Kneipe, Schlager und Mord - Der goldene Handschuh
Kneipe, Schlager und Mord
»Der goldene Handschuh«
Aber der zugrunde liegende Roman von Heinz Strunk war ein Bestseller. Strunk lebte wie Honka in Hamburg und laut Wikipedia verkehrten beide in der selben Kneipe namnes "Der goldene Handschuh".
Für den Regisseur Fatih Akin gab es offenbar gute Gründe den Stoff zu inszenieren. Und doch muss man Mehreres bedenken, wenn man sich auf das Werk einlässt. Zum einen behauptet die Presse und auch einige Rezensenten gerne, dass es sich bei diesem Film um einen Horrorfilm handelt. Das ist jedoch nach der Ansicht des Gesamtwerkes durch meiner bescheidender Augen eine Fehlinterpretation. Der Film hat nur geringfügig Horrorelemente. Es ist in erster Linie ein kriminalistisches Drama mit darstellerischer Groteske.
Krimi oder Horror?
Warum nun Krimi? Das ist klarer als andere Kategorisierungen. Honka war ein Mörder und das Motiv seiner Taten war (in Betrachtung des Films) rein sexueller Natur gepaart mit stark verminderten Selbstwertgefühlen. Die Art und Weise wie Honka beim morden und dem beseitigen der Leichen vorging hat durchaus den Charakter einiger Horrorfilme, doch diese Aspekte bleiben im Film hintergründig. Es wird auch nicht aufgeklärt, warum Honka die Toten so grausam verstümmelte und zuhause hortete. Das er es rein aus Platzgründen und zur Verdeckung seiner Taten tat ist psychologisch gesehen sicher nicht die ganze Wahrheit. Somit bleibt Honka als Täter mehr eine Karikatur, dem man nicht als unheimlichen und überlegenden Mörder ansieht. Dazu bei trägt auch sein Äußeres. Schiefe Nase, schielendes Auge, Sprachfehler, krummer Rücken, staksiger Gang. All diese Merkmale mochten auf den echten Honka zutreffen - wer jedoch Bilder des Mannes gesehen hat, der weiß dass er bei weitem nicht so überzogen schrecklich aussah. Diese groteske Darstellung wird auch bei den anderen Figuren übertrieben. sei es nun beim Alter einiger Opfer oder auch deren Korpulenz.
Auch das Milleu, dem der Mörder entspringt ist zwar recht realitätsnah aber dennoch in Spitzen auch leicht übertrieben. Liegt es nun an der Regie, an den Darstellungen oder am Buch.
Wenn man bedenkt das die Vorlage ein Satiriker und Komiker geschrieben hat, dann mag letzteres nahe liegen.
Horror und Spannung liefert der Film inhaltlich nicht. Höchstens ein wenig Spannung, die den Zuschauer endlich zur Entlarvung des Bösen bringt. Es ist mehr Ekel und Abscheu, welche die Handlungen und die Umgebung der Akteure hier versprühen. Die 18er Freigabe ist daher durchaus gerechtfertigt.
Inhaltsangabe
Fritz Honka (Jonas Dassler) lebt in den 1970er-Jahren im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Auf andere wirkt er wie ein Verlierer, fast schon bemitleidenswert. Wenn Fritz nicht gerade als Hilfsarbeiter einer Tätigkeit nachgeht, verbringt er die Nächte gerne in der örtlichen Kiezkneipe „Zum Goldenen Handschuh“. Denn zwischen Trinkern, Prostituierten und anderen Gestalten der Nacht, kann man einsamen Frauen am Besten näherkommen und ihnen nachstellen. Was keiner weiß: Der unscheinbar wirkende Mann mit Hornbrille und eingedrücktem Gesicht ist der wahrscheinlich berüchtigtste Serienmörder der deutschen Nachkriegszeit. Mit Vorliebe vergewaltigt, schlägt und erwürgt Fritz Honka seine Opfer in seiner Wohnung und zerstückelt anschließend die Leichen, ehe er sie in der Abseite entsorgt. Damit der Verwesungsgestank nicht überhandnimmt, verteilt er hunderte Wunderbäume in seiner Wohnung und wird lange Zeit nicht gefasst... (1)
Darstellerisch tadellos?
Zu den Darstellern ist nichts nachteiliges zu sagen. Einzig vielleicht, dass die Hauptrolle des Honka mit Jonas Dassler zu jung besetzt wurde. Die gute Maske nutzt da wenig. das fand auch Fabian Wallmeier vom RBB:
Fabian Wallmeier vom RBB schreibt, in seinem Versuch, sowohl Fritz Honkas Opfern, als auch dem Mörder selbst mindestens ein letztes Stück Würde zu lassen, sei Fatih Akin krachend gescheitert. Wo Heinz Strunk klar und einfühlsam Bericht erstatte, gehe Akin penetrant in die Vollen: „Die Welt, die er auf die Leinwand bringt, ist ein Witz, eine abstruse Groteske, die vor keiner Zurschaustellung zurückscheut.“ Bei Akin werde aus dem erst 22-jährigen Jonas Dassler mit viel Maskenspachtel eine groteske Mischung aus Nosferatu, David Lynchs Der Elefantenmensch und Horst Schlämmer. Wallmeier resümiert, der Film sei meilenweit von der einfühlsam-nüchternen Romanvorlage entfernt, und Akin zeige kein Gespür für Zwischentöne, sondern weide sich an Ekel und Elend. (2)
Neben menschlichen Dramen, reichlich Groteske und Mord und Ekel bietet der Film auch eine Menge an Schlagerhits, die man fast schon vergessen hat. Oder kennt noch jemand Stein Ingebrigtsen und seinen Hit Jung und Frei?
Fazit:
Ein Film, der das anschauen nicht unbedingt lohnt, aber reine Zeitverschwendung ist es auch nicht.
Der goldene Handschuh
(1) Filmstars.de
(2) https://www.rbb24.de/kultur/berlinale/wettbewerbsfilme/2019/69-berlinale-wettbewerb-der-goldene-handschuh-kritik.html
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