Wenn Tempo und Spannung fehlt, wird Wallace zu einer reichlich staubigen Angelegenheit
Wenn Tempo und Spannung fehlt, wird Wallace zu einer reichlich staubigen Angelegenheit
Nocturnas - Der schwarze Abt
Doch viel wichtiger ist ihm das Lebenselexier, dass angeblich vor 400 Jahren zusammen mit dem Gold versteckt wurde. Als plötzlich ein Toter in der Nähe des Schlosses gefunden wird, ruft dies Inspector Puddler auf den Plan ... (1)
Es ist schon etwas länger her, als "Der Hexer" bei Nocturna erschien und damit eine neue Wallace-Serie einläuten sollte. Doch seither war es still geworden um Nocturna. Edgar Wallace wurde inzwischen vom Hörplanet mit mehr Kontinuität veröffentlicht. Doch jetzt endlich legt Nocturna nach und bringt als zweite Folge den "schwarzen Abt". Auch diese Geschichte wurde wie "Der Hexer" bereits in den frühen Achtziger Jahren vom Label EUROPA vertont. Zugute halten muss man Nocturna, dass seine Version vom Abt ebenso nahe am Original orientiert ist wie seinerzeit das EUROPA-Hörspiel. Allerdings gibt es auch viel nachteiliges zu sagen und ich war etwas enttäuscht von Nocturnas "schwarzen Abt". Hatte mich der "Hexer" noch regelrecht begeistert, hat diese Folge nun leider einiges an Kritik einzustecken.
Das Hörspiel erlaubt einen größeren Einblcik in den Roman von Wallace, der aus dem Jahre 1926 stammt. In Anlehnung an diese Zeit ist das Hörspiel vielleicht sogar passend ruhig inszeniert. Ich muss jedoch gestehen, das EUROPA damals alles besser gemacht hat. Die 80er-Version hat mehr Tempo und mehr Spannung. Die Sprecher agieren lebendiger und Musik und Effekte tragen das Übriges dazu bei, um kurzweilig unterhalten zu werden.
Dieses Hörspiel ist genau das Gegenteil. Der Einstieg gerät in vielerlei Hinsicht schon viel zu lang. Das fängt schon bei der überlangen Titelmusik an, die im Übrigen so gar nicht zum Hörspiel passen will. Die am Anfang plazierte Dialogszene von Walford und Puddler ufert zu sehr aus. EUROPA hatte damals am Beginn den schwarzen Abt auftauchen lassen und damit ein gruseliges und effektvolles Opening geschaffen. In diesem Hörspiel taucht der Abt dagegen kaum auf. Er findet zwar häufig Erwähnung, aber für den wahren Schrecken sorgt er dagegen so gut wie gar nicht.
Durch die enge Anlehnung an das Original, hat das Hörspiel nicht nur szenisch, sondern auch in den Dialogen einige Ähnlichkeiten mit der EUROPA-Version. Stephan Schwartz weiß in der Rolle des Harry Alford noch am besten zu gefallen, auch wenn Manfred Steffen das ganze vor mehr als 30 Jahren spannender gespielt hat. Norbert Langer wirkt dagegen etwas zu blass, was leider auch für die anderen Akteure gilt. Die Dialoge scheinen etwas lieblos gesprochen zu sein. Jedenfalls teilweise.
Die Musik ist vielleicht etwas zu dezent gesetzt und auch wenig spannend.
Im Fazit betrachtet wirkt dieses Hörspiel (ähnlich wie die Hörplanet-Produktionen) nicht wie ein modernes Hörspiel, sondern reichlich angestaubt. Und der Staub wird nicht dadurch aufgewirbelt, dass man in der alten Abtei von Fossaway buddelt um den besagten Goldschatz zu finden. Auch der Wallace-Film um den Abt von 1963 ist nicht der Beste und der Roman hat sicher Defizite. Doch hätte man hätte hier sehr viel mehr rausholen können. Somit taugt diese Version sicher noch als eine Art Theaterhörspiel oder auch Radiohörspiel, bei welcher man nicht den Anspruch einer kommerziellen Produktion erwartet.
Der schwarze Abt