Murdoch bringt's wieder ... ein zweites Mal - »Murdoch Mysteries« Staffel 2
Murdoch bringt's wieder ... ein zweites Mal
»Murdoch Mysteries« Staffel 2
Dort geht William Murdoch unter der Regie (mehr oder weniger) von ... wer noch Basics will, findet diese in dem hervorragenden Text ... also bis gleich wieder hier.
Nachdem nun bekannt ist über was wir reden, steigen wir etwas tiefer ins Detail ;-) ein.
Maureen Jennings fand ihre Inspiration für William Murdoch, ihren kanadischen Polizeiinspektor, in der Person von John Wilson Murray, einem real-existierenden kanadischen Polizisten. John Wilson Murray hat eine jener spannenden Lebensgeschichten, wie sie damals in der Gründungs- und Entwicklungsphase des Nordamerikanischen Kontinents wenn doch nicht die Regel, so doch ausgesprochen häufig vorkamen.
1840 in Schottland als Sohn eines schottischen Kapitäns zu See Daniel Duncan Murray und Jeanette Wilson, der Tochter eines Arztes aus Belfast, geboren, zog es die Familie schon früh in die Neue Welt nach New York.
Mit 15 Jahren hatte er von der Schule genug und machte sich auf den Weg, um Abenteuer zu suchen. Zumindest erzählte er selbst es so. Er wurde Seemann und heuerte später auf einem Schiff an, das auf den Großen Seen zwischen Amerika und Kanada segelte. 1857 trat er in die US Navy ein und war während des Bürgerkriegs an einigen Operationen auf See beteiligt, seine eigenen Angaben dazu scheinen - wie die Romane von Maureen Jennings später ;-) - einige fiktionale Teile zu enthalten. Während seines Dienstes auf dem Schiff Michigan, das offenbar auf den Great Lakes als Gefangenenschiff für den Transport auf/von der Insel Johnson's Island genutzt wurde (Dietmar Kuegler, wäre das nicht ein Thema, über das du uns mal etwas schreiben könntest?), hatte er nach eigenen Angaben auch die ersten Erfahrungen als Detektiv sammeln können.
Nachdem Murray seine ehrenhafte Entlassung 1866 erhalten hatte, wurde er 1868 Mitglied der Polizei in Erie, Pennsylvania und arbeitete dort als Detektiv, wechselte 1873 zu der neu gegründeten Canada Southern Railway als Detektiv, der damals dafür zuständig war Diebstähle, durch Reisende, Mitarbeiter, Fremde, zu untersuchen, oder Versuche von Gewerkschaftsgründungen zu unterbinden. Nachdem es ihm ein paar Mal gelungen war, Überfälle auf Züge zu verhindern, hatte er sich einen guten Ruf in Kreisen der Verwaltung der Stadt Ontario erworben und galt als einer, der die Dinge auf die Reihe bekommt.
Dies führte dazu, dass er im Herbst 1874 tatsächlich an der erfolgreichen Niederschlagung einer Geheimdienstoperation beteiligt war. In Folge erhielt er das Angebot der Stadt eine Stelle als “government Detective Officer” mit einer damals mehr als nur guten Entlohung, von der aus 1877 für ihn die Stelle eines Constables "of every county and district in Ontario” geschaffen wurde. Damit erhielt Murray die Erlaubnis, überall in dem über eine Million km2 großen Provinz Kanadas zu ermitteln.
Natürlich gab es in Kanada bereits ein bestehendes Polizeisystem, auch die Städte hatten zumeist Regelungen für Polizeidienste erlassen. Allein machte es die schiere Größe und geringe Bevölkerungsdichte kaum möglich, in Fällen zu ermitteln und wirkliche Untersuchungen anzustellen. Friedensrichter oder Landpolizisten arbeiteten auf der Basis von Informationen, die sie von den Leuten erhielten. Bis 1884 war er sogar der einzige seiner Art.
Er selbst beschrieb seine Arbeit als “follow criminals to any place and run them down", nämlich "Kriminellen an jeden Platz zu folgen und sie zu Fall zu bringen".
Tatsächlich führte ihn seine Arbeit quer durch Ontario, er klärte überall Fälle auf, Zeitungen überall berichteten von seinen erfolgreichen Ermittlungen. Buchstäblich jeder in Ontario kannte ihn, und er wurde zu einem Vorbild für Ermittler in ganz Kanada.
Man war ziemlich überrascht, als er 1906 an einem Schlaganfall starb. Wie auch Murdoch war Murray katholisch, er war verheiratet (aich wenn von seiner Frau nicht mehr bekannt ist als die Tatsache, dass sie vor ihm starb - ich habe tatsächlich in den diversen genealogischen Datenbanken nur seine beiden Töchter und ihn selbst gefunden), und hatte zwei Kinder.
Murdoch jedoch ist, anders als Murray, der offenbar gerne mit seinen Erlebnissen etwas übertrieb, ein Mann, der sich streng an die Wahrheit hält, von seinem Liebesleben allenfalls abgesehen. Er liebt die Pathologin Dr. Ogden eigentlich zutiefst und ist im Grunde nicht dazu bereit, eine Beziehung mit jemand anderem einzugehen. Da sie jedoch in ihrer Studentenzeit zu einer Entscheidung gezwungen war, die er als gläubiger Katholik nicht teilen kann, glaubt er, sich aus Vernunftgründen gegen sie entscheiden zu müssen. Dass ihm das nicht gut tut, merkt er in Staffel 2 sehr deutlich.
Während gerade auf One die zweite Staffel läuft, gibt es sie jetzt auch auf DVD in Deutsch und Englisch von Edel Motion zu kaufen. Auf Englisch ist sie etwas anspruchsvoller, gerade angesichts der unterschiedlichen englischen Dialekte, die von den unterschiedlichen Menschen von überall auf der Welt in Toronto gesprochen werden. Gerade Murdochs Vorgesetzter spricht wunderschönen schottischen Akzent.
Allerdings sollte man, gerade wenn man die Serie auf einem größeren Gerät sieht, auf keinen Fall die Tatsache vergessen, dass es sich um eine Staffel von 2009 handelt, aus einer Zeit, in der für Special Effects und Ausstattung im TV, noch dazu für eine kleine Serie, die erstmal "nur" in Kanada und Großbritannien lief, nicht unbedingt große Summen ausgegeben wurden. In der Tat fällt einem in jeder Folge auf, dass hier gespart wurde. Dies drohte mir tatsächlich die Freude an der Serie ziemlich zu verderben, vor allem, da ich davor eine enorm gut gemachte Serie neuerer Entstehung gesehen hatte. Als mein Mann *hust* mich jedoch daran erinnerte, wurde ich etwas entspannter. Wir sehen heute in der Tat unter Umständen mit einem zu hohen Anspruch "alte" Produktionen, immerhin läuft die Serie inzwischen im 15. Jahr.
Wo die Hauptdarsteller Yannik Bisson und Hélène Joy zu schön (und überschminkt) sind, sind die Kostüme und die Ausstattung wirklich gut gelungen, und spätestens als der Steampunk Automat durch die Gegend wankte, kam ich aus Lachen und Begeisterung nicht mehr heraus. Es macht einfach Spaß, sich die Geschichten anzuschauen, auch wenn ich immer wieder den Kopf schütteln musste ob der Erfindungen, die Murdoch so nebenbei machte. Es werden reale geschichtliche Tatsachen benutzt, wie beispielsweise Buffalo Bills Show, die tatsächlich in Toronto gastierte, oder die indianische Zwangsbeschulung in Internaten der Regierung - mitsamt den Folgen, die dies auf die Leben und Lebenschancen der jungen Indianer hatte.
Es macht einfach Spaß, die Serie zu schauen, sie ist trotz der erwähnten Mankos eine gute Unterhaltung, und definitiv auch etwas, das man mit Kindern anschauen kann - vielleicht nicht unbedingt jede Szene in der Pathologie, aber da kann man ja evtl das Kind Bierholen schicken.