Prozessakte VAMPIR
Prozessakte VAMPIR
Großes Kino für das Radio zu machen hat man sich in den frühen 50er Jahren im Radio so vorgestellt, dass große Stoffe episch breit und anspruchsvoll umgesetzt werden. Krimis galten damals natürlich als einfachste Trivalkunst. Etwas stiefmütterlich wurde das Genre deswegen im Radio behandelt. Obwohl doch eigentlich der Krimi es ist, der die klassischen und bekanntesten Stoffe bietet. Dennoch hatte man damals beim NWDR die Idee, Kriminalhörspielhörer für die große Literatur zu erwärmen. So wollte man Kriminalaffären und tragische Schicksale mit einander verbinden. Auch internationale Verwicklungen sollten eine Rolle spielen. Natürlich durfte das Grundelement der trivialen Kunst nicht fehlen: die Spannung. Dabei kam "Prozessakte Vampir" heraus. Ein Gemisch von trivialer Kost mit großer literarischer Kunst ist es aber aus heutiger Sicht trotzdem nicht.
Erzählt wird die Geschichte der Familie Masur und deren kostbaren Familienschmuck. Ein Schmuck, welcher einen hürdenreichen Wegs nimmt. Mitten durch die Wirren des zweiten Weltkriegs, bis er 1945 ein Fall für den Privatdetektiv Gilbert Cross wird. Er ist der Ermittler und Held der Geschichte. Autor Mönnich erklärte seine Ambitionen zur Story damals in einer Ausgabe des "SPIEGEL" folgendermaßen:
Darum ging es mir bei der ganzen Affäre, auf der einen Seite wollte ich an diesem komplizierten Fall die Zeit zwischen 1930 und 1950 ausleuchten und mit der Zeit ihre Opfer. Der Schmuck ist ein Sinnbild. Alle, die ihn haben wollen, sind juristisch und moralisch im Recht. Und gerade dieses Recht wird ihre Tragödie. Sie verhärten sich im Kampf so sehr, daß sie nur knapp an schweren moralischen Verbrechen vorbeikommen.
Zwar haben alle 5 Folgen des Hörspiels eine eigene abgeschlossene Geschichte, doch der rote Faden bleibt. Es geht um den Schmuck, und Cross folgt der Spur durch den zweiten Weltkrieg. Es ist also wichtig, die Folgen der Reihe nach zu hören. So spielt in den einzelnen Folgen auch der Kunstschatz von Göring eine Rolle.
Um möglichst viele Hörer zu erreichen, wurde das Hörspiel damals im Radio vor der Abendausgabe der Nachrichten ausgestrahlt und dadurch verschoben sich die Nachrichten um die Pfingsttage 1955 sogar um 15 Minuten. Damit kommt keiner an "Prozessakte Vampir" vorbei, glaubte damals Hörspielchef Heinz Schwitzke. Das Fernsehen war damals schon eine ernstzunehmende Konkurrenz.
Pidax kam nicht umhin diesen Klassiker in sein Hörspielprogramm aufzunehmen. Der Ton des Hörspiels ist dem Alter entsprechend nicht ganz so gut. Aber man kommt gut damit klar. Die äußere Aufmachung ist wieder mager. Die Infos auf dem Backcover sind so klein, dass man sie nur schwer entziffern kann. Und wieder frage ich mich, warum mp3? Das ist etwas halbherzig. Dann doch lieber komplett nur als Download anbieten. Oder eben Audio- CD´s mit umfangreicher Gestaltung anbieten.
Fazit. Ein schönes klassisches Stück interessanter Hörspielgeschichte. Heinz Drache spielt die Hauptrolle souverän lange vor seiner Zeit als Wallace-Kommissar.
Prozessakte VAMPIR