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Der Tod und das Mädchen - Prozess am Meer

Der Tod und das Mädchen

Prozess am Meer

 

Ariel Dorfmans bekanntestes Bühnenstück, das von sehr persönlichen Erlebnissen geprägte „Der Tod und das Mädchen“, wurde 1991 uraufgeführt. Drei Jahre später machte der chilenische Autor zusammen mit Rafael Yglesias daraus ein Drehbuch, das Roman Polanski unter demselben Titel mit Sigourney Weaver und Sir Ben Kingsley in den Hauptrollen prominent verfilmte. Nun ist der packende Film bei One Gate wieder neu auf BluRay erschienen.

Obwohl Ariel Dorfman 1942 im argentinischen Buenos Aires geboren wurde, ist er eigentlich chilenischer Staatsbürger. Der Sohn eines aus Russland stammenden jüdischen Wirtschaftswissenschaftlers erlebte in seinen jungen Jahren die schreckliche Diktatur des chilenischen Armeeoffiziers Augusto Pinochet aus nächster Nähe mit. Zahlreiche seiner politisch aktiven Freunde und Bekannte wurden verschleppt, gefoltert oder getötet. Diese traumatischen Erlebnisse hielt Dorfman u.a. in seinem Bühnenstück „Der Tod und das Mädchen“ fest, das bereits ein Jahr nach dem Ende der Pinochet-Diktatur durch die demokratische Wahl seines Nachfolgers, des Präsidenten Patricio Aylwin, uraufgeführt wurde. Mit dem Kapitel Pinochet hatte Ariel Dorfman danach aber noch nicht abgeschlossen. Als der Anführer der chilenischen Militärjunta 1998 in London verhaftet wurde, berichtete Dorfman u.a. für die spanische Zeitung „El País“ ausführlich vom Prozess. Anschließend rekapitulierte er das Thema in seinem Buch „Den Terror bezwingen. Der lange Schatten Augusto Pinochets“. Der in Polen geborene Regisseur Roman Polanski („Der Gott des Gemetzels“) nahm sich 1994 Dorfmans Bühnenstück an und verfilmte es in enger Kooperation mit dem Schriftsteller mit großer Starbesetzung. Auch die Filmversion des Stoffes wurde von der Kritik begeistert aufgenommen, wenngleich ihr große Auszeichnungen verwehrt blieben.

Paulina Escobar (Sigourney Weaver) wartet in stürmischer Nacht in ihrem Haus am Meer, irgendwo in Südamerika, ungeduldig auf die Heimkehr ihres Mannes Gerardo (Stuart Wilson). Der hatte sich mit dem Staatspräsidenten getroffen, weil er künftig eine Kommission leiten soll, die die Verbrechen während der Militärjunta des Landes vor Gericht stellen soll. Als Gerardo endlich eintrifft, wird er von Dr. Roberto Miranda (Sir Ben Kingsley) nach Hause gefahren, weil er eine Reifenpanne hatte. Paulina erkennt die Stimme des hilfsbereiten Nachbarn, und in ihr werden unliebsame Erinnerungen wieder wach. Während der Militärdiktatur war sie entführt und gefoltert worden, weil man von ihr den Namen des Chefredakteurs einer linksgerichteten politischen Untergrundzeitung erfahren wollte. Paulina ist sich sicher, dass Miranda einer der Männer war, der sie in Gefangenschaft drangsaliert und vergewaltigt hat. Sie nimmt den Arzt gefangen und will ihn zwingen, ein Geständnis abzulegen und seine Tat zu bereuen. Gerardo gerät dabei zwischen die Fronten, denn als Anwalt will er dem Angeklagten das Recht nicht verwehren, auch seine Sicht der Dinge darzulegen. In einer langen Nacht tauchen die drei Personen in die Vergangenheit ihres Landes ein, und es wird zunehmend schwierig zu erkennen, was hier wahr und was gelogen ist…

„Der Tod und das Mädchen“ ist ein grandioser Film über die Frage nach Schuld oder Unschuld, nach Rache oder Verzeihen. Das auf einem dialogreichen Dreipersonen-Bühnenstück beruhende Werk Roman Polanskis ist von ungeheurer inszenatorischer Dichte und weiß durch das makellose Spiel seiner drei Darsteller ungemein zu fesseln. Besser hätte man den diskussionswürdigen Stoff wohl kaum verfilmen können. Bis zum nervenaufreibenden Schluss wird man als Zuschauer im Ungewissen gelassen, ob die Anschuldigungen gerechtfertigt sind. Die Neuveröffentlichung des Films aus dem Jahr 1994 auf BluRay wurde nicht restauriert, weswegen das Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) weitgehend akzeptabel, aber auch ein wenig verschwommen ausgefallen ist. Der Ton liegt im Gegensatz zur Erstveröffentlichung nun immerhin in der englischen Originalfassung im DTS HD Master Audio 5.1 vor, bei der deutschen Synchronfassung muss man sich nach wie vor mit Dolby Digital 2.0 Stereo begnügen. Auch dieses Mal ist keinerlei Bonusmaterial mit aufgespielt worden.

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