Der Untergang einer Beziehung - Was ich getan habe von Anna George
Der Untergang einer Beziehung
Was ich getan habe von Anna George
David war bereits vorher einmal verheiratet und will bei Elle alles besser machen als in seiner ersten Ehe. Doch als die erste Verliebtheit etwas nachlässt, entdeckt Elle immer tiefere Abgründe in Davids Verhalten und Psyche.
Anna George erzählt uns die Geschichte von David und Elle in zwei Zeitebenen. Auf der einen Seite begleiten wir David in der Gegenwart, der nach dem von ihm begangenen Mord ziellos mit seinem Auto durch die Stadt fährt und schließlich bei seinem Paten Reg, einem pensionierten Kronanwalt, landet. Auf der anderen Seite löst sich Elles Geist aus ihrem leblosen Körper und sieht sich selbst verrenkt auf dem gefliesten Boden liegen. In ihrem körperlosen Zustand erinnert sich Elle an die Entwicklung ihrer Beziehung zu David vom ersten Kennenlernen bis zu dem aktuellen Vorfall.
Bereits 2015 erschien Anna George´s Debütroman „Was ich getan habe“ unter dem Originaltitel „What came before“ (was in meinen Augen ein passenderer Titel ist) und kommt nun im btb-Verlag auch im deutschsprachigen Raum auf den Markt. Zehn Jahre lang hat George an ihrem ersten Buch gearbeitet und widmet es in ihrer Danksagung Frauen und Kindern, die von ihren Partnern und Vätern ermordet worden sind. Ebenso wie ihre weibliche Protagonistin ist George Anwältin und arbeitet beim Fernsehen, wo sie vor ihrem Roman einige Drehbücher verfasst hat. Sie lebt in Melbourne und hat in Australien mit „The lone child“ bereits ihr zweites Buch veröffentlicht.
Georges erstes Werk war für mich kein leicht zu lesendes Buch. Durch den überwiegenden Fokus auf den Erinnerungen von Elle und somit der Beziehungsentwicklung des Paares liest sich die Story in den ersten zwei Dritteln hauptsächlich wie ein Liebesroman und nicht wie ein Thriller. Diese auf dem Cover vorgenommene Genreeinordnung finde ich für „Was ich getan habe“ nicht sehr glücklich gewählt, ich würde eher von einer tragischen Beziehungsgeschichte sprechen.
In Erwartung eines Thrillers hatte der Roman für mich deutliche Längen. George schildert die Interaktionen zwischen David und Elle äußerst ausführlich, jedes Mundwinkelzucken und Augenbrauenheben wird interpretiert und hinterfragt. Dies ist vermutlich auch nötig, um die Komplexität der gegenseitigen Abhängigkeit der beiden nachvollziehen zu können, war mir aber an vielen Stellen einfach zu überladen. Da fiel das Weiterlesen vor allem in der ersten Hälfte teilweise schwer und war für mich hauptsächlich davon getrieben, herauszufinden, worauf George nun eigentlich hinauswill.
Nach den ersten zwei Dritteln zieht die Handlung aber doch etwas an und hier kam für mich erstmals etwas Spannung auf, die sich zum Ende hin dann auch noch etwas zu steigern vermag. Am Schluss hinterlässt George mich melancholisch mit ihrem doch recht düsteren Tenor, der aus dem ganzen Buch spricht: Lieben bedeutet tödliches Risiko.
Nun bin ich aber auch kein Fan von Beziehungsgeschichten, nicht umsonst haben sich „Frauenromane“ als so ungefähr einziges Genre noch nie zwischen meinen gekauften oder geliehenen Büchern gefunden. Für mich ist da schnell alles zu melodramatisch, die Figuren in ihrer Emotionalität zu aufgeblasen. Sprachlich schreibt George aber durchaus flüssig und ansprechend, und auch die Darstellung von Davids Charakter finde ich sehr gelungen. Jemand, der gerne Liebesromane liest, mag an „Was ich getan habe“ daher sicher Gefallen finden, zu meinen Favoriten gehört es jedoch leider nicht.
Was ich getan habe