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Derrick und seine Fälle: Folge 80 - Am Abgrund

Derrick und seine FälleFolge 80
Am Abgrund

Eine Handtasche mit vollem Inhalt findet die Polizei im Hinterhof zum Lokal "Nachteule", nur ein paar Meter von einer Toten entfernt. An der Identität der ermordeten jungen Frau besteht somit kein Zweifel: Ina Debel, in Düsseldorf geboren und 19 Jahre alt. Zusätzlich erfährt Oberinspektor Derrick, dass sie sich nach zwei Semestern Kunstakademie als Call-Girl ihren Lebensunterhalt verdient hat. Verständigt und an den Tatort geführt wurde Derrick von einem Taxifahrer. Er berichtet, dass er die durch einen Messerstich getötete Ina Debel entdeckt hat. Ein Mann, der in der Toreinfahrt vor der Toten gekniet habe, war fluchtartig vor ihm weggelaufen. Dank einer genauen Personenbeschreibung wird der Unbekannte ausfindig gemacht - Jakob Hesse, ein ehemaliger Lehrer, den ein ungewöhnlicher Schicksalsschlag vor Jahren aus der Bahn geworfen hatte.

Doch schon nach dem ersten Verhör muß sich Derrick enttäuscht eingestehen, dass er in dem Alkoholiker Hesse alles andere, nur nicht den Tatverdächtigen aufgespürt hat. (1)

Klaus Behrendt und Rebecca WinterDer Mord ist nur Aufhänger
Der Mord ist sekundär. Was man später häufiger bei Reinecker erlebte, zeichnete sich auch schon in früheren Folgen ab. Es geht hier einmal nur um eine Person die direkt oder indirekt mit dem Mord zu tun hat. Nicht selten fand dieses Schema auch beim Kommissar Anwendung. Die Person ist hier ein Alkoholiker, der nachts durch die Straßen zieht um in den Kneipen um einen Schnaps zu betteln. Als er in eben einer dieser Kneipen einen Mord beobachtet ist die Situation für ihn denkbar gut. Um sich sein Schweigen zu erkaufen, schenkt ihm der Wirt tagtäglich soviel Schnaps ein wie er möchte.
Das reinste Schlaraffenland für den Alkoholiker.

Da der Fall klar ist, und alle Welt nur auf die Aussage des Alkoholikers wartet, ist der Fall auch reichlich unspannend. Zudem ist von vornherein klar, wohin die Reise gehen soll. Der Alkoholiker wird seinen Wirt erpressen. Dabei bekommt das Wort Wirt im Sinne von Parasit eine ganz andere Bedeutung.

Mit dem Selbstmord des Mörders am Ende der Folge hat Tempo-Regisseur Helmuth Ashley wenigstens noch versucht einen dramatischen Höhepunkt zu setzten, doch den Krimi hat das letztlich nicht gerettet.

Reinecker hat viele gute Drehbücher verfasst und die entsprechend guten Regisseure haben dann noch mehr aus der Handlung herausholen können und einen tauglichen Krimi hinbekommen. Zu den Werken Reineckers zählen aber auch leider viele Aussetzer, wie eben dieser hier. Auch darstellerisch ist "Am Abgrund" wenig überzeugend, was wohl daran liegt das eben auch die Handlung wenig hergibt. es zeigen sich bei der Story Parallelen zur Folge Ein Funken in der Kälte bei Der Kommissar. Auch hier sielt Klaus Behrendt die wichtigste Nebenrolle. 

 
Stab: Horst Tappert , Fritz Wepper ,  Willy Schäfer , Klaus Behrendt, Rainer Hunold, Dirk Dautzenberg, Ilse Neubauer, Konrad Georg, Rebecca Winter, Anton Diffring, Thomas Schücke, Joachim Wichmann und andere  
Buch: Herbert Reinecker, Titelmusik: Les Humphries, Musik: Hans Hammerschmidt, Produzent: Helmut Ringelmann, Regie: Helmuth Ashley. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Erstausstrahlung: 30.01.1981 (ZDF)


Diese Folge ist enthalten auf Die Derrick Collector´s Box Vol.6
MORE Home Entertainment GmbH & Co. KG 2010
(1) ZDF
(c) by author
 

Kommentare  

#1 Frank Reichelt 2016-07-05 17:59
Ich habe mir die Folge nochmal angesehen und stimme der negativen Kritik zu. Klaus Behrend spielte ja in mehreren Folgen mit. Immer den gleichen abgehalfterten und charakterschwachen Typus. Ein Reinecker-Monster der schlimmeren Art. Sehr gut aber wie immer die von mir verehrte Ilse Neubauer als traurige Ehefrau.
#2 Andreas81 2022-05-10 16:17
Grundsätzlich mag ich, wenn eine Figur näher beleuchtet wird, da man dann etwas in die Tiefe gehen kann, was in einer Serie selten passiert, aber bei Derrick doch immer wieder.
Allerdings wirkt der Alkoholiker etwas aufgesetzt. Und was mir bei Derrick immer mehr auffällt ist, dass wie hier eine Person oft benannt wird nachdem was sie ist oder sein soll: ein Alkoholiker.
Das fand ich schon bei den Drogensüchtigen furchtbar.
#3 G. Walt 2022-05-11 10:19
zitiere Andreas81:
Grundsätzlich mag ich, wenn eine Figur näher beleuchtet wird, da man dann etwas in die Tiefe gehen kann, was in einer Serie selten passiert, aber bei Derrick doch immer wieder.
Allerdings wirkt der Alkoholiker etwas aufgesetzt. Und was mir bei Derrick immer mehr auffällt ist, dass wie hier eine Person oft benannt wird nachdem was sie ist oder sein soll: ein Alkoholiker.
Das fand ich schon bei den Drogensüchtigen furchtbar.


Da stimme ich Dir voll und ganz zu. "Der Alkoholiker", "Die Vollwaise", "Der Süchtige", "Die Prostituierte". Namen spielen dann kaum eine Rolle.

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