Alberne Mörderjagd - »Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin«
Alberne Mörderjagd
»Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin«
Die Warner-Oland-Filme um „Charlie Chan“, die in den Jahren 1931 bis 1937 entstanden, und die seines Nachfolger Sidney Toler, die zwischen 1938 und 1946 gedreht wurden, blieben dem deutschen Publikum jahrzehntelang vorenthalten. Erst im Jahr 1978 entschied sich der Bayerische Rundfunk, gut zwei Dutzend dieser Krimis zu synchronisieren und in seinem Regionalprogramm auszustrahlen. Ohne diese Vorgeschichte hätte es vielleicht auch Clive Donners Reboot aus dem Jahr 1980 schwer gehabt, einen deutschen Kinoverleih zu finden. Da man in der BRD aber mittlerweile wusste, wer Charlie Chan ist, fand auch „Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin“ mit United Artists einen Verleih, der die westdeutschen Kinoleinwände mit der albernen Mischung aus Krimi und Krimiparodie versorgte. Dass der chinesische Detektiv dabei vom urbritischen Mimen Sir Peter Ustinov (1921-2004) verkörpert wurde, mag nur auf den ersten Blick verwundern. Immerhin hatte das auch bei den vorangegangenen Filmen bereits Tradition, denn weder Warner Oland noch seine Nachfolger in der Rolle, Sidney Toler, Roland Winters oder Ross Martin, hatten orientalisches Blut in den Adern. Was man heute unter dem Label Yellowfacing kritisieren würde, war im 20. Jahrhundert in der Entertainmentbranche gang und gäbe.
Der Detektiv Charlie Chan (Sir Peter Ustinov) möchte eigentlich nur seinen Ruhestand auf Hawaii genießen, als San Francisco von einer rätselhaften Serie so genannter „Phantommorde“ erschüttert wird. Polizeichef Captain Baxter (Brian Keith) stößt an seine Grenzen und sieht sich gezwungen, Charlie Chan einfliegen zu lassen, damit ihn dieser bei der Tätersuche unterstützt. Auch Chans Enkelsohn Lee Chan jr. (Richard Hatch) hat schon seine Ermittlungen in dem Fall begonnen. Er lebt bei seiner Großmutter Sylvia Lupowitz (Lee Grant), die noch immer ihrem Mann nachtrauert. In ihrer opulenten Villa wird sie von Gillespie (Roddy McDowall), einem Butler im Rollstuhl, der Köchin Mrs. Dangers (Rachel Roberts), die ständig überall Gefahr wittert, und dem dunkelhäutigen Chauffeur Stefan (Johnny Sekka) unterstützt. Kurz bevor Lee Chan jr. seine Verlobte Cordelia (Michelle Pfeiffer) heiraten kann, erscheint die mysteriöse Drachenkönigin (Angie Dickinson) auf dem Plan, eine alte Erzfeindin von Charlie Chan, die diesen vor einigen Jahren mit einem Fluch belegt hat, als sie von ihm als Mörderin entlarvt wurde. Ist sie auch bei den neuen „Phantommorden“ wieder die Schuldige?
„Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin“ ist eine überdrehte Mischung aus Krimi und wilder Slapstickkomödie, bei der etliche der Nebenfiguren durch ihre anhaltende Tölpelhaftigkeit auffallen. Viele kleine Gags und selbstironische Darsteller machen das Ergebnis zwar einigermaßen akzeptabel. Dennoch kann der zutiefst alberne Film insgesamt nicht überzeugen, weil er sein satirisches Potenzial verschenkt und fast ausschließlich auf primitive Schenkelklopfer setzt. Rachel Roberts ist in einer ihrer letzten Rollen noch einmal umwerfend komisch, auch Brian Keith und Roddy McDowall retten so manche Szene. Trotzdem hätte man weit mehr aus der Idee machen können, wie bessere Genrevertreter wie „Der Schmalspurschnüffler“ oder „Tote tragen keine Karos“ eindrucksvoll vor Augen führen. Die BluRay-Wiederveröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), bei dem nur gelegentlich das Filmkorn sichtbar wird. Auch der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0) ist der Entstehungszeit angemessen und kann überzeugen. Als Extras bietet die Veröffentlichung den englischen Kinotrailer zum Film, eine kleine animierte Bildergalerie sowie den Bonusfilm „Charlie Chan – Ein wohlgehütetes Geheimnis“ (92 Minuten, wahlweise auf Deutsch oder Englisch), der 1972 für das US-Fernsehen mit Ross Martin in der Titelrolle und Leslie Nielsen („Die nackte Kanone“) in der prominentesten Gastrolle entstand.