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Derrick und seine Fälle: Folge 3 - Stiftungsfest

Derrick und seine FällFolge 3
Stiftungsfest


Die Liedertafel feiert in einem Hotel ihr 75-Jähriges Jubiläum. Man singt, man trinkt, man ist ausgelassen. Nicht nur die sangesfreudigen Herren, auch ihre Familienmitglieder sind angetan von der außergewöhnlichen Festlichkeit. Besonders animiert von Gesang und Alkohol ist August Bark, der schließlich mit der reizvollen Irene Eppler ein Tänzchen wagt. Wenig später wird Irene in ihrem Hotelzimmer erdrosselt aufgefunden. Oberinspektor Derrick hat einige Mühe, den Verlauf des Abends zu rekonstruieren. Doch bald ahnt er, wer der Mörder Irenes sein muss, er weiß aber auch, dass er keine Beweise für dessen Schuld hat ...


Siegfried Lowitz

Wieder steht der Mörder von Beginn an fest. August Bark (Siegfried Lowitz) hat Irene getötet, indem er ihr Mund und Nase zugehalten hatte, damit sie nicht um Hilfe schreien kann. Diese Tötungsmethode fand in den Anfangsjahren sehr oft Anwendung im Derrick. Ich nenne nur mal "Anschlag auf Bruno", "Tote im Wald"  und "Hoffmanns Höllenfahrt" als Beispiele, in denen so eine Tötungsmethode ebenfalls zur Anwendung kam. Mir stellt sich die Frage, ob man auf diese Weise überhaupt so schnell sterben kann. Auf jeden Fall muss man aber einen großen Kraftaufwand wirken lassen, um so einen Tod herbeizuführen.

 

August Bark ist ein typischer Gegenspieler für Derrick, wie er in den ersten 11 Folgen üblich war. Man kann Bark dabei zusehen, wie er verzweifelt versucht, seine Tat zu vertuschen und doch an seiner Schuld zerbricht. Natürlich wurde auch dieser Gegenspieler Derricks durch einen bekannten Schauspieler besetzt: Siegfried Lowitz. Die Folge entstand 1974, also lange bevor Lowitz 1977 die Rolle des Alten Erwin Köster übernahm. Lowitz war insgesamt zweimal bei Derrick zu Gast. Das zweite Mal erst 14 Jahre später im 170. Fall "Eine Art Mord". Diese Folge wurde drei Jahre nach dem Ausstieg von Lowitz bei DER ALTE gedreht.

 

Der vorliegende Krimi lebt von der Spannung, die durch die Überführung des Täters entsteht. Es stellt sich die Frage, wer den längeren Atem hat, und wie die Auflösung schließlich zustande kommt. Ohne sehr gute Schauspieler wäre der Krimi nichts geworden. Man denke nur an Columbo, wo der Mörder auch von Anfang an feststand. Hier bedarf es glänzender Akteure, die mit Mimik und Dialogen Spannung erzeugen, um die Gefühlswelt von Täter und Ermittler darzulegen.

 

Witzige Dialoge

 

Witzige Dialoge gibt es auch zwischen Derrick und Harry. Nett gemacht, denn so zeichnet sich ein sehr persönliches Charakterbild der beiden Darsteller, welches in späteren Folgen immer mehr verloren ging.

 

Derrick: Wie hat Bayern gespielt?

Harry: Verloren.

Derrick: Zum Glück habe ich es verpasst.

Oder:

Harry: Was hältst du von Bark?

Derrick: Er ist ein alter geiler Bock.

Oder:

Harry: Mein Name ist Klein, das ist Hauptinspektor Derrick.

Derrick: Oberinspektor! Herr Klein tut sich mit den Diensträngen noch etwas schwer.

 

Interessant ist dabei übrigens, dass der Dienstgrad des Oberinspektors (etwa gleichrangig mit Oberkommissar) seit 1971 nicht mehr im bayerischen Polizeidienst gebraucht wurde. Derrick war also in diesem Punkt bereits 1974 überholt.

Der Fall ist auch glänzend fotografiert. Obwohl die meisten Szenen in der Gaststube spielen, gibt es ein paar schöne Aufnahmen von der verschneiten Dorflandschaft. Wahrscheinlich einer der Folgen mit den besten Bildern. Der Fall wurde in Grünwald gedreht und das Schlosshotel "Grünwald" existiert noch heute.



Besetzung: Horst Tappert (Oberinspektor Derrick), Fritz Wepper (Inspektor Klein), Siegfried Lowitz, Bruno Dietrich, Claudia Buthenuth, Ulrich Haupt, Herbert Fleischmann, Joachim Wichmann, Andrea Rau und andere.
Stab: Buch: Herbert Reinecker, Titelmusik: Les Humphries, Kamera: Rolf Kästel, Szenenbild: Wolf Englert, Herstellungsleitung: Gustl Gotzler, Redaktion: Claus Legal, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Regie: Helmut Käutner. Erstausstrahlung: 01.12.1974 (ZDF).

 

Die Derrick Collector´s Box Vol.1
MORE Home Entertainment GmbH & Co. KG
(1)= Inhaltsangabe ZDF
(c) by author



Kommentare  

#16 Andreas81 2022-04-29 13:31
Und wieder muss eine Frau dran glauben! Ich glaube ja, dass das Ersticken des Opfers eigentlich für die Vergewaltigung steht, die vermutlich nicht im Fernsehen gezeigt werden konnte.

Ansonsten eine hervorragend gespielte Folge mit einer intensiven Atmosphäre.
#17 Doktor Römer 2024-03-15 23:26
Diese Folge lebt von der großartigen schaupielerischen Leistung von Siegfried Lowitz als August Bark. Wie er einerseits versucht, seine Tat zu vertuschen, aber gleichzeitig verzweifelt versucht, die Unschuld seines Sohnes zu beweisen, und darin, wie oben zurecht beschrieben, daran zerbricht, das erreicht Lowitz bravourös. Ach ja, das Opfer wird nicht erdrosselt, sondern "erstickt", bricht sich aber beim Sturz zusätzlich das Genick. Insofern ist die Anschuldigung von Barks Sangesbruder, er habe Bark junior gesehen, wie dieser dem Opfer "die Hände um den Hals gelegt" habe (eine Formulierung, die einem in den weiteren 278 Folgen noch häufiger begegnen wird) und diese erwürgt habe, schlicht falsch. Und es fällt im Rückblick auf (nicht nur hier), wie barsch, schroff und ruppig Derrick mit Verdächtigen UND Zeugen umspringt. Das wurde dann wohl auch in den weiteren Staffeln geändert. Vom höflichen Gentleman-Polizisten mit ausgezeichneten Manieren, Massanzügen und Rolex-Uhr ist dieser Derrick noch meilenweit entfernt. Und manchmal wünscht man sich, man hätte Derrick zumindest einige Ecken und Kanten belassen. Nicht alle, aber doch einige.
#18 Doktor Römer 2024-03-18 22:29
Abgesehen davon glaube icgh auch nicht, dass im wahren Leben Bark als Mörder verurteilt worden wäre. Ich bin kein Jurist, aber ich denke mal, es wäre auf "fahrlässige Tötung hinausgelaufen. Aber Bark wäre ja auch diurch seine Tat gestraft genug gewesen.

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