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Mord aus Leidenschaft – Ein historisches Verbrechen

Mord aus Leidenschaft

Ein historisches Verbrechen

 

In seinem letzten Bühnenstück „Cause célèbre“ widmete sich der gefeierte britische Dramatiker Sir Terence Rattigan („Getrennt von Tisch und Bett“, „Hotel International“) einem tatsächlichen Verbrechen aus Leidenschaft, das sich im Jahr 1935 zugetragen hatte. Die Fernsehverfilmung „Mord aus Leidenschaft“ aus dem Jahr 1987 ist nun erstmals auf DVD erhältlich.

Heute würde die Geschichte um Alma Rattenbury (ca. 1897-1935) und ihren jugendlichen Liebhaber George Stoner (1916-2000) vielleicht das Material liefern für eine Folge einer True-Crime-Serie wie „The Confession Tapes“, „Catching Killers“ oder „Wahre Verbrechen“. Als sich der Mord an Francis Rattenbury im Jahr 1935 tatsächlich ereignete, war er ebenfalls bereits ein gefundenes Fressen für die Medien. In jenen Tagen waren das in erster Linie die Tageszeitungen, die aus der spektakulären Situation, den unterschiedlichen Geständnissen und der Brutalität des Mordes einige Wochen lang die saftigsten Schlagzeilen zimmern konnten. Genau 40 Jahre später nahm sich dann noch einmal Sir Terence Rattigan der Vorkommnisse an, der in seinen bekanntesten Bühnenstücken und Filmdrehbüchern stets die menschliche Psyche messerscharf analysiert hatte. Zu seinen Meisterwerken gehören u.a. „The Browning Version“ (Konflikt des Herzens) und „The Winslow Boy“ (Der Fall Winslow). „Cause célèbre“ wurde ursprünglich als Hörspiel geschrieben und 1975 erstmals gesendet, danach erhielt Rattigan den Auftrag, es auch noch in ein Bühnenstück umzuschreiben. Der bereits schwer kranke Literat kam dem Auftrag noch nach und konnte der West-End-Premiere im Londoner Her Majesty’s Theatre im Juli 1977 noch beiwohnen, weil er sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen hatte. Vier Monate später starb der Schriftsteller dann im Alter von 66 Jahren.

Alma Rattenbury (Dame Helen Mirren) sitzt 1935 in London auf der Anklagebank. Sie wird beschuldigt, ihren dritten Ehemann Franics Rattenbury (Harry Andrews) ermordet zu haben. Seinerzeit stand im Vereinigten Königreich auf Mord noch die Todesstrafe. Aber auch ihr rund 20 Jahre jüngerer Liebhaber George Bowman (David Morrissey), der im Hause Rattenbury als Chauffeur und Hilfskraft angestellt war, kommt als Mörder in Frage. Beide Angeklagte haben die Tat bereits gestanden – auch wenn offensichtlich ist, dass nur einer der beiden diese begangen haben kann. Für Almas Verteidiger T.J. O’Connor (David Suchet) ist es deswegen nicht einfach, den Kopf seiner Mandantin aus der Schlinge zu ziehen, zumal sich die zweifache Mutter vehement weigert, selbst vor Gericht auszusagen. In ausladenden Rückblenden wird die Geschichte Stück für Stück wieder zum Leben erweckt. Wir erleben die Harmonie zwischen Alma und ihrem deutlich älteren Ehemann Francis, können aber auch erkennen, dass in der Ehe nicht mehr alles rund läuft und Alma insbesondere in sexueller Hinsicht Defizite zu beklagen hat. Mit der Einstellung des gerade mal achtzehnjährigen George Bowman in den Haushalt verändern sich die Befindlichkeiten der Beteiligten. Alma und George verlieben sich ineinander und teilen auch das Bett miteinander, zumal Francis ein eigenes Schlafzimmer im Erdgeschoss des Hauses hat. Doch aufgrund eines fatalen Missverständnisses spitzt sich die Situation zu, die schließlich im brutalen Mord an Francis gipfelt.

Man merkt John Gorries („Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl“) Inszenierung die etwas angestaubte Fernsehdramaturgie an. Der knapp zweistündige Film wurde seinerzeit von vier Werbeunterbrechungen zerstückelt, vor denen jeweils eine Art Cliffhanger platziert werden musste. Das führt mitunter dazu, dass einige Szenen im Vorfeld allzu breit ausgespielt werden und die Spannung darunter etwas leidet. Für die deutsche Erstausstrahlung des Films im ZDF im Jahr 1996 hatte man hier munter die Schere angesetzt, weswegen etliche kürzere Abschnitte zwischendurch nun lediglich in der deutsch untertitelten Originalfassung vorliegen, weil sie seinerzeit nicht mitsynchronisiert wurden. Das trübt den Genuss des Films ebenfalls ein wenig. Abgesehen davon können aber auch hier noch die packenden Dialoge Terence Rattigans und die ausgesprochen gute Besetzung überzeugen. Dame Helen Mirren ist natürlich auch hier wieder über jeden Zweifel erhaben, auch der kurze Zeit später in der Rolle des Hercule Poirot weltweit bekannt gewordene David Suchet und der junge Nachwuchsstar David Morrissey („The Walking Dead“) wissen zu gefallen. Die DVD-Erstveröffentlichung, die am 15. Dezember 2023 erscheint, weist ein etwas verwaschenes Videobild (im Vollbildformat 1,33:1) auf. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 vor, einige Passagen davon eben lediglich auf Englisch mit deutschen Untertiteln. Auf die Beigabe von Extras hat man verzichtet.

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