Der neu geborene Gangster - »Johnny Handsome – Der schöne Johnny«
Der neu geborene Gangster
»Johnny Handsome – Der schöne Johnny«
Hier nun aber – denn der Titel des auf einem Roman von John Godey basierenden Films ist ironisch gemeint – spielt Sexsymbol Mickey Rourke einen durch zahlreiche Deformationen im Gesicht verunstalteten Menschen, der auch schon mal abfällig Breigesicht genannt wird. Rourke selbst scheint diese Abkehr von seinen Herzensbrecherrollen genossen zu haben, begab sich täglich drei Stunden in den Make-up-Raum, wo ihm der hässliche Monsterlook verpasst wurde, und trainierte das Lispeln aufgrund der angeschminkten Hasenscharte mit einer eigens dafür engagierten Pathologin, Dr. Lillian Glass. Bei den Schauspielerpreisen wurde er gleichwohl ignoriert, lediglich seine Co-Stars Lance Henriksen, Ellen Barkin und Morgan Freeman konnten für diesen Film Nominierungen einheimsen. Und in der zweiten Hälfte des Films durfte Mickey Rourke ja dank plastischer Chirurgie eine phänomenale Wandlung durchlaufen, um schließlich doch noch als gutaussehender Sonnyboy bei den Damen zu punkten. Trotzdem ist dem Regisseur Walter Hill auch hier wieder eine spannende und exquisit fotografierte Gangstergeschichte gelungen, die auch nach dreißig Jahren noch für kurzweiliges Entertainment sorgen kann.
Seit seiner Geburt ist John Sedley (Mickey Rourke) im Gesicht dermaßen verunstaltet, dass er es nicht leicht hatte im Leben und in den Untergrund abgetaucht ist. Dort ist der Gangster Mikey Chalmette (Scott Wilson) ein väterlicher Freund für ihn geworden, der mit dem „schönen Johnny“ zusammen lukrative Gaunereien durchzieht. Bei einem Überfall auf einen Münzhändler kommt es am Ende zu einem Schusswechsel zwischen den Gangstern, bei dem Rafe (Lance Henriksen) Mikey tötet. Der traumatisierte Johnny wird verhaftet und für fünf Jahre eingebuchtet. In dieser Zeit nimmt sich der Gefängnischirurg Dr. Resher (Forest Whitaker) Johnnys an, und schlägt diesem vor, sein Gesicht plastisch zu verschönern. Das Unglaubliche funktioniert, und aus Johnny wird ein hübscher junger Mann. In Absprache mit dem leitenden Polizeibeamten Lieutenant Drones (Morgan Freeman) wird Johnny ein Neustart ermöglicht. Begnadigt und mit neuer Identität versehen, soll er den Beweis antreten, dass durch seine optische Veränderung auch ein Imagewechsel möglich ist. Als Hafenarbeiter verliebt er sich in seine Kollegin Donna (Elizabeth McGovern), aber er kann einfach nicht vergessen, dass er mit Rafe und dessen Komplizin Sunny (Ellen Barkin) noch eine Rechnung offen hat…
Die Grundprämisse, dass ein dermaßen verunstalteter Mensch so makellos hübsch gemacht werden kann, muss man natürlich schlucken. Davon abgesehen bietet die Geschichte aber spannende Konflikte und eine dichte, überaus effiziente Inszenierung. Die Rollen sind ausnahmslos mit exzellenten Darstellern besetzt, so dass man neben der handfesten Action und der pulsierenden Spannung im Gangstermilieu von New Orleans auch mit Niveau unterhalten wird. Ein Semi-Klassiker des modernen Gangsterfilms, der ein (Wieder-) Entdecken auch heute noch lohnt. Die BluRay-Erstveröffentlichung von Walter Hills Film erfolgt bei Koch Films als Mediabook, das aus drei Scheiben besteht. Die BluRay (Ton auf Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo) stand zu Rezensionszwecken genauso wenig zur Verfügung wie das Booklet des Sets. Die DVD gefällt durch ein scharfes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) und einen nicht zu beanstandenden Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln). Als Extras gibt es den deutschen und englischen Trailer zum Film und eine umfangreiche Bildergalerie. Auf der zusätzlichen BluRay des Mediabooks finden sich darüber hinaus ein exklusives, von Robert Fischer neu produziertes Interview mit Walter Hill unter dem Titel „Codes to Live By“ (44 Minuten) sowie die zehn Jahre alten Featurettes „Wordsmith“ mit Drehbuchautor Ken Friedman (13 Minuten), „Eye of the Beholder“ mit Maskenbildner Michael Westmore (10 Minuten) und „Action Man“ mit Stuntkoordinator Allan Graf (11 Minuten).