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Keiner traut dem anderen - »Verräter« (1967)

VerräterKeiner traut dem anderen
»Verräter« (1967)

Die Verfilmungen der Kriminalgeschichten nach Francis Durbridge zählten in den frühen 1960er Jahren zu den größten Straßenfegern im deutschen Fernsehprogramm. Aufgeteilt in drei bis sechs Teile, lockten die Miniserien Abend für Abend Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte. Die Durbridge-Krimis entstanden für die ARD, und auch das ZDF wollte nicht zurückstecken und entschied sich 1967 dazu, dem Durbridge-Landsmann Victor Canning mit „Verräter“ eine Chance zu geben.

VerräterVictor Canning (1911-1986) war ab den 1950er Jahren ein gleichfalls überaus populärer britischer Kriminalschriftsteller, dessen Erzählungen und Romane von Millionen Lesern verschlungen wurden. Einige seiner Stoffe hatten es auch bereits zu filmischen Ehren gebracht, am bekanntesten ist hier sicherlich die Verfilmung seines Romans „Der goldene Salamander“, die bereits 1950, ein Jahr nach Erscheinen des Buches, von Ronald Neame mit Trevor Howard in der Hauptrolle realisiert wurde. Aber auch die Filme „Das Haus der sieben Falken“ mit Robert Taylor oder „Agenten lassen bitten“ mit Cliff Robertson und Marisa Mell basieren auf literarischen Vorlagen aus der Feder Victor Cannings. Sein Originaldrehbuch zum Dreiteiler „Verräter“, das Michael Braun anno 1967 für die deutsche Fassung adaptierte, ist ebenfalls im Agentenmilieu des Kalten Krieges angesiedelt. Aufgrund der Besetzung und der inszenatorischen Meriten Michael Brauns bewegt sich dieser Dreiteiler ganz im Stil der ab 1963 ebenfalls im ZDF ausgestrahlten Agentenreihe „Die fünfte Kolonne“, die sich mit Spionagetätigkeiten im geteilten Deutschland auseinandersetzte. Hier ist der Handlungsort nun London, und der Kampf um streng geheime Informationen tobt zwischen den Briten und den Russen.

VerräterDer britische Geheimdienst ist von zwei Agenten infiltriert, die ein doppeltes Spiel spielen und heimlich auch mit den Russen zusammenarbeiten. Rassilov (Robert Dietl), ein russischer Doppelagent, will Colonel Powell (Hans Caninenberg) und der britischen Abwehr die geheimen Informationen zukommen lassen, fällt aber einem Mordanschlag zum Opfer. Kurz zuvor konnte er die chiffrierten Geheimnisse allerdings an Clare Linton (Chariklia Baxevanos) weitergeben. Die arbeitet zusammen mit ihrem alkoholkranken Bruder Peter (Paul Albert Krumm) als Medium in einem Nachtclub. Wenn Clare von Peter in Hypnose gesetzt wird, kann sie sich die kompliziertesten Daten und Zusammenhänge merken, von denen sie im Wachzustand keine Ahnung mehr hat. Rassilov konnte Clare die Chiffren im Zustand der Hypnose übermitteln. Deswegen sind nun sowohl Powell als auch sein russischer Antagonist Oberst Tannikov (Alexander Kerst) daran interessiert, Clare in ihre Hände zu bekommen. John Shand (Walter Kohut), ein britischer Agent, ist mit Helen Tovey (Eva-Ingeborg Scholz) liiert, die für Oberst Tannikov arbeitet. Was Shand allerdings nicht weiß: Helen hat auch eine Affäre mit Larry Edwards (Karl-Michael Vogler), dem daran gelegen ist, die Geheiminformationen an den Meistbietenden zu verkaufen.

VerräterDer Einstieg ist recht verwirrend geraten, es braucht ein bisschen, bis man durch das komplexe Figurenkonstrukt und die zahlreichen Doppelagenten und Scheinidentitäten durchsteigt. Doch dann gelingt es Michael Braun mal wieder auf vorzügliche Weise, die Spannungsschraube kontinuierlich ansteigen zu lassen. Der Realitätsanspruch ist nicht so groß wie bei „Die fünfte Kolonne“, zumal hier durch die Hypnose noch ein eher fantastisches Element hineinspielt. Aber insgesamt weiß der Dreiteiler auch heute noch exzellent und ohne Durchhänger zu unterhalten, zumal er mit herausragenden Darstellern besetzt ist und auch Peter Thomas‘ Musikuntermalung zum Gelingen beizutragen versteht. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert die drei Teile (Gesamtlaufzeit ca. 197 Minuten) auf zwei DVDs, die sich in einem Amaray-Case befinden. Das Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist sehr detailreich und scharf, Aktmarker wurden nicht entfernt. Auch der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist nicht zu beanstanden. Bonusmaterial ist keines vorhanden.

Kommentare  

#1 Frank Reichelt 2020-12-21 18:28
Ich dachte, ich kenne alle Straßenfeger der sechziger und siebziger Jahre aber es gibt immer noch alte Schätze zu heben. Danke für den Tip.

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