Gastspiel eines singenden Kommissars - »SOKO 5113«: Staffel 6
Gastspiel eines singenden Kommissars
»SOKO 5113«: Staffel 6
Der Großindustrielle Alfred Kronberg wird an seinem sechzigsten Geburtstag ermordet. Verdächtigt wird die Ehefrau, doch dann wird Göttmann vom Fall abgezogen, denn auch der Verfassungsschutz zeigt Interesse an dem Mord … (1)
Ein Abschied, eine Fehlbesetzung
Die 6. Staffel der DVD-Boxen beginnt mit der Folge "Blanker Hass". Hier wird Wolle Blaschke beerdigt, der bei einem Undercover-Einsatz erschossen wurde. Anna Herbst gibt sich an dem Fall eine Mitschuld und verlässt die SOKO. Sie bleibt jedoch mit Horst Schickl liiert und taucht somit hin und wieder in der Serie auf. In "Blanker Hass" ermittelt sie noch an der Seite der SOKO-Kollegen. Am Ende der Folge wird Kathrin Rieger als ihre Nachfolgerin eingeführt. So hat sich im Team einiges getan, deren Mitgliederzahl wieder auf fünf geschrumpft ist. Mit Kathrin Rieger (Benita Rinne) findet übrigens auch eine weitere Kriminalmeisterin Zugang zur SOKO. Damit sind die unteren Dienstgrade nun besser besetzt als die oberen. Allerdings wird Less immer noch als Kriminalmeister geführt und Herle noch als Obermeister, obwohl beide bereits in den Folgen zuvor befördert wurden. Im Vorspann wird auch Bärbel Mattner erwähnt (ebenfalls Kriminalmeisterin), die jedoch erst in der letzten Folge der DVD-Box, "Ein Mordfall für Göttmann" eingeführt wird und somit Kathrin Rieger ablöst, die das Team wieder verlässt.
Warum die Staffeln für die DVD-Ausgaben getrennt worden ist ein großes Geheimnis. Denn eigentlich lagen zwischen der Ausstrahlung der letzten Folge "Schutzgeld" aus Box 5 und "Blanker Hass" nur sieben Tage. Abgesehen davon, dass man damals nach außen noch nicht von Staffeln sprach ist die Unordnung etwas verwirrend. Es ist aber durchaus möglich, dass zwischen beiden Folgen eine Art Drehpause gelegen hat. Das zeigt auch der qualitative Bildunterschied zwischen den Folgen, sowie der neue Abspann.
Für alle Folgen war als Produktionsfirma aber immer noch die Elan-Film Giercke Company zuständig.
Kathrin Rieger scheint als Zwischenlösung eingeplant gewesen zu sein, der man gleich eine spezielle Geschichte auf den Leib schrieb, in der sie sich am Ende in einen Einbrecher verliebt und diesem zur Flucht verhilft. So handelt sie sich ein Disziplinarverfahren ein und damit eine Versetzung nach Nürnberg. Nach 6 Folgen ist das Kapitel Kathrin Rieger damit Geschichte. Ich hielt sie für eine Fehlbesetzung in der SOKO-Frühgeschichte. Ähnlich wie später bei Verena Mayr, hatte sie kaum Möglichkeiten aufzufallen. Und das obwohl man ihr eine Geschichte als Sängerin in einer Band und eine Vorliebe für Motorräder angedichtet hatte. Insgesamt war aber sehr wenig aus der Figur herauszuholen. Außer eben die Geschichte, durch sie letztlich ausschied.
Kriminalistisch und witzig
In der Staffel spielen private Probleme der Ermittler wieder eine große Rolle. Somit geraten die Kriminalfälle ins Hintertreffen. Diesmal mehr als je zuvor, abgesehen vielleicht von der letzten Folge.
Den Folgen haftet diesmal auch eine gewisse Komik an, für die meistens Herle (Diether Krebs) und Waldi Zellmann (Rolf Schimpf) sorgen. Das ist teilweise gelungen, teilweise albern.
In der Folge "Herrenpartie" reisen die vier übrig gebliebenen männlichen Ermittler nach Mallorca. Eigentlich um Urlaub zu machen, doch sie geraten in einen Fall von Drogenhandel. Gäste dieser Folge sind Iris Berben und Heinz Baumann. Letzterer übrigens als Hauptkommissar Jürgen Sudmann vom LKA, der auffallend hohe Sangesqualitäten an den Tag legt. Anders als Kathrin Rieger jedoch, die als Nena-Verschnitt daherkam (was gewollt schien wenn man das Jahr der Produktion 1984 bedenkt), dann ist Heinz Baumann als Caruso-Artiger Arienschwinger daherkommend.
Baumann wird eben als Sudmann, 15 Folgen später Diether Krebs ablösen. Das war ein guter Schachzug der Serienmacher, einen Charakter kurz einzuführen, um ihn später wieder aufleben zu lassen. Bereits in "Herrenpartie" entwickeln Sudmann, Göttmann und Schickl Sympathien zueinander.
In ein "Mordfall für Göttmann" geht es um klassischen Mord und das Team entfernt sich etwas von ihren angestammten Themen der Drogen- und Jugendkriminalität. Dennoch bekommt Göttmann hier wieder Ärger mit Vorgesetzten, da er einen politischen Komplott wittert - diesmal aber tatsächlich falsch liegt. Das zeigt auf angenehme Weise, dass diese Figuren der SOKO nicht unfehlbar waren.
In der Folge wird auch Diana Körner als Reporterin eingeführt. Sie wird noch öfter auftauchen und später eine Liaison mit Göttmann beginnen. Körner und Kreindl waren auch im wahren Leben ein Paar.
Mit Bärbel Mattner weht dann endlich frischer Wind bei der SOKO. Sie wird von Sabine Kaack dargestellt und ist sicher die innovativste Neuentdeckung für die SOKO. Bei weitem keine Fehlbesetzung. Sie bleibt der Reihe auch 20 Folgen lang treu.
insgesamt sind die Folgen sehr kurzweilig und es macht eine Freude sie anzuschauen. Die Bildqualität ist gemessen am Alter des Materials sehr gut. Bonus auf den DVDs gibt es leider nicht. Das ist schade. Ein paar Interviews wären sicher nett gewesen.
Leider ist die Box mit sieben Folgen diesmal kurz geraten. Macht man bei Studio Hamburg enterprises weiter mit den Staffeln wie bisher, dann darf man sich auf Box 7 wieder freuen. Sie müsste die 12 Folgen des Jahres 1986 umfassen.
Soko (Staffel 6)
DVD INFO:
Kommentare
Zwei unterschiedliche Sichtweisen - ist doch vielfältig.
Im Grunde hast du mich zu dem Titel inspiriert. Denn es gab in der Staffel nicht nur eine singende Ermittlerin sondern eben auch den einmaligen Caruso Sudmann