Britischer Agent in Russland - »The Palmer Files«
Britischer Agent in Russland
»The Palmer Files«
Der erste Harry-Palmer-Film wurde 1965 von Sidney J. Furie inszeniert und erschien hierzulande unter dem Titel „Ipcress – Streng geheim“. In der Hauptrolle glänzte schon damals Sir Michael Caine (geboren 1933 in London), der die Rolle des britischen Agenten auf ungewöhnliche Weise spielte – und mit einer dicken Hornbrille versah. Für den eleganten Mimen sollte diese Figur und seine im darauffolgenden Jahr verkörperte Titelrolle in „Alfie – Der Verführer läßt schön grüßen“ zum Grundstein seiner Starkarriere werden. Auf „Ipcress“ schlossen sich in kurzer Folge die beiden gleichermaßen erfolgreichen Fortsetzungen „Finale in Berlin“ und „Das Millionen Dollar Gehirn“ an, die Caines Image als Gentleman-Agent festigten. Der findige britische Produzent und Drehbuchautor Harry Alan Towers („Ich, Dr. Fu Man Chu“) kam ziemlich genau 30 Jahre nach dem ersten Palmer-Film auf die Idee, die Kultfigur wieder auferstehen zu lassen. Obwohl Michael Caine wieder mit an Bord war, kamen die beiden zeitgleich gedrehten neuen Filme der „Palmer Files“ nicht ins Kino, sondern entstanden als kanadisch-britisch-russische Koproduktionen für das Fernsehen. 1998 konnte man „Der Rote Tod“ und „Herren der Apokalypse“ schließlich erstmals auch in Deutschland anschauen, wo sie auf RTL2 ihre Premiere erlebten.
Nach mehr als 30 Jahren im Dienst des MI5 wird Harry Palmer (Sir Michael Caine) von seinem Vorgesetzten Colonel Wilson (Patrick Allen) in den Vorruhestand befördert. Harry ist darüber verständlicherweise nicht sehr begeistert, zumal er sich noch längst nicht zum alten Eisen zählt. In der Tat dauert es nicht lange, bis der russische Geschäftsmann Alex (Sir Michael Gambon) mit Palmer Kontakt aufnimmt und diesen mit einem üppigen Gehaltsscheck nach St. Petersburg lockt. Dort soll der Ex-Agent verhindern, dass biologische Waffenkomponenten nach Nordkorea gelangen, wo sie zu einer Waffe zusammengesetzt werden könnten, die den Spitznamen „Der Rote Tod“ verliehen bekommen hat. Gemeinsam mit Nikolai Petrov (Jason Connery), dem Sohn eines britischen Agenten und dessen russischer Kollegin, und der aparten Natasha Gradsky (Mia Sara) begibt sich Palmer an Bord eines Expresszuges nach Peking, wo die Kisten von Kim Soo (Burt Kwouk) in Empfang genommen werden sollen. Im Zug trifft Palmer darüber hinaus auf seinen alten CIA-Kollegen Craig Warner (Michael Sarrazin), der ganz eigene Ziele verfolgt. Mit einem Abstand von fast dreißig Jahren schlüpft Michael Caine hier wieder in eine seiner bekanntesten Rollen und kann daran fast nahtlos anknüpfen. Man glaubt dem alten Agenten die Ernüchterung, man merkt ihm auch einige kleinere Gebrechen an. Zudem hat sich die Welt verändert, was von den Machern glaubwürdig aufgegriffen wird. Auch hinsichtlich der Action- und Schaueffekte hat man sich nicht lumpen lassen. Dennoch wird das Geschehen insbesondere im letzten Drittel etwas zu wirr, weswegen dann auch die Spannung ein wenig leidet.
Der zweite Film der Neuauflage, „Herren der Apokalypse“, präsentiert uns Harry Palmer in seinem gut gehenden Detektivbüro in Moskau, wo dieser nun eine neue Lebensaufgabe gefunden hat. Zu seinen Mitarbeitern zählen Nikolai Petrov, Craig Warner und Oberst Gradsky (Lev Prygunov), die er bei seinem Einsatz in St. Petersburg im Vorgängerfilm kennengelernt hatte. Dorthin verschlägt es das Ermittlerteam auch dieses Mal wieder, nachdem Nikolais Freundin Tatiana (Tanya Jackson) von Gangstern entführt wird. Hinter den Machenschaften, in die auch ein Millionenraub berühmter Gemälde aus der Eremitage und ein Plutoniumdiebstahl hineinspielen, scheint abermals Palmers ehemaliger Auftraggeber Alex zu stecken. Ein weiterer Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Der zweite neue Palmer-Film nutzt die beeindruckenden Originallocations im russischen St. Petersburg erneut sehr gewinnbringend für sich aus. Die Story ist hier weniger verwickelt, sondern folgt eher konventionellen Spionagefilm-Erzählmustern.
Die renommierten Darsteller und einige effektvoll eingebaute Schauwerte und Showeinlagen tragen hier ebenfalls zu passabler Unterhaltung bei. Sicherlich nicht auf demselben Niveau wie die Kinofilme, aber ein gelungenes Revival für eine interessante Figur.
Die DVD-Wiederveröffentlichung der beiden abendfüllenden Filme (101 respektive 86 Minuten) erfolgt auf einer Scheibe in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist in beiden Fällen ganz passabel, bei „Der Rote Tod“ ist es jedoch noch etwas grobkörniger ausgefallen als bei „Herren der Apokalypse“.
Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) ist nicht weiter zu beanstanden. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man verzichtet.