Derrick und seine Fälle: Folge 261 - Das leere Zimmer
Folge 261
Das leere Zimmer
Spätes Highlight
Im Jahr 1996 gab es keine Sommerpause bei den Freitagskrimis. Man hatte einen guten Vorlauf und zuvor schon eifrig produziert. Somit konnte bereits im Juli eine neue Folge ausgestrahlt werden. Diesmal eine besonders Gute. "Das leere Zimmer" stellt für mich persönlich eines der Highlights der späten Derrick-Zeit dar. Eine undurchsichtige Story, bei der sich erst allmählich die Wahrheit ans Licht schält. Ein Mord mit einer Querverbindung in die Vergangenheit des Mörders und zusammen hängend mit der Offenbarung eines familiären Dramas.
Prostitution spielt in dieser Folge eine Rolle. Meinetwegen hätte das nicht sein müssen. Man hätte hier leicht ein anderes Mordmotiv wählen können. Doch dies ist eigentlich der einzige Schwachpunkt der Geschichte, wenn es überhaupt einer ist.
Steinernes Grab
Ein Mann, der seine Ehefrau umbringt und dann im Keller des Hauses vergräbt - das ist auch in Wirklichkeit schon passiert. Offiziell gilt sie dann als vermisst und der Mann ist der verlassene Galan. Ein gehörnter noch dazu. Er holt sich ein paar Freunde ins Haus und räumt das Zimmer seiner Frau aus. Alle Möbel stellt er in den Keller - direkt über ihren steinernen Grab. "Das leere Zimmer" wird somit Indiz und Ansatzpunkt bei Derricks Ermittlungen. Denn eigentlich will er einen Prostituiertenmord aufklären. Zunächst unwissend darüber, dass dies schon des gehörnten Galans zweiter Mord ist. Am Ende kommt unnötigerweise noch ein Kind ins Spiel, der dem Mörder reumütig zu einem Geständnis bewegt.
Ralf Schermuly und Jeannine Burch
Ralf Schermuly, (1942 in Gelsenkirchen geboren) war sieben Mal bei Derrick zu Gast. Drei seiner Einsätze waren besonders herausragend. Zum einen sein erster Auftritt in der Folge 12, Ein Koffer aus Salzburg, wo er 1975 einen flüchtigen Mörder spielt, der von der Polizei durch halb München gejagt wird. Sein zweiter nennenswerter Beitrag war die Folge Der Klassenbeste (1984). Dort spielte er einen Apotheker der im Rausch einen Mann überfährt und daraufhin von zwei jungen Frauen erpresst wird. Seine dritte Glanzleistung dürfte diese Folge hier sein, die gleichzeitig sein letzter Derrick ist. Seit 2001 sieht man Schermuly nur noch sporadisch in kleinen Fernsehrollen. "Das leere Zimmer" ist übrigens ein Beitrag, indem er zum zweiten Mal mit Jeannine Burch zusammenspielt. Erstmals war dies in der Folge Ein Objekt der Begierde der Fall. Weitere Gemeinsamkeit: Auch sie ist seit 2001 kaum noch im deutschen TV zu sehen.
Adieu Derrick
Peter Bertram gehörte zu den Derrick-Allroundern. Erstmals 1981, spielte er einen italienischen Mafiosi. Auf diese Rolle war er abonniert. Hier spielt er allerdings nur einen Kollegen Luserkes und es ist sein 17. und letzter Derrick-Einsatz. Gleiches gilt für Hans-Georg Panczak, der sich nach 12 Einsätzen (erstmals 1975) verabschiedet. Und noch einer, der bereits 1975 in der Reihe mitwirkte, geht: Michael Gahr. Er brachte es auf 14 Einsätze in überwiegend kleineren Rollen.
Darsteller: Horst Tappert, Fritz Wepper, Willy Schäfer, Ralf Schermuly, Roswitha Schreiner, Peter Bertram, Jeannine Burch, Hans-Georg Panczak, Michael Gahr, Jutta Kammann und andere
Stab: Musik: Eberhard Schoener Titelmusik: Les Humphries, Regie: Horst Tappert Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film- und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Erstsendung: Juli 1996
(1) ZDF
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Kommentare
Ich empfinde es als gelinde gesagt „frech“, wie der Artikelschreiber den um Erhellung bemühten Leser hier nahezu G Waltsam an der Nase herumführt.
Sorgfältige Recherche geht anders, Herr Hutter. Da haben Sie Recht. Da bin ich gefährlich nahe bei Ihnen. Da gibt es definitiv keine 30.321 Meinungen.
Schlamperei bahnt sich hier rücksichtslos einen Weg durch übertriebene Selbstdarstellung.
Doch der Reihe nach.
1. Der Vorlauf für die Sommerpause ergab sich bei dieser Folge aus der Tatsache, dass die Dreharbeiten an „Das leere Zimmer“ am 31. Dezember 1995 begannen und die Postproduktion termingerecht am 1. April 1996 beendet wurde.
Die ungewöhnlich lange Dreh-bzw. Produktionszeit resultierte aus einigen Faktoren, die der Artikelschmierer Walt uns aus nicht nachvollziehbaren Gründen verheimlicht, bzw. aus Gründen, die G.Walt bislang wohl unbekannt waren.
2. heißt der Antagonist nicht Luserke, sondern Sufflerche. Sufflerleche ist (hier irren Walt und Hutter gemeinsam) weder 48 noch 43 Jahre alt.
Nach meiner Einsicht in das Original Drehbuch ist Sufflerche zum Zeitpunkt der Handlung exakt 84 und 3\4 Jahre alt.
3. Er ist kein Bankangestellter sondern genießt seinen Seniorenstand an schönen Sommertagen auf einer Parkbank für ehemalige Bank-Angestellte (verbotenerweise, da Sufflerche ehemaliger Bundesbahnbediensteter ist....ein Erpresser Motiv, dass die TV Ermittler bis zum Wendepunkt in der Mitte des zweiten Aktes aufs falsche Glei zu führen droht)
4. Das Opfer ist keineswegs Prostituierte, sondern betätigte sich zu Lebzeiten in dem damals aufstrebenden und anerkannten Gewerbe der pornographischen Darstellungskünste.
Wie man heute gerne salopp formuliert: Sie packte ehrgeizig „die Wurst an beiden Enden an“ .....und wo dies nicht ging, auch gerne 2 Würste an jeweils einem Ende.
4. und Bemerkenswert (und erstaunlicherweise hier gar nicht erwähnt): Die Rolle des Derrick wird hier als „Summer Special ´96“ (O-Text einer damaligen Werbung der Fernsehzeitschrift HÖRZU) einmalig von Erik Ode verkörpert. Der Sender versprach sich hohe Quoten durch den damals immer noch bekannten und beliebten TV-Kommissar-Darsteller.
Leider ein vergessenes, weil kaum rezipiertes Highlight deutscher Fernsehunterhaltung aufgrund des Versagens der damaligen Programmmacher.
Sie hätten wissen müssen, dass während der Sommerferien für den größten Teil des potentiellen Publikums im Spanien-Urlaub Mitte der 90er Jahre kaum Chancen bestanden, die neue Folge ihres Lieblingskrimis auf den Inseln zu empfangen.
Ungeachtet dessen zollen wir dem Kleinstdarsteller Herbert Hüter an dieser Stelle aber den größtmöglichen Respekt für seinen aufklärerischen Post. Nur ein einziger Verbesserungsvorschlag sei gestattet. Lieber Herr Bert H. Noch „toller“ wäre es, Sie würden bei ihren kommenden Anmerkungen die Fehler mit dem Flutlicht suchen.....statt mit der Taschenlampe aus dem Kaugummiautomaten.
Als großer Freund des französischen Kinos könnte ich mir Das leere Zimmer auch in einer Verfilmung von Claude Chabrol vorstellen.
Wäre wahrscheinlich nicht gar so hölzern in der Darstellung und vielleicht mit einem offenen Ende.
Konkreter: diese Folge habe ich seit Erstschau (von vermutlich einer Handvoll) in Erinnerung als zu den Besten gehörend.
Sieht man -meist in den dunkleren Monaten- wieder pflichtbewusst eine ganze Reihe solcher Folgen, so ist auch ein Stück weit Qualität, sich nicht an alle Einzelheiten (und Hintergründe !) erinnern zu können.
Neben Reinecker-typischem also auch eher Ungewöhnliches. jedenfalls hervorragend gespieltes und geschnittenes. Traurig im Innern, irgendwie nachvollziehbar aber auch.
Man sollte nie unterschätzen, was Produzent und Redaktion einbringen im Abmischen von Nebenrollen. Bertram mal (berechtigt) präsenter, Panczak grandios im Hintergrund. Diese Feinheiten nimmt man als Kenner sehr dankbar wahr.