Hausmeister als Privatdetektiv - »Eichbergers besondere Fälle«
Hausmeister als Privatdetektiv
»Eichbergers besondere Fälle«
Besonders gut in Erinnerung dürfte den meisten Sedlmayr-Fans wohl seine Rolle als Polizeikommissar Franz Schöninger geblieben sein, die er mehr als zehn Jahre und in über 120 Episoden zwischen 1977 und 1988 in „Polizeiinspektion 1“ an der Seite von Bruni Löbel verkörperte. Der hemdsärmelige Polizist, der stets ein offenes Ohr für die kleinen Leute hatte, auch wenn sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, wurde schnell zur Paraderolle des Schauspielers, der seine bayerische Mundart nicht als Nachteil ansah, sondern als liebenswertes Attribut für alle seine Rollen zu nutzen verstand. Ganz ähnlich gestrickt war auch die 1987 produzierte dreizehnteilige Serie „Eichbergers besondere Fälle“, hinter der mehr oder weniger dasselbe Team stand wie bei „Polizeiinspektion 1“. Produziert wurde auch diese ZDF-Serie von Helmut Ringelmann (1926-2011; „Derrick“) und Claus Gotzler („Der Alte“), die Drehbücher stammten aus der Feder von Albert Sandner („Heidi und Erni“), der auch über 30 Drehbücher für die Kult-Polizeiserie beigesteuert hatte, und die Regie teilten sich Theodor Grädler („Eine Frau bleibt eine Frau“) und Günter Gräwert („Tatort“), die beide ebenfalls regelmäßig bei der „Polizeiinspektion 1“ für den richtigen Drive gesorgt hatten.
Hubert Eichberger (Walter Sedlmayr) ist ein echtes Unikat im Justizpalast München. Schon seit einigen Jahrzehnten arbeitet er dort als Chef-Hausmeister und hat in seiner Tätigkeit etliche Ganoven und Kriminelle die heiligen Hallen des Gerichtsgebäudes betreten, aber nicht immer wieder verlassen sehen. Gerne nimmt er sich eine Auszeit vom Türen-Ölen oder Lampen wechseln und setzt sich in eine laufende Gerichtsverhandlung. Seine Tochter Petra (Cornelia „Conny“ Glogger) ist mit Dr. Gerhard Lehmann (Bernd Herberger) verheiratet, einem der Staatsanwälte des Justizpalastes. Zwischen ihm und seinem Schwiegervater Eichberger kommt es immer wieder zu Kabbeleien, wenn der alte Hausmeister meint, dass die Rechtsprechung mit Gerechtigkeit nicht viel zu tun hat. Ein großes Hobby Eichbergers besteht seit neuestem darin, in einigen dieser Fälle mit Hilfe seiner Nachbarin und Haushälterin Connie Brehm (Billie Zöckler) eigene Ermittlungen anzustellen, wenn er der Ansicht ist, dass den Angeklagten keine Gerechtigkeit wiederfahren ist. Die schnöden Hausmeistertätigkeiten wälzt Eichberger dann gerne an seinen Gehilfen Lotzke (René Heinersdorff) ab, der widerwillig in den sauren Apfel beißt und heimlich Ratgeber liest, wie man sich gegenüber despotischen Chefs zur Wehr setzen kann.
Man merkt dieser liebenswerten Serie bereits in den ersten Minuten an, dass sie voll und ganz auf Walter Sedlmayr zurechtgeschnitten war. Der grantlige Bayer mit den spitzen Bemerkungen ist eine weitere Facette der von Sedlmayr hinlänglich etablierten Figur, und wer Sedlmayrs andere Serien mag, wird auch hier wieder vorzüglich unterhalten werden. Außerdem haben die Macher die Episoden-Gastrollen stets mit der Crème-de-la-Crème der deutschen Fernsehprominenz besetzt, von Miroslav Nemec, Henry van Lyck, Enzi Fuchs und Louise Martini über Margot Mahler, Wolfgang Fierek, Erni Singerl und Toni Berger bis hin zu Liane Hielscher, Hans Clarin, Towje Kleiner und Peer Augustinski. So gibt es in den dreizehn 25minütigen Episoden ein Wiedersehen mit beliebten und talentierten Schauspielern, die die von Albert Sandner zumeist sehr unterhaltsam ersonnenen kleinen Kriminalfälle zusätzlich adeln. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert die 13 Folgen auf zwei DVDs mit akzeptablem, wenngleich recht grobkörnigem Bild (im Vollbildformat 1,33:1). Der deutsche Originalton (Dolby Digital 2.0) ist gut verständlich, Bonusmaterial ist nicht vorhanden.
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