»Rififi« in komisch - »Topkapi«
Der raffinierte Gauner- und Einbruchsfilm weist eine sensationelle Raubszene völlig ohne Dialoge auf, die das Genre über Jahre hinweg prägen und inspirieren sollte. Unzählige Filme entstanden schon in unmittelbarer Folge, von „Rififi in St. Louis“, „Rififi in Tokio“ und „Rififi in Amsterdam“ bis hin zu „Top Job – Diamantenraub in Rio“, „Der Clan der Sizilianer“, „Kairo – null Uhr“ oder modernen Epigonen wie „Mission Impossible“ mit Tom Cruise oder „Ocean’s Eleven“ mit George Clooney, die thematisch zwar etwas weiter entfernt sind, sich aber trotzdem ganz offensichtlich einiger charakteristischer Merkmale von „Rififi“ bedienten. Jules Dassin selbst schickte neun Jahre nach seinem Film noch einmal eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Gangster auf einen Juwelenraub, und lieferte mit „Topkapi“ so etwas wie die eigene Parodie auf sein erfolgreich etabliertes Filmgenre, das Heist Movie.
Elizabeth Lipp (Melina Mercouri) ist eine Juwelendiebin mit Herz und Seele. In der Vergangenheit hat sie schon einmal erfolgreich mit Walter Harper (Maximilian Schell) zusammengearbeitet. Nun nimmt sie wieder Kontakt mit ihm auf und überzeugt ihn davon, gemeinsam einen smaragdbesetzten Dolch aus dem Topkapi-Museum in Istanbul zu stehlen. Walter besteht allerdings darauf, dass sämtliche Komplizen Amateure sein müssen, weil sie bei der Polizei nicht aktenkundig sein dürfen. Schließlich würde man bei einem solch waghalsigen Coup zunächst die Alibis der raffiniertesten Diebe überprüfen. So finden sich im englischen Exzentriker Cedric Page (Robert Morley), dem stummen Akrobaten Giulio (Gilles Ségal) und dem Kraftprotz Hans (Jess Hahn) rasch die passenden Leute. Dem windigen Touristenschreck Arthur Simpson (Sir Peter Ustinov) vertraut das Gauner-Paar seinen Wagen an, den dieser von Griechenland in die Türkei bringen soll. Doch an der Grenze wird er vom türkischen Geheimdienst mit versteckten Waffen im Auto überrascht und deswegen für deren Zwecke als Spitzel eingespannt…
Das erste Drittel ist aus heutiger Sicht etwas zu auslandend geschildert, weswegen „Topkapi“ ein bisschen braucht, um in Schwung zu kommen. Spätestens mit dem Auftreten des Erzkomödianten Peter Ustinov, der für die Rolle den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt, läuft das Ganze aber wie am Schnürchen. Die Vorbereitungen für den Coup werden detailliert und interessant geschildert, und der eigentliche Raub versetzt den Zuschauer auch heute noch in schweißtreibende Spannung. Auch hier fällt minutenlang wieder kein einziges Wort, es gibt keinerlei Musikuntermalung und das Publikum ist unter Hochspannung an den Sitz genagelt. Neben Ustinov sorgen natürlich auch die herrlichen Charakterkomiker Robert Morley und Akim Tamiroff für weiteres Vergnügen, und auch Hauptdarstellerin und Dassin-Ehefrau Melina Mercouri gibt sich in diesem Part erstaunlich selbstironisch. Die BluRay-Erstveröffentlichung bei Koch Media (ET: 24. 5.2018) bietet ein größtenteils gestochen scharfes Bild mit hervorragenden, kräftigen Farben (im Widescreen-Format 1,66:1) und einen stets gut verständlichen Ton (Deutsch und Englisch in PCM 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln). Als Extras gibt es den englischen Kinotrailer und eine umfangreiche Bildergalerie mit über 130 Motiven von internationalen Aushangfotos, Plakaten und Filmprogrammen.