DER ALTE - Die Fälle des Leo Kress - Folge 106: Gigolo ist tot
Bertie und Werner brechen in die Villa Hennig am Stadtrand von München ein. Dabei finden sie in einem Raum eine Leiche. Es handelt sich dabei um den Besitzer Rolf Hennig. Die beiden erkennen sofort, dass sie mit einem Einbruch in die Falle gelockt wurden, damit man ihnen den Mord unterschieben könne. Da taucht Hennigs Jagdfreund Wolfgang Molten auf und schießt mehrfach auf sie. Dabei trifft er Werner, der den Spitznamen Gigolo trägt, tödlich. Hauptkommissar Leo Kress macht sich ein Bild vom Tatort und traut Molten von Anfang an nicht über den Weg. Der Alte will und muss beweisen, dass die Einbrecher keine Mörder sind … (1)
Wahrscheinlich wollte Volker Vogeler mit dieser Geschichte ein Psychoduell entwickeln. Leider ist das misslungen. Und das trotz einer guten Besetzung. Aber die Geschichte hat einige Logiklöcher, die der Zuschauer nicht so recht zu stopfen weiß. Warum erschießt Molton einen Einbrecher, der unbewaffnet ist? Dazu noch versucht er den zweiten Einbrecher auf der Flucht zu erschießen. Wieso wird er deswegen nicht belangt? Und warum ist es so offensichtlich für die Polizei, dass der Tote im Haus von den Einbrechern erschossen wurde? Wieso werden die Kaliber der Geschosse nicht verglichen? Wieso drückt Molton dem toten Einbrecher nicht die Mordwaffe in die Hand? Fragen über Fragen, die nicht befriedigend beantwortet werden.
Gute Darsteller ohne sichtbare Spiellust
Günter Lamprecht agiert als Molton recht blass und unglaubwürdig. Für einen eiskalten Killer wirkt er geradezu liebenswürdig. Im Köster-Fall "Brennweite 1000" noch zwei Jahre zuvor, wirkte er wesentlich glaubwürdiger und auch die Story war besser. Dazu kommt ein in üblicher Manier agierender Claude-Oliver Rudolph. Mit Anja Jaenicke spielt neben Bettina Redlich abermals eine ehemalige Serientochter von Rolf Schimpf aus "Mensch Bachmann" mit. Auch sie bleibt blass und kann nicht an andere ihrer bekannten Krimirollen ("Tatort", "Derrick") anknüpfen. Bleibt nur das ALTE-Team um Schimpf, das aber auch meistens nur verdutzt drein blickt, so wolle auch Ihnen die Geschichte nicht gefallen.
Kress darf sich in dieser Folge heftig mit seiner Tochter zoffen, die ihm einen ungebetenen Freund mit nach Hause bringt.
Ein interessantes Detail findet sich gleich am Anfang, als die Täter die Alarmanlage ausschalten, indem sie diese mit Silikonmasse verkleben. Früher in älteren Krimi hätte man dies anders dargestellt. Wahrscheinlich wären die Täter mit Schraubenzieher und Zange zu Werke gegangen - was aber in der Tat unglaubwürdiger ist.
Team-Erweiterungen
Zum ersten Mal taucht hier auch Markus Böttcher als Riedmann im Team auf. Doch sein Einsatz ist noch recht klein. Auch ein Assistent namens Mühlmann hat hier seinen ersten Einsatz. Regisseur Dietrich Haugk hatte ihn besetzt. Er soll damals sein Schüler am Mozarteum gewesen sein. Michael Boettge spielt diesen aber nur in zwei Fällen. Meyer Zwo (Wolfgang Zerlett), der noch in der Köster-Ära als leicht vertrottelter Assistent dargestellt wurde, taucht hier auch bei Leo Kress wieder auf.
Howcatchem statt Whodunit
Dieser Krimi ist ein lupenreiner Howcatchem. Es ist sicher einer der ganz wenigen Filme in der Kress-Ära, der diesem Schema folgt.
Im Vorspann läuft diesmal nicht eine Schnittfolge von Szenen der Folge ab, sondern der Vorspann wird gleich in die Handlung geblendet. Regie führte erstmals bei Kress Dietrich Haugk.
Buch: Volker Vogeler
Musik: Eberhard Schöner, Martin Böttcher
Regie: Dietrich Haugk
Mit: Rolf Schimpf, Michael Ande, Charles M. Huber, Günter Lamprecht, Claude-Oliver Rudolph, Stefan Reck, Bettina Redlich, Anja Jaenicke, Horst Kummeth, Michael Boettge, Markus Böttcher u.a.Erstsendung: ZDF, 27.06.1986