Licht und Schatten - »Das Ungeheuer von London-City«
Licht und Schatten
»Das Ungeheuer von London-City«
Hängen das Bühnenstück und dessen Macher mit den Sexualmorden zusammen? (1)
Mit diesem Streifen legte Artur Brauner bereits seinen sechsten Bryan Edgar Wallace-Film vor. Das Besondere an dem Streifen ist die Drehbuch-Mitarbeit durch den Wallace-Sohn selbst. Persönlich halte ich den Film neben Der Henker von London für den besten der Reihe innerhalb der schwarzweiß-Phase, was sich auch gut an einigen Punkten festmachen lässt. Zum einen ist das die gute Regie-Arbeit von Edwin Zbonek, der nach Der Henker von London ein zweites Mal auf dem Regie-Stuhl Platz nimmt. Seine sehr gekonnte Schauplatz-Auswahl, das Spiel mit Licht und Schatten in schwarzweiß und die recht gut positionierten Kamerafahrten machen ein künstlerisches Highlight aus dem Film. Für mich kann er durchaus mit den beliebten Rialto-Produktionen nach Edgar Wallace mithalten. Mehr noch, er ist sogar besser, als so mancher Rialto-Film, von denen auch nicht alle sehr gelungen sind. So jedenfalls meine Meinung und die atmosphärische Dichte, die hier entstanden ist (vor allem wegen der überwiegenden Nachtaufnahmen und den Kulissen) vermisst man in so manchen Rialto-Film dann doch schmerzlich. Leider ist dieser Film, der unter dem Arbeitstitel "Das unheimliche Erbe" entstand, weder bei den Kritikern, noch bei den Zuschauern gut angekommen, weswegen sich die CCC-Filmkunst eine mehrjährige Wallace-Pause auferlegte, nachdem auch der Folgefilm Das siebente Opfer nicht so richtig zünden wollte.
Regisseur Zbonek setzte erneut auf Hansjörg Felmy als Hauptdarsteller, wie schon in Der Henker von London. Mit ihm - so schien es - hatte man die richtige Antwort auf Joachim Fuchsberger und Heinz Drache in den Rialto-Filmen gefunden. Doch Felmy war auch in diesem Film nicht der Inspektor. Er spielt einen Theaterschauspieler, der durch seine Rolle als Jack the Ripper stark gebrochen wird, da ein anderer die Taten des Theaterbösewichts in Wahrheit ausübt. Allein die Figur Jack the Ripper auf diese Weise zum Thema eines Krimis zu machen ist recht gelungen und zeugt von hervorragenden Ideen des Autors Stemmle. Auch das Motiv des Täters am Ende überzeugt.
Marianne Koch überzeugt als weibliche Hauptrolle, die leider in einem Rialto-Wallace-Krimi nie zum Zuge kam. Dagegen ist Hans Nielsen als Inspektor dabei. Er hatte ein paar Auftritte in der Rialto-Reihe. Peer Schmidt sorgt hier für den komische Part und ist ebenso wie schon Chris Howland in anderen Filmen eher ein verzweifelter Versuch eine Art Antwort auf Eddi Arent zu finden.
Etwas Kritik gibt es aber auch. Die Überführung des Mörders ist etwas dick aufgetragen. Da geht ein kleines Mädchen an den verdächtigen Männern vorbei und nennt am Ende den Richtigen. Schon hier erahnt man den wahren Mörder. Auch die Morde selbst sind nicht sehr beeindruckend in Szene gesetzt und taugen eher fürs Nachmittagsprogramm. Aber die Verfolgungsjagden sind schon eine klasse für sich.
Die Musik von Martin Böttcher erinnert an die Railto-Filme, sie klingt sehr ähnlich wie bei Der Fälscher von London oder Das Verrätertor. Es gibt sogar Stimmen, die sagen sie seien identisch.
Als Bonus bietet die DVD lediglich eine kleine Bildergalerie und den Original-Kinotrailer. Vor allem aber wieder das Booklet, welches ein Nachdruck der illustren Filmbühne darstellt.
HANS SCHAFFNER PRÄSENTIERT „Das Ungeheuer von London-City“
(1) Pidax
Stabangaben: Pidax
© by author