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Die deutschen Edgar Wallce-Filme: Konkurrenzproduktionen

Die deutschen Edgar wallace FilmeRIALTO-Konkurrenzproduktionen
1960, 1963 und 1966

Der Rächer (1960) 
Ein offensichtlich geisteskranker Mörder übt an Verbrechern, die mangels Beweisen nicht verurteilt werden konnten, gnadenlose Selbstjustiz. Die Köpfe seiner Opfer schickt er mit einem Begleitschreiben in Kartons verpackt an Scotland Yard. Als ein Beamter des Außenministeriums umgebracht wird, beauftragt Geheimdienstchef Major Staines den fähigen Detektiv Michael Brixan mit gesonderten Nachforschungen.


Die erste Spur führt diesen zu einer Filmproduktion bei einem Schloss in der Nähe von Winchester. Dort taucht ein Drehbuch auf, das augenscheinlich mit derselben Maschine getippt wurde wie die Schreiben des 'Rächers'. Der zwielichtige Dramaturg Lorenz Voss will nichts über dessen Herkunft wissen. (1)

Mit der Kur-Ulrich-Produktion wollte man gleich zu Beginn der erfolgreichen Rialto-Reihe auf den erfolgreichen Zug aufspringen. Leider hatte man sich nur die Rechte für diesen einzigen Film gesichert. Alle anderen Romanrechte gingen bereits an die Railto. Erstaunlicherweise debütierten zwei spätere Stammschauspieler der Rialto für Wallace: Heinz Drache und Klaus Kinski.

Der Film war eher eine Enttäuschung. Ein ungeübter Autor in Sachen Krimi, und ebenso ungeübter Regisseur in dem Genre haben aus dem ohnehin langweiligen Film, einen noch langweiligeren Film gemacht. Der Fehler war das das Konzept des Film nicht sorgsam durchdacht war. Zu schnell war er gemacht worden, um noch vor dem Rialto-Film "Die Bande des Schreckens" in die Kinos zu kommen.

Zuschauer: 2.500.000
Laufzeit: 95 Minuten

Der Fluch der gelben Schlange (1963)
Joe Bray - ein reicher Brite, der in Hongkong lebt - ist in Besitz eines alten chinesischen Orakels - der gelben Schlange. Eines Nachts brechen Unbekannte in Brays Pagode ein, um die Schlange zu stehlen. Clifford Lynn, ein Sohn Brays, wird Zeuge dieser Tat und kann die Schlange in seinen Besitz bringen. Er verdächtigt seinen Halbbruder Fing-Su und dessen Organisation „Die freudigen Hände“ als Auftraggeber des versuchten Diebstahls, was Joe Bray zunächst aber nicht glaubt.

Kurz darauf reist Clifford Lynn nach London, um sich dort mit Brays Vetter Stephan Narth zu treffen. Dieser erhofft sich seine finanzielle Rettung durch die Heirat Clifford Lynns mit seiner Pflegetochter Joan. Diese und Clifford Lynn lassen sich auf diese Abmachung jedoch zunächst nicht ein, wovon Fing-Su, der ebenfalls in London lebt, Wind bekommt. Dieser übergibt Stephan Narth die nötigen 50 000 Pfund und macht ihn damit zum willenlosen Werkzeug.

Inzwischen entdeckt Clifford Lynn in einem Unterschlupf Fing-Sus und seiner Sekte eine Waffenkammer und eine geheime Loge, in der am 17. November ein Kampf gegen alle Weißen beginnen soll. Dazu benötigt Fing-Su als Machtsymbol jedoch die gelbe Schlange, die Clifford Lynn bei einem Freund versteckt hat. Kurz darauf wird dieser aber von Sektenmitgliedern Fing-Sus beraubt. (2)

Arthur Brauner sicherte sich die Rechte am Roman "Die gelbe Schlange" recht früh. Den Film produzierte er erst 1963. Eddi Arent, Joachim Fuchsberger, Pinkas Braun und Brigitte Grothun spielten die Hauptrollen. Alle vier sehr erfahrene Rialto-Wallace-Darsteller. Damit konnte Brauner tatsächlich etwas bieten. Der Film war nicht schlecht, weit besser als der "Rächer". Atmosphärisch ist er ungewöhnlich dicht geraten. Leider bleibt er aber nur Durchschnittskost, und ist kaum besser als der mittelmässigste Wallace der Rialto, aber besser als "Das Verrätertor", "Der Safe mit dem Rätselschloß" oder "Neues vom Hexer". Konsequenterweise kann man nur die schwarzweiß-Ära als Vergleich heranziehen.

Zuschauer: 2.000.000
Laufzeit: 94 Minuten

Das Rätsel des silbernen Dreiecks (1966)
An einem Sonntagmorgen wird ein Geldtransporter von Banditen überfallen. Mason, einer der Banditen tötet dabei einen Polizisten. Dennoch schickt ihn der unbekannte Boss zum Zirkus Barbarinni, wo er das gestohlene Geld abgeben soll. Dort angekommen wird Mason durch ein gutgezieltes Wurfmesser ermordet und das Geld verschwindet. Inspektor Elliot von Scotland Yard verfolgt die Spur in den Zirkus, wo er auf den Löwenbändiger Gregor trifft. Dieser soll vor Jahren von einem seiner Tiere angefallen worden sein, wobei sein Gesicht so entstellt worden ist, dass er nur noch unter einer schwarzen Maske in die Öffentlichkeit treten kann.

Dann wird auf die gleiche Weise ein Mord an dem Mädchen Gina begangen. Inspektor Elliot stellt fest, dass sich an beiden Messern am Griff ein silbernes Dreieck befindet. Sie gehören zu einem Satz von Wurfmessern, mit denen der verstorbene berühmte Artist Danilo gearbeitet hat. Über dessen einziges Kind ist nichts bekannt.

Inspektor Elliot verhört die Zirkusleute, unter denen sich mehreremerkwürdige und verdächtige Gestalten befinden. Einer von ihnen, Carl, sucht den Mörder seines Vaters.

Eines Nachts bricht im Zirkus Feuer aus. Im Durcheinander verliert der Löwenbändiger Gregor seine halbverbrannte Maske. Sein Gesicht ist nicht entstellt, und Carl erkennt in ihm den Mörder seines Vaters.

Zusammen mit seiner Tochter Natascha flieht er in eine entlegene Höhle, wo er von Carl gefunden wird. Gregor beteuert, nicht der Mörder von Carls Vater zu sein, dieser sei durch einen Unfall umgekommen. Dann flüchtet Gregor erneut, wird aber von einer maskierten Gestalt aufgehalten und stürzt zu Tode. In seinem Koffer befinden sich die Geldscheine von dem Überfall.

Der Mörder wird schließlich bei der Generalprobe im Zirkus enttarnt, als der Buchhalter Eddie als neuer Partner des Messerwerfers Mario auftritt. (3)

Der Film wurde von der britschen Produktion Harry Alan Towers produziert. Es ist eine englisch-deutsche Koproduktion, ber der die Briten die Oberhand hatten. Auf deutscher Seite spielten Heinz Drache, Klaus Kinski und Eddi Arent. Auf britischer Seite waren Suzy Kendall, Christopher Lee und Leo Genn u.a. dabei. Auch Margret Lee, die im Rialto-Beitrag "Das Gesicht im Dunkeln" mitwirkte. Der Film ist erstaunlicherweise besser als jeder Rialto-Wallace, was die Handlung angeht. Man hat eine sehr komplexe und geheimnisvolle Story erdacht. Der Film wurde in Farbe gedreht, kam jedoch in Deutschland nur in schwarzweiss in die Kinos, da man beim ersten Farb-Wallace der Rialto den Vortritt lassen wollte. Das war möglich, weil die Constantin Filmverleih sich mit 500.000 DM an den Kosten beteiligte. Und Constantin verlieh auch die Rialto-Filme. Der Film wurde an originalschauplätzen in London gedreht. Schade, dass es Deutschland bis heute keine Farbversion gibt, außer der englischsprachigen.

Zuschauer: 1.000.000
Laufzeit: 90 Minuten

Der Teufel kam aus Aksawa (1971)
Der Assistent von Professor Forrester findet im Dschungel von Akasava einen geheimnisvollen Stein mit bisher ungekannter Strahlungskraft. Der Assistent wird von einem Unbekannten angeschossen, kann sich aber retten und dem Professor den Stein in einem Koffer übergeben. Forrester macht sich auf den Weg zu Dr. Thorrsen, um Hilfe zu holen. Inzwischen taucht im Haus des Professors abermals ein Unbekannter auf, der den Stein stiehlt und mit dessen Strahlung den Assistenten tötet. Dr. Thorssen und seine Frau Ingrid, die Forrester gefolgt sind, sagen bei der Polizei aus, dass Forrester verschwunden sei und dass dessen Assistent einen Schlaganfall erlitten habe.

Als im Londoner Büro von Professor Forrester ein Geheimagent erstochen wird und Sir Kingsley, ein Studienkollege Forresters, Sir John (hier: Sir Philipp) um Klärung des mysteriösen Falles bittet, schickt der Scotland-Yard-Chef die Agentin Jane nach Akasava. Dort trifft Jane auf Rex Forrester, den Neffen des Professors, der auf der Suche nach seinem Onkel ist und von einem gewissen Tino Celli erwartet wird, der vorgibt, ein alter Freund des Professors zu sein. Jane tarnt sich als Tänzerin und Frau des britischen Konsuls Irving Lambert.

Rex hat Bekanntschaft mit Dr. Thorssen und dessen Frau Ingrid gemacht. Der Arzt behauptet, dass Forrester vermutlich ermordet worden sei. Kriminelle Banden wollten in den Besitz eines Steines kommen, mit dessen Kraft man Gold herstellen könne. Da wird Rex, der nicht weiß, dass Thorssen den Stein besitzt, im Garten der Klinik angeschossen und am Bein verletzt. Irving Lambert und Tino Celli, der Angehöriger des italienischen Geheimdienstes ist, durchsuchen wenig später die Villa der Thorssens und werden ermordet.

Dr. Thorssen schmuggelt den Stein im Gipsbein des ahnungslosen Rex nach London. Ingrid Thorssen begleitet ihn dort zur Klinik von Dr. Henry, wo auch Sir Kingsley behandelt wird. Jane, die sich ebenfalls wieder in London befindet, bringt in Erfahrung, dass es sich bei Rex um einen Beamten von Scotland Yard handelt. Nachdem sich ein Teil der skrupellosen und gierigen Verbrecher gegenseitig umgebracht hat, können Rex und Jane die eigentlichen Drahtzieher der Verbrechen stellen. (4)

Eine weitere Arthur Brauner-Produktion, bei der Horst Tappert, Siegfried Schürenberg und Walter Rilla als bekannte Rialto-Mitstreiter an Bord sind. Zum letzten Mal entstand damit direkt ein Film in den CCC-Studios Brauners. Nach Kürzungsauflagen wurde der Film ab 16 freigegeben.

Zuschauer: 300.000
Laufzeit: 81 Minuten

(1-4) Text aus der Wikipedia

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-10-18 10:23
Da kommen wir nicht zusammen :lol: Der Rächer ist für seine Zeit ganz schön wüst, von der Guillotine im Keller bis zu Sterzenbach in seiner Herrenmensch-Attitude und den thailändischen Sexsklaven in der Dachkammer. Ganz zu schweigen von seinem grunzenden Affenmensch-Diener. (Was haben sie sich dabei nur gedacht?) Sicher ist der sehr anders als die Rialto-Wallace. Sein vermutlich größer Fehler ist, dass er sich so ernst nimmt. Das taten die Rialtos nicht, und die wussten auch, warum. Trotzdem ist der Film alles andere als langweilig.

Der Teufel kam aus Akasava, da trifft das Wort schon eher zu. Ein echter Jess Franco-Film aus einer Zeit, als es mit dem deutschen Kino eng wurde. Tappert hatte da weniger Berührungsängste als seine Kollegen, auch in echtem Trash mitzuspielen - er war ja öfters bei Franco dabei, darunter auch in eher kleinen Rollen wie in Sie tötete aus Ekstase. Die Wallace-Verbindung ist da trotz des Hypes aber hauchdünn. Das einzig wirklich Sehenswerte an diesem Film ist Soledad Miranda ;-)
#2 Andreas Decker 2016-10-18 18:39
zitiere Friedhelm:

Wendlands/Rialtos größter Fehler war wohl auch, Anfang der Siebziger italienische Partner "mit ins Boot zu nehmen." Ansonsten hätte die Reihe wahrscheinlich noch ein bisserl länger durchhalten können.


Das ist eine interessante Frage. Einerseits waren diese Euro-Filme ja durchaus erfolgreich auf anderen Gebieten. Andererseits fällt es schwer, sich zwei Mentalitäten vorzustellen, die noch unterschiedlicher gewesen wären. Die Deutschen hatten zu der Zeit keinen Sinn für die italienische Machart. Und umgekehrt auch nicht.

Das liest man immer wieder in Interviews, dass den Schauspielern ihre Mitwirkung gerade in italienischen Streifen später peinlich war. Und die Italiener waren so begeistert wohl auch nicht über die Schauspieler, die sie durch die Verträge aufs Auge gedrückt bekamen. Letztlich ging es ums Geld und automatisch größere Märkte, denn die wollten sie alle.

Ob die Reihe wirklich länger durchgehalten hätte? Ich glaube es eigentlich nicht. Gerade wenn man mal die Krimis aus der Zeit Anfang der 70er vergleicht, neben so was wie Bullit, Dirty Harry , French Connection oder selbst Shaft sehen die letzten echten Wallace-Filme nur schlecht und hausbacken aus. Da konnten die Giallo mit ihrem Etikettenschwindel eigentlich auch nicht mehr viel verderben.

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