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Die Klagenfurter Kneipen-Krimis: Geplantes, Gescheitertes und Sabotiertes

Klagenfurter Kneipen KrimisGeplantes, Gescheitertes und Sabotiertes

Es folgt eine Aufstellung der von Roland Zingerle, dem Schöpfer der 19-bändigen Romanheftserie „Klagenfurter Kneipen-Krimi“ angedachten, aber (bisher) noch nicht in die Tat umgesetzten Konzepte, die in Zusammenhang mit seinen erheiternden Detektivgeschichten stehen.

Daneben werden auch noch einige anvisierte weitere Projekte des geschäftigen Schriftstellers vorgestellt, wie etwa Aktionen im Bereich Film, Theater oder im Tourismus, die mit der Pulp-Publikation in keinem direkten Zusammenhang stehen. 

 

Zu seinen sonstigen angepeilten Vorhaben, auf die in diesem Beitrag näher eingegangen wird, zählen z.B. die Produktion von „Klo-Krimis“ oder der Vertrieb des „Kärntner Jausenpackls“.


Klagenfurter Baudenkmale im 5. Kneipenkrimi 1.) Mörderische Exkursionen durch die Kärntner Hauptstadt
* MMag. Zingerle plante noch vor Erscheinen des ersten Klagenfurter Kneipen-Krimis 2006, zusammen mit der Einführung der Heftserie auch eine Art „Rätsel-Rallye“ durch die Gasthäuser Klagenfurts zu veranstalten. Die Leser(innen) der Erstausgabe der „Leiche im Lendkanal“ hätten – passend zum Reihentitel –  in Kneipen wichtige Hinweise zur Lösung des Falles, bei den am Projekt beteiligten Wirten einholen sollen:
Die Schlusskapitel des Romans, die die Klärung des Mordfalles schildern, wären nur denjenigen ausgehändigt worden, die „interaktiv“ höchstselbst bei den im Krimi genannten Lokalen vorbeigekommen wären..

Dieses Konzept hätte Roland Zingerles Interfiktions-Pläne „auf die Spitze“ treiben sollen: Mit genannter Leserbeteiligungsmethode samt den dadurch gegebenen Werbemöglichkeiten für die involvierten Gastronomen, wollte er seine Erzählungen radikal von jeder anderen Form der Literatur abgrenzen.
Des Autors Vorgespräche mit befreundeten Restaurantbesitzern nahmen dem Eigenverleger jedoch bald den Wind aus den Segeln: Der Tenor der Rückmeldungen lautete „kindisch“ und das Unternehmen wurde noch vor Vollendung der Debütgeschichte als unpraktikabel verworfen.

* Sogenannte „Mord-Tour“-Themenführungen durch die Landeshauptstadt hätten nach Promoter Zingerles weitreichenden Plänen Touristen und Einheimische an die Schauplätze grausiger Bluttaten in Klagenfurt versetzen sollen. Um als Veranstalter entsprechende Örtlichkeiten ausfindig zu machen, recherchierte der Publizist im Kärntner Landesarchiv nach Aufsehen erregenden Mordtaten in seiner näheren Umgebung

Zusätzlich wollte Zingerle über die makabre Materie noch einen Kneipen-Krimi, der für entsprechende Publicity sorgen sollte, sowie eine wissenschaftliche Abhandlung verfassen:
Die Lektüre der unterschiedlichsten historischen Quellen bis ins 16. Jahrhundert zurück, die im Archiv zu meiner Verfügung standen, brachte leider nicht das gewünschte Ergebnis: Neben Totschlägen im Zuge von Wirtshausraufereien oder bei Raubüberfällen, gab es nur Tötungen im Affekt, aber keine nennenswerten klassische „Meuchelmorde“ in Klagenfurt.
Das Vorhaben verlief also letztlich deshalb im Sande, weil meine Landsleute einfach zu friedlich waren!
* Ein ähnliches Projekt, in Zusammenarbeit mit einem Kärntner Radiosender und der Klagenfurter Tourismusabteilung ausgeheckt, kam deshalb nicht zustande, da es an den finanziellen Kapazitäten mangelte: Für den freischaffenden Schriftsteller ist „Zeit gleichbedeutend mit Geld“ – Geld, das ihm für die Organisation dieser Thementouren niemand bezahlen konnte:

Zingerle hatte 2007 einen Kulturwanderweg durch die Stadt Klagenfurt geplant, der den Abenteuern der fiktiven Hobbydetektive Hubert Pogatschnig und Ludwig Melischnig, wie sie im Kneipen-Krimi „Der Strecker von Welzenegg“ beschrieben wurden, gefolgt wären.
Diese Führung zu zentralen Baudenkmälern der Stadt hätte unter anderem am Palais Helldorf (am Foto: links oben), am „Wörthersee-Mandl“ (rechts oben), an der „Goldenen Gans“ (li u.), an der Statue des Bernhard von Spanheim (re u.) und beim Klagenfurter Stadttheater (siehe Foto unten bei Punkt 8) Station gemacht.


2.) Inhaltliche Ideen für den Kneipen-Krimi, die nicht mehr umgesetzt werden konnten
Roland* Wäre die Heftserie nicht vorzeitig eingestellt worden, hätte Roland Zingerle in den Folgeromanen noch zusätzliche – bis dato zurückgehaltene – Informationen über die Vergangenheit seiner beiden Schnüffler Pogatschnig und Melischnig preisgegeben.

* Die „ehrenwerten“ Vertreter der Kärntner Gesellschaft wie z.B. Landesrat Martin List und Huberts Ex-Freundin, Kontrollinspektorin Christiane Schulz hätten in den noch nicht ausformulierten Geschichten auch künftig ihr Unwesen getrieben:
Christiane Schulz wäre als dauerhaftes Ärgernis für die Ermittler ein ernst zu nehmender Feind geworden: Zwar hätte ich ihr nach der Scheidung von Landesrat List die Schwingen der Macht wieder abmontiert – um sie nicht zu mächtig werden zu lassen – doch Christiane hätte weiterhin gegen Pogatschnig, Melischnig und Chefinspektor Ogris intrigiert und allen dreien bei jeder Gelegenheit das Leben zur Hölle gemacht.
Wiederkehrende Verbrecher, also die pulp-typischen „Superschurken“, die am Ende der Krimis jeweils entkommen um danach aufs Neue Schandtaten in späteren Heften auszubrüten, waren dagegen nicht vorgesehen.

* Auch Protagonisten wie der Pechvogel Günther Brandhuber oder die Journalistin Barbara Stromberger wären bei Fortführung der Serie noch des öfteren in den Erzählungen aufgetaucht.
Selbst der eigentlich schon aus dem Verkehr gezogene Batman-„Imitator“ Giga-Guy hätte noch einmal zuschlagen dürfen.

* Zingerle hatte zudem ins Auge gefasst, die Geschichte des Kanalmenschen „Feuerbacher“ aus der „Weißen Witwe“-Story neu aufzugreifen und einen Kneipen-Krimi vollständig in der Klagenfurter Kanalisation spielen zu lassen. Der Arbeitstitel des an den Film „Der dritte Mann“ angelehnten Romans war bereits festgesetzt und lautete „Unterstadt“.

* Ursprünglich angedacht war auch eine Liebesbeziehung der Kommissarstochter Heike Ogris mit Hubert Pogatschnigs widerlichem Zwillingsbruder Herbert: Auf diese Weise hätte Heike den von ihr verehrten Pogatschnig doch noch zum Freund bekommen – wenn auch nur das charakterlich abstoßende Ebenbild Huberts.

* Zur Identifikation für weibliche Leser war nach Christiane Schulz´ Wechsel auf die „dunkle Seite“ des Machtgefüges in Kärnten als Heldinnen-Ersatz noch im vorletzten Heft die Bezirksinspektorin Anna Wratschko eingeführt worden. Ein Charakter, der laut Zingerle in den zwei Schlussbänden jedoch nicht mehr so richtig zur Geltung kommen konnte:
Anna war als integre, tüchtige und zu hundert Prozent loyale Stellvertreterin von Chefinspektor Ogris konzipiert, welcher Wratschko jedoch aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Nähe zum zwielichtigen Landesrat List stets misstraut hätte.
Das wäre in höchstem Maße ungerecht gewesen, doch auch eine Positivfigur wie Leopold Ogris ist eben nicht ohne Makel.
Anmerkung: Eine davor als regelrechte Unperson von Zingerle entwickelte Assistentin Ogris´ namens Olga Klantschnik, die als Leopolds negativer Widerpart eingesetzt worden wäre, blieb deshalb außen vor, da der mitgeplante, permanente Konflikt zwischen Kommissar und Untergebener „eine Front zuviel in der Handlung“ gewesen wäre.

* Eine seiner – letztendlich nicht mehr erschienenen – Detektivgeschichten hätte Roland Zingerle in ferner Zukunft (ca. 2050) beginnen lassen, in der Hubert Pogatschnig bereits im Altersheim sitzt und ein Verbrechen aufklärt, das in der Jetztzeit stattgefunden hat. In dieser Story erinnert sich Hubert an unsere Gegenwart zurück, wo er an dem Kriminalfall noch vergebens ermittelt hatte.


3.) Die Brotzeit übers Internet
ProduktfotoKein Schubladenprojekt bleibend und tatsächlich von MMag. Zingerle durchgeführt wurde der Versand des „Kärntner Jausenpackls“ 2008. Der freischaffende Publizist versorgte eine Zeit lang nicht nur seine LeserInnen mit Kriminalromanen, sondern auch seine außerhalb Österreichs lebenden Landsleute mit von ihm zusammengestellten „Esspaketen“, die mit deftig-kulinarischen Köstlichkeiten aus Zingerles Heimatbundesland befüllt waren:
Ich habe ursprünglich in „Auslandskärntner“-Plattformen und in Internetforen recherchiert, ob überhaupt Nachfrage nach so einem Jausenpaket bestehen würde – die Rückmeldungen waren durchwegs ermutigend und selbst in Singapur lebende Kärntner zeigten Interesse.
Die Anregung zum Lebensmittelversand, der wegen der strengen Exportbestimmungen anfangs über Deutschland nicht hinausgehen sollte, war dabei nicht vom Groschenheft-Verleger Wolfhart Luther übernommen worden, der in den 1970er Jahren neben Heftromanen auch Schwarzwälder Schinkenspezialitäten ausgeliefert hatte:
Der mit Roland Zingerle befreundete Pörtschacher Kulturwirt Kurt Eisler hatte den Schriftsteller in ein Gespräch über seine im Gasthaus angebotenen Geschenkkörbe verwickelt, was Zingerle den unmittelbaren Anstoß gab, den Versandhandel via Internet auszutesten.

An Heimweh erkrankte Exilkärntner oder Touristen mit einer Nahebeziehung zu Österreichs südlichstem Bundesland konnten nach dem Start des Unternehmens einen automatischen Lieferservice-Vertrag für vier Zusendungen im Jahr mit MMag. Zingerle abschließen:
Jeweils im „Packl“ enthalten waren Speck, Hartwürste, Salami, Streichwurst und Obstschnaps aus regionaler Erzeugung sowie Brote und ein Reindling (= ein Kuchen) von Zingerles Kunstdozenten-Kollegen, dem Klagenfurter Bäckermeister Werner Wultsch.

Mit Unterstützung seines Vaters, der das Projekt als Teilhaber zusammen mit dem Autor finanzierte, kam das auch in den Medien aufgegriffene und z.B. in der "Kleinen Zeitung" vorgestellte Produkt im März 2008 in den Handel:
Von der Idee waren alle begeistert – nur gekauft haben zu wenige und das „Jause von zuhause“-Angebot wurde inzwischen wieder zurückgezogen. Kurioserweise stammten alle meine Kunden ausschließlich aus Österreich – entgegen der anvisierten Zielgruppe haben vor allem auch Kärntner in Kärnten Pakete erworben, z.B. eine ältere Dame, die ihren Sohn in Wien damit beschenken wollte.

4.) Movie-Time

* Bereits die allerersten Erzählungen des angehenden Schriftstellers Roland Zingerle waren von Filmen und Fernsehsendungen inspiriert: Nach dem Betrachten von „Moby Dick“  z.B. schrieb der damals Achtjährige einige Walfänger-Abenteuergeschichten. (Siehe auch den Beitrag über Zingerles Jugendwerke im KKK-Schreibarbeiten-Artikel.)

Das "R. Z. Produktion" VorlegeblattFasziniert vom Medium Film erstellte der umtriebigen Teenager „Drehbücher“ für erste Aufnahmen, die er noch auf Super-8 festhielt. Neben eigenhändig hergestellten Zeichentrick-Sketches kamen „seriösere“ Natur- und Reisedokumentationen hinzu, die Zingerle neben Dia-Reihen in der Unterstufe des Gymnasiums in der Klasse vorführen durfte.
Der Großteil meiner filmischen Gehversuche ab meinem zwölften Lebensjahr ging in Richtung Klamauk bzw. Handlungen, bei denen ich mit Kameratricks experimentieren konnte. Aufgrund der hohen Kosten der Super-8-Filme und deren Entwicklung – damals umgerechnet ca. 8 Euro für 3,5 Minuten – dauerte der längste dieser Streifen gerade einmal 11 Minuten.
Inspirationsquellen für die selbstproduzierten Kurzfilme seiner Jugend waren u.a. die Star Trek-, Star Wars- und James Bond-Serien; Schwarz-Weiß-Klassiker mit Heinz Rühmann, Heinz Erhardt und Fernandel; TV-Kulthits wie „Columbo“ oder „Kottan ermittelt“ sowie im Cartoon-Bereich Animationssendungen im Stil von „Tom und Jerry“.

* Zu seinen Lieblings-Filmen bzw. -Fernsehserien der jüngeren Zeit zählen im Übrigen Avatar, Matrix, Herr der Ringe, Harry Potter; die Simpsons bzw. Monk; Bruce Willis-, Jackie Chan- und Steven Seagal-Actioner sowie billig gemachte Horror-Movies: Je trashiger, desto besser.

Motive aus Spielfilmen greift Roland Zingerle bis heute immer wieder auch für seine Erzählungen auf – allerdings nicht, um sie zu kopieren, sondern um reizvolle Ideen daraus „weiterzuspinnen“: Indem er etwa versucht, einige halbgare Einfälle der Drehbuchschreiber für seine Geschichten zu perfektionieren.
Z.B. basiert ein Handlungsabschnitt in einem der Krimis, in dem völlig vertrottelte Gangster eine Lunte zur Bombe just durch einen Heuboden legen und diesen ungewollt in Brand setzen, auf einer Filmsequenz mit ähnlichem Setting. Eine Szene, in der das vom Autor Erwartete – eben dass sich das Stroh entzündet – dann doch nicht eingetreten ist und ihn zur „Verbesserung“ animierte.


5.) „Necator“ und Armin Assinger

* Höhepunkt seiner jugendlichen Beschäftigung mit dem Medium Film war die Fabrikation eines 50-Minuten VHS-Spielfilms, bei dem das 13-jährige Mastermind Zingerle die Regie führte, die Filmmusik komponierte, danach am Klavier intonierte und später via Kassettenrekorder abspielte, als die Kamera die Inserts aufnahm.

Der Titel der „R.Z.-Production“ lautete „Necator" – so genannt in Anlehnung an den „Terminator“. (Anm.: „Necare" ist das lateinische Verb für „töten". )
Inhaltlich geht es um einen von mir verkörperten, hochgezüchteten Roboter, der seinen Schöpfer tötet und Amok läuft. Ein unbeteiligter Bürger wird zum Ziel des üblen Necators und versucht daraufhin, mit Hilfe anderer Leute, die er zufällig kennenlernt, seinen Verfolger zu stoppen. Als klar wird, dass das nicht gelingt, lässt er sich auf einen Boxkampf mit dem Maschinenmenschen ein, bei dem er dessen einzige Schwachstelle erkennt und auszunutzen weiß.
Zingerle und zwei seiner Freunde spielten alle fünf Rollen und sein Vater führte die Kamera, die über das Dreh-Wochenende von einer Videothek ausgeliehen wurde. Geschnitten wurde der Streifen mittels zweier Videorekorder, die mit einem Überspielkabel verbunden waren.
Die "Gesamtproduktionskosten" beliefen sich auf 1000 Schilling (ca. 73 Euro) und wurden vom Taschengeld des umtriebigen Gymnasiasten finanziert.

* Dass gut 2 Jahrzehnte später einer seiner Klagenfurter Kneipen-Krimis für das öffentlich-rechtliche Fernsehen Österreichs mit TV-Star Armin Assinger in der Hauptrolle verfilmt werden sollte, konnte Zingerle zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Nur: Wie es derzeit aussieht, dürfte die geplante und 2008/2009 noch aufwändig vorbereitete „Karawankenkrimi“-TV-Serie rund um Hubert Pogatschnigs Einsätze in Klagenfurt aber jetzt doch nicht realisiert werden. Nach der Erstellung des Pilotfilms wurde das Unterfangen von den Sparmeistern im ORF vermutlich auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben.

Am Karawanken Krimi SetDas Foto vom Drehort zeigt den am Set in Wien auf seinen (Cameo-)Einsatz wartenden Roland Zingerle in der Schürze eines Brauerei-Mitarbeiters (Mitte), den ORF-Redakteur Alexander Vedernjak (links) und den Produzenten Wolfgang Rest.

* Neben der Herstellung der beiden Werbefilme für seine Romanserie (Anm: Zu den Heften „Lindwurmtöter“ und „Stumme Zeugen“) sowie der Beteiligung an besagtem „Karawankenkrimi“, in denen MMag. Zingerle jeweils kleinere Parts verkörperte, kam es zu keinen weiteren Schritten mehr in Richtung Regiearbeiten oder Schauspielerei.
Klar würde es mich reizen, in einem Film eine Rolle zu übernehmen, aber wirklich nur, um es einmal ernsthaft ausprobiert zu haben. Ein weiteres berufliches Standbein als Schauspieler ist für mich allerdings kein Thema.
Als Drehbuchautor und „Regisseur“ habe ich die Promo-Spots für die Kneipen-Krimis betreut. Mit anderen Partnern wollte ich einige filmische Kleinstprojekte anleiern – aus denen dann aber nichts geworden ist.

6.) Die Krux mit dem Radiomacher, der Wikipedia und der Justiz

* Auch eine Hörspiel-Aktion, die zusammen mit Zingerles Verlag Heyn und dem Kärntner Lokalradiosender „Radio Harmonie“ für 2007 entworfen wurde, musste letztlich ad acta gelegt werden, da der zuständige Senderleiter nach Berichten von Beteiligten ausgemachte Termine nicht einhalten konnte und dem komplexen Vorhaben die nötige Aufmerksamkeit verweigerte.

Roland Zingerle hatte sich erhofft, den Zuhörern on air eine neuverfasste Kneipenkrimi-Kurzgeschichte vorzulesen, die gen Ende hin unterbrochen werden sollte, um den Klagenfurtern dann jeweils drei denkbare Fortsetzungen mit unterschiedlichen Wendungen oder Ausgängen anreißen zu können.

Die Lauscher vor den Radiogeräten hätten sodann interaktiv via Telefon bzw. per Mailzuschrift für ihre Lieblings-„Endversion“ stimmen sollen. Die am häufigsten gewählte Variante wäre anschließend von Zingerle geschrieben und ca. eine Woche danach am selben Sender mit Soundeffekten unterlegt von prominenten Sprechern vorgetragen worden.
Um die Zuhörer(innen) zum Abstimmen über Pogatschnigs und Melischnigs jüngste Eskapaden zu motivieren, waren Gewinnspiele in Betracht gezogen worden, bei denen auch dem Radio-Partner die damit einhergehenden Möglichkeiten der kommerziellen Nutzung gegeben wurden.

* Beim naheliegenden Versuch Zingerles, die deutsche Wikipedia als Plattform auch für sich selbst zu verwenden, traten nicht erwartete Schwierigkeiten auf: Da das Onlinelexikon von vielen Usern als wichtigste (Erst-)Informationsquelle im Netz benützt wird, wollte Roland Zingerle schon vor Jahren ebendort einen Eintrag zu den „Klagenfurter Kneipen-Krimis“ erstellen. Der Überblickstext wurde jedoch mit der Bemerkung getilgt, die Romanhefte hätten nur „regionale Bedeutung“.

Auch bei einem zweiten Vorstoß im Juli 2011 missglückte das durchaus nachvollziehbar Unterfangen:
Eine Studentin aus meiner „Groschenheft“-Lehrveranstaltung war in diesem Sommer als Praktikantin bei mir beschäftigt. Sie hat versucht, „Kneipen-Krimi-“ und „Interfiktions“-Artikel auf Wikipedia zu publizieren, wurde aber mehrmals von einem der Betreuer dort zurückgewiesen: Mit dem „Argument“, die Beiträge seien nichts anderes als Werbung.
Ich frage mich, wie hier Abhilfe geschaffen werden kann!
Das Landesgericht in lagenfurt* Bei den betont spektakulär aufgezogenen Heftroman-Vorstellungen durch Heyn und den Autor konnten ebenfalls nicht alle angedachten Promotions-Maßnahmen umgesetzt werden:
MMag. Zingerle berichtet über das Vorhaben, ein Gerichtsgebäude (siehe Bild) für die Erzählung „Der dicke Zwilling“ als einen Austragungsort zu gewinnen:
Die Heftpräsentation des 7. Kneipen-Krimis wollte ich – passend zur Romanhandlung – im Hauptsaal des Landesgerichtes Klagenfurt abhalten. Es ging darum, einen ähnlich mitreißenden Effekt im Publikum wie davor bei der Lesung im Gefängniskeller zu erzielen.
Das Ganze war dank der Fürsprache eines Richters schon recht weit gediehen, scheiterte dann aber am Verbot durch das Oberlandesgericht Graz, das auch für Klagenfurt zuständig ist. Die Begründung: Ein Gerichtssaal ist kein Ort, an dem man lacht.
* Weitere Ideen für medienwirksame Lesungen an ungewöhnlichen Plätzen gab es nach Mitteilung Zingerles noch zuhauf – nicht verwirklicht wurden u.a. Roman-Präsentationen in einem am Flughafen geparkten Flugzeug; eine Veranstaltung in einem gemieteten Reisebus auf Achse oder die Vorstellung von Heftkrimi Nr. 6 auf einem Wörthersee-Schiff auf der Fahrt vom Lendhafen zum Gasthaus Joainig nach Pörtschach.
Der Verlag Johannes Heyn wiederum hatte zusätzlich auch das Bergbaumuseum als einen Lesungsort im Visier.


7.) Höchst ungewöhnliche literarische Pfade
* Wäre die Romanserie noch ein Jahr fortgeführt worden, hätte Zingerle – als konsequente Weiterentwicklung seiner alternativen Erzählkonzepte – noch einen hauptsächlich aus Dialogen bestehenden Klagenfurter Kneipen-Krimi im Stil eines Theaterstücks verfasst. Die Grundthematik oder die Handlung standen allerdings noch nicht fest

* Unabhängig davon schrieb der Publizist bereits 2010 eine Kriminalgeschiche mit seinen beiden Laiendetektiven als ein Bühnenstück, das nicht unmittelbar für den Abdruck in der Heftserie vorgesehen war.
Dieses bis heute unveröffentlichte Werk hätte auf Kneipenkrimi-typische „interfiktive“ Weise unter Einbeziehung der Zuseher und im Austausch mit dem Publikum von Roland Zingerle auf einer Klagenfurter Bühne inszeniert werden sollen:
Da ich zwar zuvor einiges an Dramatik-Theorie in mein Hirn geschaufelt, aber noch nie ernsthaft ein Schauspiel geschrieben hatte, wandte ich mich an jenen Menschen, der am Amateurtheater-Sektor hierzulande am meisten geachtet ist: Adi Peichl – jahrzehntelang engagiert auf allen nur möglichen Bühnen Deutschlands und Österreichs und derzeit Regisseur bei drei verschiedenen Theaterinitiativen.
Impresario Adi PeichlNach Auskunft des 1945 in Wien geborenen Adolf „Adi“ Peichl, der derzeit in Friesach beheimateten Koryphäe des Kärntner Festspielwesens, kam der Kontakt mit Roland Zingerle auf folgende Weise zustande:
Die Klagenfurter Kneipen-Krimis waren mir bekannt, ich hatte den einen oder anderen schon schmunzelnd gelesen und das Erscheinen der anderen in den Medien verfolgt.
Nun stellte mir Herr MMag. Zingerle bei einem Besuch sein Projekt des Theaterstückes zu den Kneipen-Krimis vor. Die Urfassung war amüsant zu lesen – allerdings hatte Herr Zingerle beim Schreiben vielleicht mehr als Film-Drehbuch-Autor gedacht.
Von dem auch als Schauspieler in TV-Serien wie z.B. „Ein Schloss am Wörthersee“ bekannten Adi Peichl, dem freilich primär das Theater ein Anliegen ist, gab es für Zingerle wertvolle Unterstützung für dessen Interfiktions-Bühnenprojekt.

Der Schriftsteller über die Zeit, als er das Manuskript seiner Detektivkomödie an seinen künftigen Mentor überreichte:
Nach zwei Treffen mit dem ausgesprochen freundlichen und großherzigen Dramatik-Experten, zwischen denen sich Herr Peichl mein Theaterstück durchgelesen hatte, war klar, dass ich noch einmal von vorne würde anfangen müssen.
Ein Schauspiel funktioniert nach eigenen Regeln, die ich eben erst noch lernen musste.

8.) Wo Menschen zu Bäumen mutieren…

Das Staatstheater in Klagenfurt* Konkret ging es im Text um folgende Punkte, bei denen laut Adi Peichl Nachbesserungsbedarf herrschte. Aspekte, die MMag. Zingerle bei der nachfolgenden Textumgestaltung auch entsprechend berücksichtigte.

Fachmann Peichl erläutert die Fallen, in die viele Dichter mit ihren Debütwerken stolpern können:
Am Theater ist der von Roland Zingerles Stück geforderte rasche Wechsel zwischen den Spielorten nicht so einfach zu bewerkstelligen. Vor allem nicht bei Amateurbühnen, die nicht die erforderlichen technischen Möglichkeiten wie Drehbühne, Schnürboden etc. haben.
Man muss an die klassischen Paradigmen „Einheit der Zeit, des Ortes und der Handlung“ denken. Auch waren die Charaktere einzelner Figuren nicht durchgezeichnet, so dass ich Herrn Zingerle letztlich mitteilen musste, dass das Stück in dieser Form am Theater nur sehr schwer aufzuführen ist.
Impresario Peichl willigte ein, Zingerle bei dessen Vorhaben auch fernerhin anzuleiten.
Der dramatisierte Kneipen-Krimi, der in etwa dem Inhalt des Prequelromans „Ausgekegelt!“ entsprochen hatte, wurde im Zuge dieser Zusammenarbeit vom Autor noch weiteren gründlichen Revisionen unterzogen.

Besonders hilfreich erwies sich dabei der Besuch einer Vorführung, die Gastgeber Adi Peichl wie folgt beschreibt:
Ich habe MMag. Zingerle zu einem von mir inszenierten Stück eingeladen, um ihm am praktischen Beispiel meine wichtigsten Erklärungen zu verdeutlichen und ihm alle Gegebenheiten einer Theaterbühne aufzuzeigen.
Ich glaube, dass nach der Aufführung manche Argumente besser verständlich wurden und so hoffe ich, dass ich Herrn Zingerle helfen konnte, sein geplantes Stück „theatergerecht“ umzuschreiben, wozu ich ihm gutes Gelingen wünsche!
* Wann die Umarbeiten an der Niederschrift genau abgeschlossen sein werden und wie es mit der Realisierung des Projektes weitergehen könnte, ist noch unklar, da sich Roland Zingerle nicht zeitlich festlegen möchte.

Enthalten wird der Text  auf jeden Fall „interfiktive“ Elemente, durch die eine direkte Beteiligung des Publikums gewährleistet wird:
Die Mitwirkung der Gäste der Vorführung sollte durch einen Erzähler als „Animateur“ ermöglicht werden, der die Besucher durch die Handlung führt, sie zum „Mitmischen“ anleitet bzw. zum direkten Austausch mit dem Ensemble motiviert:
So sollten Zuseher, um in die Komödie mit eingebunden zu werden, vorübergehend z.B. die Rolle von Bäumen übernehmen. Bei der Rede eines Politikers hätte sich das Auditorium kurzzeitig in ein Kundgebungspublikum verwandeln müssen und bei Szenenapplaus hätten die Schauspieler die jeweilige Szene wiederholt, nachdem sie das Einverständnis des Publikums dafür eingeholt hätten.

9.) Klopapier und Computerspiele
* Auch Zingerles Mit-Rate-Vorträge für Schüler, die „Mord am stillen Ort“-Veranstaltungen (die seit 2007 nicht mehr inszeniert werden) waren inhaltlich als Ausgangsmaterial für ein Theaterstück in Erwägung gezogen worden.

Der Schriftsteller erläutert den Ablauf der Rätsel-Schau, die um eine Betriebsfeier suspekter WC-Papier-Produzenten aufgezogen wurde:
Der Wirt eines Gasthauses, in dem ein Gast erschossen wird, kann die Polizei nicht erreichen, weshalb er seine alten Bekannten Pogatschnig und Melischnig zu Hilfe holt. Die beiden Freizeitdetektive – sprich Pogatschnig – lösen den Fall in Miss-Marple-Manier, indem sie jeden Verdächtigen einzeln verhören und ihre Schlüsse daraus ziehen.
Als die Polizisten am Tatort eintreffen, ist der Mord auf der Herrentoilette längst aufgeklärt.
Die beliebte Vortragsshow als Boulevardkomödie für die Bühne neu zu gestalten oder in sonstiger Form wieder in die kommerzielle Verwertungskette einzubringen, erwies sich aber als undurchführbar:
Die von R. Zingerle gestaltete ÜbersichtsgrafikDie WC-Rätsel-Darbietung, die mit Zingerles urigen „Klo-Krimis“ (s.u.) übrigens nichts zu tun hat – ließ sich weder für das Theater, noch für einen Kneipenkrimi-Heftroman adaptieren, da der dramaturgische Aufbau des Vortrages für ein Schauspiel oder für einen Prosatext ungeeignet war.

Zum Verständnis der Ereignisse hing obendrein viel von den selbstverfertigten Grafiken ab, die der Publizist bei den Veranstaltungen an die Wand projizierte und ohne die weder eine funktionierende Bühnen- noch eine Romanfassung verwirklichbar sind.

* Ebenfalls ins Auge gefasst wurde die Möglichkeit, die Ereignisse um den Klopapier-Produzenten Direktor Schisser und seine tatverdächtigen Angestellten online in Form eines Computerspiels auf Roland Zingerles Homepage darzustellen.
Wegen des vergleichsweise großen Aufwandes, der nur einem geringen Nutzen gegenüberstehen würde,
kam auch diese Variante nicht zur Anwendung.

Im (nur angedachten) Mini-Game hätten sich die User von Dialog zu Dialogo, von Screen zu Screen durch das Szenario im Gasthaus klicken sollen und wären z.B. als Heldenfigur Melischnig angehalten gewesen, die fünf Verdächtigen zu „befragen“ um dann am Ende ihrer Ermittlungen auf den wahrscheinlichen Mörder zu tippen.
Bei der anschließenden Auflösung hätte sich gezeigt, ob die Spieler wie Pogatschnig die richtigen Schlüsse aus den Einzelverhören gezogen hätten.


10.) Klo-Krimis
5-Minuten-Klo-Krimi und 50-Centstück im GrößenvergleichNeben der Heftromanserie „Klagenfurter Kneipen-Krimi“, die im gängigen A5-Format veröffentlicht wurde, probierte MMag. Zingerle auch Kriminalerzählungen im reichlich ungewöhnlichen – und gerade deshalb Aufmerksamkeit erregenden – Format A8 unters Volk zu bringen:
Ihren Namen „5-Minuten-Klo-Krimis“ verdanken die Heftchen meiner ursprünglichen Intention, diese als Lesestoff für WC-Sitzungen einzusetzen. Ich zielte damit auf die Hersteller von Toiletten-Zubehör – Klopapier, Seife, Papierhandtücher etc. – ab, die Restaurants, Autobahnraststätten o.ä. periodisch mit ebendiesen Artikeln beliefern.
Solche Kleinst-Hefte hätten sich aber auch als erweiterte „Firmen-Visitenkarten“ verwenden lassen, z.B. von einem großen Unternehmen mit vielen Filialen oder Absatzstellen, die die Minibände als originelle Werbegeschenke hätten benützen können.
Die Klo-Krimis hätten in Serien zu je zehn inhaltlich zusammengehörenden Folgen bzw. als zehn Einzelromane pro Paket erscheinen sollen. Zingerle war freilich auch für jeden anderen praktikablen Vorschlag offen und thematisch bezüglich der hauptsächlich „optischen Gimmicks“ auch nicht rein auf Kriminalgeschichten fixiert.
Die Texte wären dabei selbst nicht an den Handlungsort WC angebunden gewesen und wiederkehrende Heldenfiguren in den Shortstories hatte der Autor ebenfalls nicht vorgesehen.

Das hier gezeigte Proto-Exemplar des ersten Bandes wurde wie seinerzeit sämtliche Kneipenkrimi-„Visitenkarten“-Promotionshefte von MMag. Zingerle in Eigenregie angefertigt. Die Erzählung „Mildernde Umstände“ modifizierte der Schriftsteller später für sein Buch „Detektivbüro Kalt“, das 2011 zusammen mit dieser Kurzgeschichte veröffentlicht wurde. (Zum „Markennamen“ Karawankenkrimi, unter dem alle Kärnten-Romane Zingerles herausgegeben werden, siehe hier.)
Ich hatte seit 2006 über die unterschiedlichsten Wege versucht, die Idee mit den A8-Heften zu vermarkten. Allerdings habe ich es bislang noch nicht geschafft, in der besagten Branche an einen Ansprechpartner zu gelangen, der die nötigen Kompetenzen gehabt hätte, darüber zu entscheiden.
Das Hauptproblem ist der Absatz als Massenartikel: Die Herstellung rechnet sich erst bei einer extrem hohen Stückzahl, weil erst dann die Kosten – und damit der Preis – pro Exemplar so gering werden, dass die Heftchen gewinnbringend verkauft werden können. Da das Einzelstück im Handel aber nur einen Centpreis kosten darf, müsste ich die Hefte in großer Menge veräußern – wofür mir aber bisher der Vertriebspartner fehlt.

Bildquellen:

  • Alle Abbildungen © MMag. Roland Zingerle, außer:
  • Der Zeitungsausschnitt = Copyright Kärntner Monat (Ausgabe: September 2008)
  • Die Fotografie unter Punkt 5 © Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt
  • Das Porträtfoto unter Punkt 7 = Copyright Adolf Peichl 2011

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