Der eiskalte Mickey Rourke - »24 Stunden in seiner Gewalt«
Der eiskalte Mickey Rourke
»24 Stunden in seiner Gewalt«
Besonders erfolgreich war Martin Scorseses Remake von „Ein Köder für die Bestie“, der 1991 in Deutschland originalgetreuer als die erste Fassung mit „Kap der Angst“ betitelt wurde. Robert De Niro und Juliette Lewis erhielten dafür sogar Oscar-Nominierungen.
Kurz zuvor hatte Peter Hyams mit „Narrow Margin – 12 Stunden Angst“ seine Version des Richard-Fleischer-Films „Um Haaresbreite“ aus dem Jahr 1952 auf die Leinwand gebracht, und James Dearden hatte mit „Der Kuß vor dem Tode“ den erstmals 1956 von Gerd Oswald verfilmten Stoff 1991 ein zweites Mal adaptiert. In die gleiche Zeit fällt auch der Kinostart von Michael Ciminos „24 Stunden in seiner Gewalt“, der auf dem Roman und Bühnenstück „The Desperate Hours“ von Joseph Hayes fußt und zuvor 1955 von William Wyler mit Humphrey Bogart als „An einem Tag wie jeder andere“ verfilmt worden war. Ähnlich wie Deardens „Ein Kuß vor dem Tode“ beginnt auch Ciminos Film mit einer unwirklich anmutenden, künstlichen Szenerie, die wahlweise in den 50er oder 90er Jahren spielen könnte und somit den Bogen zum Original schlägt und diesem liebevoll Referenz erweist.
Die hübsche Blondine Nancy Breyers (Kelly Lynch) parkt einen Jaguar an einem menschenverlassenen See im Nirgendwo, um kurz darauf mit einem öffentlichen Bus die Rückreise in die Stadt anzutreten. Der Sinn dieser Szene erschließt sich erst viel später, nachdem der Zuschauer Zeuge geworden ist, wie die Anwältin Breyers ihrem Mandaten Michael Bosworth (Mickey Rourke) im Gefängnis den Zugang zu einer Waffe verschafft, mit der er aus der Einrichtung fliehen kann. Draußen wird er von seinem Bruder Wally (Elias Koteas) und dessen tumben Freund Albert (David Morse) in Empfang genommen, die mit ihm zum See und jenem Jaguar fahren, der von da an als Fluchtfahrzeug dient. Das Gangster-Trio sucht und findet Unterschlupf im Hause der in Scheidung lebenden Familie Cornell. Vater Tim (Sir Anthony Hopkins), Mutter Nora (Mimi Rogers) und die halbwüchsigen Kinder May (Shawnee Smith) und Zack (Danny Gerard) werden als Geiseln genommen. Zunächst möchte man sich einfach unerkannt im Haus der Familie verschanzen, um sich dort mit Nancy Breyers zu treffen, die die Geliebte von Michael Bosworth ist. Doch die Verbrecher haben nicht damit gerechnet, zu was Familie Cornell fähig ist, wenn sie dermaßen in die Enge getrieben wird.
Michael Cimino (1939-2016) ist berühmt-berüchtigt dafür, mit „Heaven’s Gate“ einen der desaströsesten Kassenflops der Hollywood-Historie inszeniert zu haben. In seiner über dreißigjährigen Filmkarriere hat er auch lediglich sieben Langfilme inszeniert, „24 Stunden in seiner Gewalt“ ist dabei der vorletzte. Cimino versteht es sehr gut, eine nicht abreißende Spannung aufzubauen, die von einer überschaubaren Figurenkonstellation und einer einfach gestrickten Handlung nicht geschwächt werden kann. Zwar haben sich in die Inszenierung, insbesondere bei der Schilderung der Polizeieinsätze, einige Unglaubwürdigkeiten eingeschlichen, die man dem Film heutzutage nur schwer abkauft. Aber die überzeugenden Darstellerleistungen von Anthony Hopkins als über sich hinauswachsender Familienvater und Mickey Rourke als aalglatter Gangster in Armani-Anzügen lassen einen wohlwollend über diese Mankos hinwegsehen. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films aus dem Jahr 1990 bietet einen guten, nicht remasterten Ton (Deutsch und Englisch in LPCM 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln), der nah am Originalsounderlebnis der Entstehungszeit liegen dürfte. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) hingegen ist doch eher enttäuschend ausgefallen, da es über weite Strecken sehr grieselig und grobkörnig ist und dem HD-Medium damit nicht gerecht wird. Die Extras bestehen aus dem englischen Kinotrailer zum Film und einer recht umfangreichen Bildergalerie.