40 Jahre Tatort-Haferkamps Fälle: Schussfahrt
SCHUSSFAHRT
Tatsächlich hat Karin Wiedemann ein Verhältnis mit dem Aufsteiger Christian Zehle. Wiedemann lauert dem Nebenbuhler auf, ermordet ihn und arrangiert die Begleitumstände so, als habe er Zehle und einen "Komplizen" beim Einbruch überrascht und dabei Zehle erschossen, während der zweite Mann mit der Beute entkommen sei. In Wahrheit hat Wiedemann die Wertsachen beiseite geschafft und will nun zusätzlich das Geld von der Versicherung kassieren.
Zur großen Überraschung des Mörders jedoch spürt Kommissar Haferkamp einen gewissen Roll auf, der durchaus jener "Komplize" sein könnte, den Wiedemann ja nur erfunden hatte. Roll reimt sich die Dinge zusammen und erpreßt den Mörder. Wiedemann würde dieser Erpressung nachgeben, aber da seine Frau inzwischen die Wahrheit ahnt und ihn nun endgültig verlassen will, meint Wiedemann, sie durch ein neues Verbrechen von seiner Unschuld zu überzeugen. Haferkamp freilich läßt sich jetzt nicht mehr abschütteln. (1)
Der Text der Inhaltsangabe gibt die Handlung im Wesentlichen wieder. Es handelt sich mal wiederum einen typischen Zweikampf-TATORT, der das Thema Duell zwischen Kommissar und Mörder beinhaltet. Ein typischer und sehr klassischer Haferkamp in Colombo-Manier. Der Mord passiert nach 20 Minuten, und somit wird der Geschichte Zeit gelassen sich zu entwickeln und die Figuren kennen zu lernen. Ruhe im Bild und das Einfangen der Emotionen in den Gesichtern der Menschen gehen vor. Anders als man das heute vielleicht gewohnt ist, wo schnell Schnitte und rasante Kamerafahrten die Szenen in ihrer Atmosphäre stören und zerstören.
Am Ende gibt es noch eine wilde Verfolgungsjagd durch die Peripherie Essens. Haferkamp jagt fast todesmutig seinen Gegenspieler und Assistent Kreutzer kommt dabei mächtig ins Schwitzen. Genial toll ist es auch Heinz Baumann beim Schwitzen zu zusehen, der den Gegenspieler Haferkamps zum zweiten Mal brilliant verkörpert.
Die kleine Nebenhandlung mit Hefrkamps Frau Ingrid hätte man sich indes sparen können, die war sehr gedrungen und konstruiert. Naja, jedenfalss weiß man jetzt, dass sie ihren Autounfall aus dem vorigen Fall gut überstanden hat.
Peter Hemmer schrieb das Drehbuch und war damit wohl voll auf Haferkamps Linie. Hatte dieser doch schon drei Drehbücher abgelehnt und einige andere moniert. In dieser Folge wirkt Haferkamp überraschend frisch und dynamisch. Er ermittelt geradezu mit jugendlichen Esprit undhat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Ein ganz anderer Haerkamp möchte man fast sagen - nicht mürrisch und schlecht gelaunt wie in allen 18 TATORTen zuvor. Da macht es wirklich nochmal mehr Spaß zu zuschauen.
Heinz Baumann spielte bereits in "Zweikampf", dem zweiten "Haferkamp" neben Felmy, und tut es nun auch im vorletzten Fall. Vielleicht deshalb der kleine Gag im Film als Baumann zu Felmy sagt: "Kennen wir uns nicht irgendwoher?"
Doris Kunstmann spielt ihre Paraderolle als untreue Ehefrau, Volkert Kraeft den Liebhhaber und Burkhard driest den Erpresser.
Mit 45% Marktanteil ist dieser Haferkamp einer der erfolgreichsten bei der Erstausstrahlung am 01.06.1980. Insgesamt neunmal wurde dieFolge bereits auf verschiedenen Sendern wiederholt.
Ein wirklich gelungener und spannender Fall, der auch durch die Hintergrundmusik von Klaus Doldinger und die guten schauspielerischen Leistungen aller Akteure besticht.
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Quellen: (1) Das Erste