Unfreiwillig in der Klemme - »Der Mann, der keinen Mord beging«
Unfreiwillig in der Klemme
»Der Mann, der keinen Mord beging«
Die für den WWF Köln produzierte Miniserie unter der Regie von Hans Quest („Das Halstuch“, „Tim Frazer“) existiert in mehreren verschiedenen Schnittfassungen. 1968 bei der Erstausstrahlung war die Geschichte in sieben Teile untergliedert, bei einer Wiederholung im Jahr 1971 wurde sie dann als Vierteiler ausgestrahlt. Die nun bei „Pidax Serien-Klassiker“ auf DVD erschienene Fassung, die die gesuchte Fernsehrarität nach fast fünfzig Jahren erstmals wieder zugänglich macht, besteht aus drei Teilen unterschiedlicher Lauflänge. So sind die erste und die dritte Episode jeweils rund 40 Minuten lang, die mittlere lediglich 22 Minuten, was eine Gesamtlaufzeit von rund 100 Minuten ergibt. Das Label wirbt aber damit, dass die Serie hier komplett zu sehen ist, was das Herz so manches Krimifans der klassischen deutschen Fernsehära höherschlagen lassen dürfte.
Als Paul Wunderwald (Karl-Michael Vogler) eines Abends im Jahr 1930 durch die regennasse Nacht nach Hause geht, findet er auf der Straße einen leblosen Mann liegend. Dieser war kurz zuvor durch einen vom Dach gefallenen Hammer ums Leben gekommen. Paul hält ihn zunächst nur für betrunken und schleppt ihn in eine Gasse, wo er seine Jacke nach einem Ausweis durchstöbert, um die Identität des Mannes herauszufinden. Als er erkennt, dass der Mann nicht mehr atmet, macht er sich mit der Brieftasche des Verstorbenen Hals über Kopf davon. Als ihm sein Handeln bewusst wird, scheint es bereits zu spät zu sein, um die Situation der Polizei zu erklären. Selbst seine besten Freunde Barbara (Kerstin de Ahna) und Willy (Alexander Allerson) müssen einräumen, dass Pauls Geschichte recht unglaubwürdig klingt und er sich mit seinem Verhalten zum Hauptverdächtigen gemacht hat. Als er die hübsche Marion (Grit Boettcher) kennenlernt, verschweigt er ihr, was vorgefallen ist, kommt aber als mittelloser Ingenieur nicht umhin, sich gelegentlich am Geld aus der Brieftasche zu bedienen, um sich und seiner neuen Bekanntschaft auch mal was zu gönnen. Paul gerät immer tiefer in das Netz der Lügen, das er sich selbst gestrickt hat.
Im Vorspann wird die Miniserie als „fast ernste Kriminalgeschichte“ bezeichnet, was den Kern von Alexander Spoerls Vorlage ziemlich gut trifft. Im Look der seinerzeit populären Edgar-Wallace-Verfilmungen gehalten, erzählt „Der Mann, der keinen Mord beging“ oberflächlich eine Kriminalgeschichte unter vertauschten Vorzeichen. Denn eigentlich hat hier gar kein Verbrechen stattgefunden. Stattdessen werden wir Zeuge, wie die Mühlen der Bürokratie in der Weimarer Republik gemahlen haben – und werden dabei etliche Parallelen zum Beamtentum und den absurden Verwaltungsregeln unserer Tage erkennen können. Eine hübsche kleine Gaunerfarce, die von ihrer stargespickten Besetzung profitiert und für Nostalgiker zu empfehlen ist.
Die DVD-Erstveröffentlichung auf einer Scheibe bietet ein sehr gutes, farbenfrohes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen immer gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0 Stereo). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man verzichtet.