Derrick und seine Fälle: Folge 12 - Ein Koffer aus Salzburg
Folge 12
Ein Koffer aus Salzburg
Action zum Mitraten
Diese Folge ist in vielerlei Hinsicht interessant. Schon zu Beginn der Reihe beschwerten sich Zuschauer und Kritiker gleichermaßen über den Stil der Krimiserie. Der Mörder sei von Anfang an bekannt und Derrick tapperte als Einziger im Dunkeln, wusste aber stets alles wie eine Art Hellseher im Voraus. Das amerikanische Colombo-Prinzip kannten die deutschen TV-Zuschauer damals noch nicht. Sie waren Whodunit´s gewöhnt, wie beim "Kommissar", wo der Mörder immer erst am Ende enttarnt wurde. Mal überraschend, mal weniger überraschend, aber man konnte mitraten.
Reinecker ging beim Derrick absichtlich anders vor. Ein bisschen Columbo, aber auch sehr anders. Zupackender und rabiater im Umgang mit den Mördern sollte Derrick sein. Das Konzept ging nicht auf. So produzierte man schon früh Folgen in einem anderen Stil und setzte mehr auf Action.
Folgen-Verschiebung
Die erste Folge die in dieser Form gedreht wurde war die 12. Folge "Tod am Bahngleis", die man dann gleich als Folge 5 vorzog. Folge 14 setzte man an die Position von Folge 8 die "Zeichen der Gewalt" hieß. Als Folge 12 sendete man stattdessen die als 14. Folge vorgesehene Episode "Ein Koffer aus Salzburg". Hier wird eine Putzfrau in einem Zugabteil erschossen. Der Mörder ist unerkannt, doch wird bereits in den ersten Minuten enttarnt. Doch allein mit dessen Identität können Derrick und Klein noch nicht viel anfangen. Es beginnt eine beispiellose Jagd durch ganz München.
Diese Action-Thematik machte die Folge ungeheuer spannend. Wie schon in Zeichen der Gewalt finden auch einige Schusswechsel statt. Der Mörder ist, wie sich herausstellt ein Drogenkurier.
Mehr Assistenten für Derrick
Außerdem hat Derrick in dieser Folge eine große Schar Kripobeamter als Helfer. Willy Schäfer als Berger spielt hier zum zweiten Mal mit. Dies erklärt sich durch die Folgen-Verschiebung. Eigentlich sollte er erst in Folge 14 "Zeichen der Gewalt" auftauchen, doch die wurde ja bereits als achte Folge ausgestrahlt. So kommt es das Willy Schäfer in Folge 10 " Hoffmanns Höllenfahrt" noch einen Zeugen spielt. Ferner werden hier Günter Stoll und Gerhard Bormann als Kriminalassistenten zur Seite Derricks gestellt. Leider hat man dieses interessante Konzept nicht beibehalten.
Ralf Schermuly feiert sein Debüt im Derrick und glänzt gleich, wie auch in einigen späteren Auftritten wie "Der Klassenbeste" und "Das leere Zimmer". Es gab aber auch eine Reihe anderer Erstauftritte: Unter anderem Jaques Breuer und Traugott Buhre.
Darsteller: Horst Tappert (Stephan Derrick), Fritz Wepper (Inspektor Klein), Ralf Schermuly, Jaques Breuer, Max Eckhard, Eva Brumby, Liane Hielscher, Traugott Buhre, Friedrich Joloff, Willy Schäfer, Günter Stoll, Gerhard Bormann, Paul Neuhuas, Friedrich Joloff, Thomas Braut, Konrad Georg, Wolfried Lier, Rainer Basedow, Kurt Jaggberg, Andrea L'Arronge und andere
Stab: Musik: Martin Böttcher Titelmusik: Les Hmphries, Regie: Alfred Weidenmann, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film- und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Erstsendung: 24.08.1975
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Kommentare
Aber wenn man damals viele Krimiserien sah, war das erste, was einem zu Derrick einfiel, "der macht ja auf Columbo". weil man den Täter sofort kannte. Bei Columbo war das clever. Aber da ging es ja auch nicht um die Frage "Wer war es?", sondern "Wie beweist Columbo es?" Die - zugegeben - weit hergeholte Prämisse bei Columbo ist ja, dass er den Täter immer sofort kennt, bei der ersten Begegnung.
Reinecker war in diesem Konzept nie besonders gut, und es konnte auch nicht richtig funktionieren, weil sein Held nicht so ausgerichtet war. Und nach 99 Folgen Der Kommissar und den eingefleischten Sehegewohnheiten des ZDF-Publikums konnte das nur ein Misserfolg sein. Dass die Serie trotzdem so lange lief und nicht schon früh gekippt wurde, dürfte nicht zuletzt der absoluten Trägheit des ZDF-Produktionssystems geschuldet sein. Und weil Quoten im drei-Sender-Umfeld keine so große Rolle spielten wie heute.
Manchmal erscheint mir diese Zeit so weit weg wie der Mond. Zu Derricks Anfangszeiten gab es im Vorabendprogramm noch solche Dinge wie Königlich Bayrisches Amtsgericht, und die ausländischen Serien wurden noch sorgfältig durchgesiebt, um den deutschen Durchschnittszuschauer bloß nicht zu verwirren. Da ging schon ein Aufschrei durch den Blätterwald, wenn ein Mädel bei Schönherr eine durchsichtige Bluse trug. Eine Sendung wie das Dschungelcamp hätten sich anständige ARD und ZDF-Redakteure nicht mal in ihren kühnsten Albträumen vorgestellt.
Nichtsdestortotz war die Fernsehzeit damals irgednwie interessanter. Wenn ich bei Youtube alte Sachen anschaue, dann ist es wie in einer fremden Welt. Aber was solls wir kommen vom Thema ab.