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Das dreigeteilte Dutzend - Edgar Wallace bei Maritim - Folge 12: Das indische Tuch

Das dreigeteilte Dutzend - Edgar Wallace bei MaritimDas dreigeteilte Dutzend - Edgar Wallace bei Maritim
Folge 12: Das indische Tuch

Ich habe damals in Abständen je 4 Folgen produziert und glaube, dass die Sprecher der Hauptrollen einfach zu dem weiteren Zeitpunkt, wo ich sie benötigt habe, nicht abkömmlich waren. So kam es zu den Neubesetzungen. Und damals war der Inhalt der Krimis für ein Kinderhörspiel im Original doch etwas zu hart (heute hätte man dafür nur ein müdes Lächeln übrig) - so dass wir noch die beiden Kinder Nick und Nicky hinzugefügt und die Geschichten etwas entschärft haben. (1)
Hans-Joachim Herwald produzierte für das Verlagshaus Gruner+Jahr (Maritim) 12 Wallace-Hörspiele in den Jahren 1981/1982. Die Reihe ist grundsätzlich in drei Staffeln einzuteilen und zwar mit jeweils 4 Folgen. Die ersten vier haben den Ermittler Joe Jenkins und die Kinder Nick und Nicky gemein, die ihrem Onkel Joe Jenkins beim ermitteln helfen. Ebenso dabei ist Insoektor Elford als komischer Part und in den Folgen 1-3 noch zusätzlich der Reporter Joshua. In der zweiten Staffel (Folgen 5-9) übernehmen Chefinspektor Bliss und sein Kollege Mander die Ermittlungen. Waren die ersten vier Folgen noch eher was für Jugendliche, wich man jetzt davon ab. In der dritten Staffel (Folge 9-12) ist Jim Stone der Ermittler, der solo agiert. Diese dritte Staffel hält sich enger an die Vorlagen als die Folgen 1-8. 

In den 2000er Jahren legte Maritim nochmal 4 Folgen nach, die allerdings nichts mehr mit der alten Serie gemein hatten, außer der Musik. Auch das Verlagshaus Gruner & Jahr hatte damit nichts zu tun. Diese Staffel brachte 4 eher unbekanntere Vorlagen als Hörspiel und war auch nicht sonderlich erfolgreich.

Das indische TuchKlappentext:
Die Erben, die sich im Schloss des verstorbenen Lords versammelt haben, staunen nicht schlecht. Bei der Testamentsverlesung erfahren sie, dass ihr Erbanteil nur dann ausgezahlt wird, wenn sie die folgenden sechs Tage und sechs Nächte zusammen in dem alten Gemäuer verbringen.

Nachdem sich die untereinander völlig zerstritten Verwandtschaft einigermaßen mit dem unerfreulichen Inhalt des Testaments abgefunden hat, unterbricht ein Unwetter die Strom- und Telefonleitung und schneidet das gesamte Anwesen von der Außenwelt ab. Kurz darauf wird der erste Erbe mit einem indischen Tuch erdrosselt. (2)
 
Handlung:
Auf Schloß Marks Priory herrscht Lady Labonon eisern und unnachgiebig. Sie scheint nicht nur ihren Sohn Willie im griff zu haben, sondern auch den Hausarzt Dr. Amersham. Als der frisch entlassene Hausmeister Studd ermordet wird, kommt Scotland Yard auf das Schloß. Die eisige Atmosphäre scheint sich auch auf die beiden Beamten zu übertragen. Nur die zarte Jenny scheint so gar nicht in das düstere Schloss zu passen. Als auch Dr. Amersham ermordet wird, beginnt Chefinspektor Stone seine Schlüsse zu ziehen. Was hat es auf sich mit dem indischen Halstuch, das als Mordwaffe diente.
 
Meinung:
War der "Engel des Schreckens" noch bei EUROPA die exotische Folge, so sehe ich "Das indische Tuch" als die außergewöhnlichste Folge der Maritim-Reihe an. Das hat aber andere Gründe. Von der Machart, dem Stil und der Atmosphäre her - erinnert viel an einige EUROPA-Folgen. U.a. "Der Hexer" wegen den Dialogen, von denen jede Szene lebt und den guten Sprechern, die das sehr genial umsetzen. Sie erinnert aber auch ein bisschen an "Der schwarze Abt", wegen der Schloss-Atmosphäre. Alles in allem ähnelt der Stoff eher einer Theaterinszenierung, einem Kammerspiel. Alles im Hörspiel spielt im und um das Schloss.
Mit 49 Minuten ist die Folge immer noch länger als die längste EUROPA-Folge (48 Minuten). 
 
Sybille Bohn-HalverSprecher:
Neben Rolf Jülich als Captain Stone spricht hier Sybille Bohn-Halver (1947-2008) die weibliche Hauptrolle. Sie verkörpert diese Figur sehr gut und glaubhaft. Ihr Ehemann Konrad Halver übernahm die Figur des Sergeant Totty. Zwischen beiden Figuren entwickelt sich im Lauf der Geschichte eine Liebesromanze. Rene Genesis ist ebenfalls ideal besetzt in der Rolle des Dr. Amersham. Gerde Gmelin hat in der Serie ihren zweiten Auftritt. Ähnlich kühl agierte sie bereits als Mrs. Revelstoke in "Die Bande des Schreckens". Eigentlich war es nur logisch sie auch als Lady Labanon zu besetzen. Den jungen Lord spricht Manfred Wohlers in seiner einzigen Wallace-Rolle. Wohlers Sprechertätigkeiten sind durch seine Winnetou-Darstellungen bei Karussell bekannt und erschöpfen sich in der Serie "Heimlich und Co." als einer der Hauptfiguren (ebenfalls Karussell). Klaus Dittmann (hier als Gilder) ist ebenfalls in seiner einzigen Wallace-Rolle zu hören. Noch heute ist er in aktuellen Produktionen aktiv (Die drei???-Kids als Hauptkommissar Reynolds, Offenbarung23, MindNapping, John Sinclair u.a.) Insgesamt also ein Debütanten-Hörspiel innerhalb der Reihe - obwohl es die letzte Folge ist.
 
Cover:
Die Cover sind im Gegensatz zu EUROPA´s Serie sehr farbig und bunt und zeigen verschiedene Szenen der Hörspiele durcheinander. Sie erinnern ein wenig an Filmplakate und huldigen damit vielleicht auch ein bisschen der Filmreihe aus den sechziger Jahren. Häufig sieht man auf dne Covern zum Beispiel einen Mann mit Melone, der an Eddi Arent erinnert. Auffallend ist immer ein großes Gesicht, welches alle Szenen überstrahlt. Mir gefällt aber dennoch aber aller Gleichheit das Cover dieser Folge am Besten, weil es am stimmungsvollsten ist.
 
Vergleichspunkte
Das indische TuchInhalt:
Es gibt zwei Vertonungen im kommerziellen Bereich, die sich des "indischen Tuches" annehmen. Die Version von Titania-Medien aus dem Jahr 2003 ist eines der besten Hörspiele aller Zeiten und mit zahlreichen Preisen bedacht. Sie ist auch die original-gestreute Umsetzung, die mit 120 Minuten Laufzeit sogar den 87 Minuten-Wallace-Film von 1963 übertrifft. Auch die 60 Minuten-Fassung von Maritim kommt dem Original sehr nahe. Es gibt jedoch ein paar kleine Änderungen bei den Figuren.

Das Lord Labanon (ACHTUNG SPOILER) durch eine Tropenfieber wahnsinnig geworden war und zum Mörder wurde ist im Maritim, wie im Titania-Hörspiel ein großes Thema. Im Film spielt das keine Rolle.
 
Figuren:
Einige Personen wurden heraus gestrichen. Das ist nichts Neues und zur Kürzung der Geschichte immer ein unumgänglicher Kniff. Im Gegensatz zu den Folgen 9-11 wurden aber hier nicht nur die Namen der Ermittler geändert, sondern auch der Name der weiblichen Hauptperson Isla Crane. Man nennt sie hier einfach Jenny. Wahrscheinlich war der Originalname den Maritim-Machern nicht griffig genug. Das im Roman und auch bei Titana-Medien auftauchende Hausmeister-Paar Tilling kommt bei Maritim nicht vor.

Interessant ist der Vergleich zum Film, indem es ein Ehepaar Tilling gibt (dargestellt von Gisela Uhlen und Hans Nielsen), die jedoch eine andere Funktion als im Roman haben. Neben Isla Crane, Dr. Amersham und dem Lord und der Lady Labanon gibt es im Film aber nur noch neu hinzu erfundene Figuren. 
 
Sprecher:
Die Maritim ist ja sehr interessant besetzt. Es gibt jedoch keine Überschneidungen mit der Titania-Version. Dort wird die Lady von der Hörspiel-Legende Dagmar von Kurmin gesprochen, die damit ihr Comeback im kommerziellen Hörspiel feierte. In den Anfangsjahren war sie die Regisseurin beim Label EUROPA.
 
Edgar Allan Wallace: Das indische TuchEine Persiflage:
Das Label "Hörplanet" brachte 2008 eine Parodie auf diese Geschichte heraus. Der Titel  des Hörspiels lautete "Edgar Allan Wallace: Das indische Tuch". Man vermischte damals den Original-Wallace-Stoff mit dem der seinerzeit sehr erfolgreichen Hörspielserie "Edgar Allan Poe. Die witzige Abhandlung hat im Cast zwei Originalsprecher der EUROPA-Reihe dabei: Jürgen Thormann als Dr. Amersham und Lutz Mackensy. ferner hat Eckart Dux eine Rolle, der den Erzähler in der Maritim-Fortsetzung von Wallace spricht.
 
Fehler:
Der Klappentext hat nichts mit dem Hörspiel zu tun und erinnert eher an den gleichnamigen Wallace-Film (1963) mit Klaus Kinski und Hans Clarin.
 
(1)= Hans-Joachim Herwald
(2)= Klappentext

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