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Hard Case Crime - Spillanes Hammer

Hard Case CrimeHard Case Crime
Spillanes Hammer
 
Mike Hammer kenne ich noch aus meinen Teenagerjahren. Für mich hatte Stacey Keach genau die richtigen Gesichtzüge ... Moment, werden jetzt Leute aufschreien. Mike Hammer war doch die von Mickey Spillane erfunden Romanfigur. Mit Betonung auf ROMAN! Genau. Das stimmt auch. Nur war für mich der erste Kontakt mit dieser Figur eben das Fernsehen. Eine Serie, die in den 80-/90er Jahren lief und mir damals durch die Erzählstimme einige ganz neue Facetten zeigte.

 

Es dauerte viele Jahre, bis ich mich selber einem Roman über Mike Hammer widmete: „I, the Jury/Ich, die Jury“. Der Roman war gut, lieferte mir aber doch nicht genau das, was ich von einem Werk erwartete. Dass ich keine weiteren Bücher davon kaufte oder las, sagt eigentlich genug aus. Aber eines weiss ich heute noch: das Gesicht von Stacey Keach konnte ich beim Lesen nie verdrängen.

Es drängt sich manchmal heute noch auf, wenn ich Geschichten über einen harten Detektiv lese, der von einer gefährlichen Frau engagiert wurde.

Mickey SpillaneDie Romane von Mickey Spillane waren in den 50er, 60er und 70er sehr erfolgreich, auch wenn er von vielen Kritikern als „Persona non grata“ eingestuft wurde. Er entsprach mit seiner ausdrucksstarken und beinahe surrealistischen Ich-Erzählweise der Mike Hammer-Romane nicht dem Durchschnitt. Sex und Gewalt kamen genretypisch stark zum Ausdruck, und der schnörkellose Erzählstil tat sein übriges dazu. Seinen Lesern gefiel die Mischung, und der Erfolg gab Mickey Spillane recht.

„Kiss me, Deadley/Küss mich, Tod“, ebenfalls zu der Hammer-Reihe gehörend, war der erste Privatdetektivroman, der Einzug in die Bestsellerliste hielt.

Mickey Spillane’s Karriere war ein auf und ab. Er äusserte sich auch, dass er nur schreibe, wenn er Geld brauche. Tat er das nicht, widmete er sich anderen Dinge – er liebte das Fliegen, reiste mit einem Zirkus durchs Land und trat in Filmen auf. Bekannt sind seine lukrativen Miller-Lite-Beer-Werbespots, worin er sich selbst und Mike Hammer zwanzig Jahre selber parodierte.

Spillane starb im Juli 2006. Ein Schriftsteller mit Rang und Namen und darf heute zu Recht mit Grössen wie Raymond Chandler, Dashiell Hammett und Ross MacDonald im selben Satz genannt werden.

Der Roman „Das Ende der Strasse/Dead Street“ erschien postum und wurde von Max Allan Collins sorgfältig überarbeitet und zu Ende geschrieben, ganz im Sinne des Verstorbenen und wie er es noch zu Lebzeiten von ihm gewünscht hatte.

„The Goliath Bone“ wurde auf englisch ebenfalls bereits veröffentlicht, und soll eine von zwei Mike Hammer-Geschichten sein, die das Vermächtnis von Mickey Spillane sein sollen.
„King of Weeds“ wird hoffentlich dem bald folgen, ebenso der Abenteuerroman „The last Stand“, die von Spillanes Frau Jane ebenfalls in Max Allan Collins Hände gelegt wurden. Hoffen wir, dass der vielbeschäftigte Autor bald die nötige Zeit findet, um sich diesen Werken zu widmen.

Wünschenswert wäre es.

„Das Ende der Strasse/Dead Street“ ist Mickey Spillanes erster Roman im „Hard Case Crime“-Verlag. Hoffentlich werden die ausstehenden Werke auch hier veröffentlicht.

Viel Spass mit nachfolgender Rezension.

Mickey Spillane - Dead StreetDas Ende der Strasse
von Mickey Spillane
Hard Case Crime Nr. 007, August. 2008
223 Seiten; Übersetzung: Lisa Kuppler
ISBN: 978-3-86789-049-6
€ 9,90 | Sfr. 18,90

Rotbuch

„Für diese Frau würden Männer töten ...“

Jack Stang, ehemaliger NYPD-Cop lebte zwanzig Jahr mit der Erinnerung an den Tod seiner Freundin und einem misslungenen Entführungsversuch. Wenn sie nun überlebte, aber ihr Gedächtnis, ihr Augenlicht und alles andere, was sie besass, verloren hat ... ausser ihre Feinde?

Nun wird Jake Stang eine zweite Chance im Leben geboten: Rette die einzige Frau, die er je geliebt hatte oder verliere sie für immer!


Das Buch ist schnörkellos geschrieben, lässt aber einen Schreibstil durchscheinen, der den Meister aus härteren Tagen ahnen lässt. Vielleicht hat auch Max Allan Collins Hand angelegt und den Roman zeitgenössischer gemacht, als er es sonst geworden wäre.

Sicher, Jack Stang wird als der gnadenlose Richter dargestellt, der er zurecht auch sein soll, doch der in die Jahre gekommener Ex-Cop ist so gezeichnet, dass man mitfiebern kann. Seine Handlungen sind nachvollziehbar, auch wenn Jack Stang, wie sein grosser Bruder Mike Hammer, kein Erbarmen zeigt, wenn es darum geht, einen Fall zu lösen. Und Gnade Gott allen, die ihm dabei im Weg stehen.

Ein ausgezeichneter Roman, der Lust darauf macht, sich auch einmal mit älteren Werken von Mickey Spillane zu befassen. Ich denke mir, dass dies nicht das letzte Buch von ihm war, das auf meiner Leseablage landet und gelesen werden will.

Dead StreetMikey Spillane:
Geboren 1918, Schöpfer des legendären Mike Hammer. Seine Bücher verkauften sich weltweit über 140 Millionen Mal. Er wird als Begründer und als die Drehscheibe des bekannten Hardboiled-Romans betrachtet, wie die Sparte heutzutage bekannt ist.

Der König des Pulp verstarb 2006.


Das Buch im Original:
„Dead Street“
Hard Case Crime No 037, Nov. 2007
219 Seiten
ISBN: 0-8439-5777-8
$ 6,99
Hard Case Crime


 

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