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SOKO 5113 – Staffel 23 - Solide Krimikost

SOKO 5113 – Staffel 23

Solide Krimikost

 

Das Jahr 2001 markiert einen Wendepunkt in der Historie der beliebten ZDF-Vorabendserie „SOKO 5113“. In jenem Jahr lief nicht nur die 19. Staffel der Originalserie, sondern es wurden mit „SOKO Leipzig“ und „SOKO Kitzbühel“ auch die ersten beiden Ablegerserien eingeführt, die von der Popularität des Originals profitieren sollten. Parallel entstand die 20. Staffel von „SOKO 5113“, die nun als „Staffel 23“ bei One Gate auf DVD erschienen ist.

Die Fehlnummerierung der Staffeln zieht sich beim Label natürlich weiterhin unverändert durch. Diese tatsächlich 20. Staffel und die mittlerweile dritte mit dem Viererteam Schickl-Brand-Renner-von Hagenberg entstand in den Jahren 2001 und 2002 und wurde ab April 2002 im ZDF ausgestrahlt, nur vier Monate, nachdem dort die 19. Staffel mit ihren elf Folgen zu Ende gegangen war. Vermutlich aufgrund dieser kurzen Wartezeit umfasst die Staffel dieses Mal nur sieben 45minütige Episoden, die aber durchweg solide geschrieben und inszeniert sind und Krimifans auch mehr als 20 Jahre nach der Erstausstrahlung noch gut zu unterhalten verstehen. Die privaten Episoden rund um Horst Schickl (Wilfried Herbst), Manne Brand (Hartmut Schreier), Theo Renner (Michel Guillaume) und Susanne von Hagenberg (Christine Döring) sind wieder einmal auf ein absolutes Minimum reduziert, weswegen es auch unter diesen Folgen nur einen Auftritt eines Partners der „SOKO 51113“-Ermittler gibt: Serien-Urgestein Ingeborg Schöner hat als Anna Schickl in der Folge „La Divina“ einen kurzen Gastauftritt. Auch Dr. Dietl (Franz Rudnick) ist mittlerweile zu einer Nebenfigur degradiert worden, die nur gelegentlich im Büro der Sonderkommission vorbeischaut.

Stattdessen nimmt der Pathologe Dr. Fröhlich (Maximilian Krückl) eine immer dominantere Position ein und fehlt auch nur in einer dieser sieben neuen Folgen. Denn mit ihm hat „SOKO 5113“ wieder einen komischen Sidekick erhalten, der durch seinen ständigen Heißhunger und seine Vorliebe für bayerische Volksmusik für die humorvollen Auflockerungen in der Serie sorgt. Die eigentlichen Kriminalfälle halten auch hier wieder eine bunte Palette an verschiedenen Milieus, Opfern und Tätern für die Zuschauer bereit. Inwiefern diese noch unter der Leitung einer „Sonderkommission“ zu behandeln sind, ist dabei zusehends in den Hintergrund geraten. Größtenteils spannend und abwechslungsreich sind die Fälle aber gleichwohl, die in dieser Staffel von Serienroutiniers wie Conny Lens, Anne Neunecker und Rigobert Mayer geschrieben wurden. Die Regie haben sich Zbynek Cerven (die ersten beiden Folgen) und Bodo Schwarz (Folgen 3-7) unter sich aufgeteilt. Besonderes Interesse ruft tatsächlich die Episode „La Divina“ hervor, in der die kürzlich verstorbene Leinwandlegende Johanna von Koczian (1933-2024) einen Gastauftritt absolviert. Es ist allerdings etwas schade, dass sie lediglich das Mordopfer spielt, weswegen ihre Präsenz in der Folge eher gering ausfällt. Für den Mord an einer in die Jahre gekommenen Theaterschauspielerin kommen hier auch gleich eine ganze Reihe potenzieller Verdächtiger in Betracht, von ihren beiden vernachlässigten erwachsenen Kindern über einen ehemaligen Liebhaber (Ernst Jacobi!) bis hin zu ihrem neuesten jungen Protegé. Andere Fälle spielen sich innerhalb einer Flugzeugcrew („Der letzte Flug“) oder in der Redaktion eines Münchner Boulevardblattes („Henkersmahlzeit“) ab, und bieten renommierten Schauspielern wie Lambert Hamel, Klaus Nierhoff oder Sascha Zaglauer Gelegenheit zu lohnenswerten Auftritten.

Am gelungensten ist die Folge „Wein, Weib und Mord“, in der ein Weinseminar nicht nur zur Vermittlung von Wissen über edle Tropfen genutzt wird, sondern in dem eine Mitarbeiterin des Seminarleiters (Mirjam Heller) auch dazu eingesetzt wird, um die männlichen Interessenten bei der Stange zu halten – und deren Bedürfnisse auch in anderen Bereichen gewinnbringend zu befriedigen. Die Episode „Handlanger“ wartet mit Christoph Maria Herbst („Stromberg“) in einer Rolle vor seinem Durchbruch auf, in der er auch noch verhältnismäßig viel Haupthaar vorweisen kann. Inhaltlich am ungewöhnlichsten ist die Folge „Der gute Mensch von Harlaching“, bei der sich ein Mord innerhalb einer religiösen Sekte ereignet. Leider liefern hier einige der Darsteller zu viel Overacting, weshalb die Glaubwürdigkeit der Geschichte etwas leidet. Den Abschluss dieser Staffelbox bildet „Endstation Floßlände“, in der ein Musikant auf einem der besonders bei Betriebsausflügen und München-Touristen beliebten Isar-Flöße durch einen tödlichen Schuss ums Leben kommt. Alles in allem also einmal mehr sorgfältig gestaltete deutsche Krimikost, die auf übermäßige Grausamkeiten verzichtet und dennoch in der Darstellung der Milieus und der Ermittlungen glaubhaft und nachvollziehbar bleibt. Die DVD-Box enthält zwei Scheiben, auf die vier respektive drei Episoden gepresst wurden. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist nicht weiter zu beanstanden, ebenso der deutsche Originalton (Dolby Digital 2.0 Stereo), der durchweg gut zu verstehen ist. Bonusmaterial ist wie üblich nicht mit aufgespielt worden.

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