aus Spionage- und Kriminalroman, die zur Zeit des kalten Krieges in den 50-ern spielt.
Ich habe diese Heftchen als eBooks von einem Freund erhalten, da ich sie mir wohl kaum gekauft oder in der Nationalbibliothek kopiert hätte.
Da diese weitgehend unbekannten Romane praktisch kaum mehr erhältlich sind, werde ich daher versuchen, etwas über den Inhalt dieser Romane zu erzählen.
SS - Secret Service
Chester Rodney ist Spezialagent des FBI und soll mit seinen Partnern den Verdacht gegen einen Drehbuchautor namens Maxim Capristi überprüfen. Dieser will einen Film in der Mohavewüste drehen, und zwar ausgerechnet dort, wo sich ein geheimes Regierungslabor für Atomforschung befindet.
Das geheime Labor befindet sich in einem alten Bergwerk und der Zugang ist als Brunnen getarnt.
Letztlich scheitern die Verbrecher und werden vom FBI unschädlich gemacht.
Frank Googley wird vom Secret Service, getarnt als Journalist, nach Korea entsandt. Er soll dort eine undichte Stelle, durch die Informationen an den Feind gehen, ausfindig machen.
Besonders der Tod eines koreanischen Verbindungsoffiziers macht ihn mißtrauisch. Durch seine Freundin Caty, die im amerikanischen Hauptquartier arbeitet, bekommt er neue Hinweise und Verdachtsmomente auf den Spion.
Frank wird von koreanischen Agenten gekidnappt, kann sich aber befreien und die Anführerin der Agenten, Kim Oh enttarnen, die ebenfalls im Büro des amerikanischen Hauptquartiers arbeitet.
Die Spionin endet vor einem Erschießungskommando.
Ein Matrose wird in New York von falschen Polizisten erschossen. Ben Scott vom FBI soll den Diebstahl von geheimen Dokumenten aufklären. Die Schlüssel zu dem Safe werden von Oberst Wilcott vom Generalstab aufbewahrt, der allein den Safe öffnen kann.
Der Diebstahl der geheimen Dokumente scheint unerklärlich. Bei seinen Nachforschungen stößt Ben auf eine Sekte von Anhängern der Göttin Kali und ein seltsames Nachtlokal, in dem Seancen abgehalten werden. Es stellt sich heraus, daß auch Oberst Wilcott dort Besucher war und hypnotisiert wurde, damit er selbst die Geheimdokumente aus dem Safe nahm.
Die Sekte entpuppte sich zuletzt als eine Spionageorganisation.
James Price vom FBI wird nach Casablanca geschickt, um dort eine deutsche Spionagezentrale zu finden. Er wird von den Franzosen als Spion verdächtigt und muß verschwinden, wobei ihm Jacqueline Drummond, eine Kollegin hilft. Er entdeckt dann, wie die Nachrichten an die deutschen U-Boote übermittelt werden und daß die Informationen von einem französischen Offizier stammen. Zuletzt wird seine Kollegin auch seine Verlobte, mit der er nach Amerika zurückfliegt.
Wenn diese Romane auch nicht zu meinem Sammelgebiet gehören, sind sie jedenfalls lesenswert, wobei mir das 1. Heft am Besten gefallen hat. Falls man so ein Heft bekommen kann, sind diese Heftchen durchaus zu empfehlen.
Es dürften zwar weiteren Hefte geplant gewesen sein, mehr als diese 4 Hefte sind nicht erschienen. Das typische Schicksal, wie ich sagen muß, vieler österr. Kleinserien.
Vielleicht waren die Romane auch für den Umfang von 64 Seiten bei einem Preis von 3,- Schilling zu teuer und daher auch kein kommerzieller Erfolg, wenn man das damalige Preisniveau berücksichtigt.
Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen Heftserien.
Kommentare
Obwohl der letzte Roman merkwürdig klingt, da die ersten ja typische 50er-Storys zu sein scheinen. .Ist das eine Kriegsgeschichte?
BTW: Der Hethke betrachte Band 1 als Phantastik - die Beschreibung liest sich eher nach normaler Spionage.
Sag mal, sagt dir die italienische Romanserie Il racconti di Dracula was? Das waren wohl Taschenbücher, lief wohl von den Endfünfzigern bis Ende siebzig. Einzelromane? Ist wohl schwer zu kriegen und Infos so gut wie null.
studilovecraftiani.blogspot.de/2014/04/i-capolavori-de-i-racconti-di-dracula.html
Mehr weiß ich da auch nicht. Informationen sind sicher sowieso schwer zu finden, bei den Spaniern und Franzosen ist zumindest in Deutschland das eine oder andere erschienen. Das macht die Suche nach Informationen einfacher (gezielter suchen hilft beim Finden) - und in den Geisterwald-Katalogen hab ich dann auch jeweils einige grundlegene Infos drin. Italien wurde von den deutschsprachigen Verlegern ja völlig ignoriert.
Vielen Dank! Ja, ist schon merkwürdig, dass man Italien so ignoriert hat. Entweder es gab keine bezahlbaren Übersetzer oder die Romane waren zu fremd für den hiesigen Geschmack. Oder wurden einfach nicht für tauglich befunden damals für den Heftemarkt.
Und danke für den Link. Wie man sieht, werden auch anderswo die alten Kamellen aus dem Keller geholt.
Was die ollen kamellen betrifft - die sind halt günstig zu haben. ;) Und manchmal muß man nicht mal den Staub wegmachen. Das wird auch oft mitsamt Staub gelesen - da spart man sich gleich noch den Lektor ein.