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Reineckers Krimi-Dreiteiler: 11 Uhr 20

Reineckers Mehrteiler11 Uhr 20

Dies ist der dritte Krimi-Dreiteiler des Drehbuch-, Regie- und Produzentengespanns Herbeit Reinecker, Wolfgang Becker, Helmut Ringelmann und war der nächste große Krimi-Straßenfeger des ZDF, dem die Dreiteiler "Der Tod läuft hinterher" und "Babeck" vorausgingen.

1969 gedreht, wurde der letzte Krimi-Dreiteiler erst im Januar 1970 ausgestrahlt. Die letzte Folge lief am 11. Januar 1970 und damit 9 Tage vor dem Geburtstag des Schreibers dieser Zeilen.

SzenenfotoDer Krimi ist damit fast genau so alt wie ich. In meiner Jugend habe ich ihn dann zum ersten Mal gesehen. Ich fand ihn überragend, aber ich kannte damals "Der Tod läuft hinterher" noch nicht.

"11 Uhr 20" ist auch kein Aufguss vom Tod, auch keiner von Babeck, aber eben ein im selben Stil verfasster Krimi. Dennoch gab es diesmal einige Unterschiede.

Zum ersten Mal wurde ein Krimi-Dreiteiler in Farbe gedreht. Die Handlung spielte diesmal auch nicht in England und Frankreich, wie beim Tod, und auch nicht in Deutschland und Italien wie bei "Babeck", sondern nochmals südlicher - in der Türkei und Tunesien. Es wurde also sehr exotisch was die Schauplätze anging, für das Farbformat war das natürlich ideal. So entstand ein sehr bunter Krimi mit vielen Actionszenen, wie sie typisch für viele 70er Jahre-Krimis waren. Die Dreharbeiten entstanden unter unheimlichen Strapazen. Es wurde in Tunis, Istanbul und Teilen der Sahara gedreht. Man nahm Wasser und Proviant mit, zog mit einigen Lastwagen, unterstützt von der Bundeswehr, durch unwegsames Gelände. Man hatte auch Schlangengiftserum und Skorpionserum mit, um bei eventuellen Bissen schnell handeln zu können. Doch mit einem hatte man nicht gerechnet: Dem kalten Wintereinbruch in Nordafrika. Die Tiere igelten sich ein vor Kälte ein. Und manchmal war es so kalt, das selbst Schauspieler Vadim Glowna sagte: "Geh in die Wüste, wenn du mittags frieren willst!"(1).

FuchsbergerTagelang goss es wie aus Eimern. Die Schauspieler waren mehrere Tage in einem Wüstennest eingeschlossen. Regisseur Wolfgang Becker meinte später: "Unter so entsetzlichen Bedingungen habe ich noch nie gearbeitet. In elf Tagen sind wir viermal abgesoffen."(2).

Teilweise wurde geflogen und einmal drohte sogar eine Maschine der Bundeswehr abzustürzen. Das Team hat Blut und Wasser geschwitzt.

Zur Handlung: Thomas Wassem will sich bei einem Türkei-Urlaub mit seiner Frau versöhnen. Sie bummeln durch Istanbul und entdecken einen Toten in ihren Wagen. Aus Angst vor Komplikationen wollen sie den Toten am Bospurus ablegen. Während Wassem nach einer geeigneten Stelle sucht, wird seine Frau entführt. Er findet sie wenig später tot im Wagen, der eine Klippe hinab gestürzt ist. Der Tote im Wagen ist verschwunden.
Wassem erinnert sich an die Papiere, die der Tote im Wagen bei sich hatte. Sie lauteten auf den Namen Dr. Vogt. Wassem verfolgt eine vage Spur ins Hotel Balin, während er selbst von der Polizei des Mordes an seiner Frau verdächtigt wird. Im Hotel Balin jedoch findet er keinen Hinweis auf Vogt. Nur der Hotelwirt Brocca und ein Gast namens Muller benehmen sich aufällig. Wassem bleibt vor allem an Brocca dran. Der wird kurz darauf ermordet. Wassem hat nur noch eine Spur: Muller. Er jagt den Mann bis nach Tunis, wo er außerdem erfährt, dass Dr. Vogt noch lebt.
FuchsbergerDer Tote in seinem Wagen war also ein Anderer. Und noch eines stellt sich heraus: Muller und Vogt kennen sich, ebenso wie ein gewisser Carlson und Minotti. Doch welches Spiel diese vier Herren spielen ist unklar. Später wird Wassem von Muller überrumpelt und in der Wüste ausgesetzt. Er wird von Carlson gerettet. Wassem findet Muller kurz darauf tot in einer Kasbah. Jetzt zieht sich die Schnalle enger um die Mörder seiner Frau. Und immer wieder entgeht Wassem nur knapp Mordanschlägen. Schließlich werden ihm geheime Papiere zugespielt mit denen er den Drahtzieher der Verbrechen in der Hand hat.
Fuchsberger und Christiane KrügerAlles dreht sich ums Ölgeschäft und die Herren Gangster kriegen sich wie so oft untereinander in die Haare.
Leider ist der Dreiteiler nicht so schlüssig wie die ersten Beiden. Einige Fäden laufen ins Leere, und gewisse Figuren wie Carlson handeln unlogisch und sind auch unrelevant für die Handlung. Es gelingt auch nicht die Spannung so konstant aufrecht zu halten wie zuvor in "Der Tod läuft hinterher". Die vielen Schießereien, Schlägereien und Verfolgungsjagden sind eigentlich die einzigen Höhepunkte. Zumindest in den anderen Dreiteilern dominierten noch die Dialoge und die Ernittlungsarbeit. Sehenswert und spannend bleibt der Dreiteiler, der übrigens wieder untertitelt ist alle mal. Trotz der Längen. Die Auflösung ist letztlich auch nicht so befriedigend wie man erwarten könnte. Und die Cliffhanger sind auch noch schwächer als in "Babeck". Dennoch finde ich den Krimi besser als Babeck, weil mehr passiert und die Schauplätze einfach schön sind. Peter Thomas kreierte erneut die Titelmusik und lieferte die beste Arbeit aller drei Trilogien zusammen ab.

Fuchsberger und Götz GeorgeDarstellerisch ist man nicht ganz so üppig wie noch in den anderen beiden 3-Teilern. Aber dennoch bleibt man hochkarätig. Erneut spielt Joachim Fuchsberger den Helden wider Willen. Übrigens eines seiner letzten Arbeiten als Schauspieler (vorerst). Es folgten zwar noch Filme wie Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Das fliegende Klassenzimmer", doch danach zog sich Fuchsbergerganz und gar von der Schauspielerei zurück und wurde Moderator und Showmaster.

Götz George spielt den Muller und machte dabei viele Stunts selbst. Er hat als Bösewicht eine ähnliche Rolle wie Jan Hendriks bei "Der Tod läuft hinterher". Ein Fehler war es den größten Bösewicht nicht prominent zu besetzen. Statt Curd Jürgens ("Babeck") oder Josef Meinrad ("Der Tod läuft hinterher") hat man Werner Bruhns ausgesucht. Friedrich Joloff ist als einziger zum dritten Mal in einem Dreiteiler dabei. Seine Rolle ist etwas größer und bedeutender als noch in beiden vorigen Dreiteilern. Ferner spielen Gila von Weitershausen, Karl-Walter Diess und Christiane Krüger.
11 Uhr 20
Darsteller:
Joachim Fuchsberger
Friedrich Joloff
Götz George
Anthony Steel
Werner Bruhns
Christiane Krüger
Nadja Tiller
Gila von Weitershausen
Karl-Walter Diess
Vadim Glowna
Jochen Busse
Ann Smyrner
Peter Carsten
Hans-Michael Rehberg
Konrad Georg
Sema Özcan
Esther Ofarim
Paul Hoffmann
Bila Inci
Muzaffer Tema
u.v.a.


Regie: Wolfgang Becker
Produzent: Helmut Ringelmann
Buch: Herbert Reinecker
Auf DVD erhältlich
 
(1) Vadim Glowna
(2) Wolfgang Becker
 
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Kommentare  

#1 G. Walt 2014-09-13 23:58
Habe mir den Dreiteiler anlässlich des Todes von Fuchsberger nochmal angesehen. Ja, die Handlung war ganz schön abstruss, aber eben typisch 70er. Blacky war mit 42 noch topfit und sprang über Tisch und Bänke, vermöbelte Götz George und entging einem Mordanschlag durch Hans-Michael Rehberg, mit dem er über vierzig Jahre später erneut in "Die Spätzünder 2" vor der Kamera stand.

Ja, und Fuchsberger war der letzte überlebende Wallace-Kommissar der deutschen Filme. Nun sind sie alle dahin. :cry:

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