Morrell, David: Level 9

Level 9 von David MorrellLevel 9
(Scavenger)
von David Morrell
aus dem Amerikanischen von Christine Gaspard
Knaur Taschenbuch
erschienen: Frühjahr 2008 (Deutschland), 2007 (USA)
416 Seiten, 7.95 €
ISBN: 978-3-426-63790-6
Knaur

Level 9 ist die Fortsetzung von David Morrells Bestseller Creepers aus dem Jahr 2005 (in Deutschland 2006 bei Knaur Taschenbuch erschienen). Creepers ist ein Thriller, wie er besser kaum sein kann: Brutal, spannend, gnadenlos, mit einer Story, die einen von der ersten Seite nicht mehr loslässt und die von Kapitel zu Kapitel immer besser wird.

Kein leichter Stand also für Level 9, der die schwierige Aufgabe hat, seinem Vorgänger das Wasser zu reichen und am besten noch zu übertreffen...

Es ist noch nicht lange her, dass eine Gruppe von Urban Explorers in das leer stehende Paragon-Hotel eingedrungen ist und dort in einen wahren Albtraum gezogen wurde, der fast die gesamte Gruppe das Leben kostete. Einzig Frank Balenger und Amanda Evert überlebten das Grauen.

Mittlerweile sind die beiden ein Liebespaar und dank einer wertvollen Münze, die Balenger aus dem Hotel gerettet hat, nicht ganz unvermögend. Eines Tages erhalten sie eine Einladung zu einem Seminar über Zeitkapseln. Beide sind an Geschichte und den Mysterien der Vergangenheit interessiert, also nehmen sie an. Das hätten sie besser nicht getan, denn während des Vortrags werden sie betäubt – und zu Spielfiguren eines Wahnsinnigen...

Getrennt von Balenger wacht Amanda gemeinsam mit mehreren anderen Personen in einem abgelegenen Tal auf. Zu ihrem Entsetzen müssen sie feststellen, dass sie Teil eines mörderischen Spiels sind. Unter den allsehenden Augen des so genannten Gamemasters, der das komplette Gelände überwacht, müssen sie versuchen, innerhalb von 40 Stunden komplexe Aufgaben zu bewältigen, sonst werden sie sterben. Verzweifelt gehorcht Amanda in der Hoffnung, dass Balenger noch lebt und alles dran setzt, sie aus den Klauen des Wahnsinnigen zu befreien.

Der Ex-Soldat lebt tatsächlich noch. Ohne zu wissen, wie er hergekommen ist, wacht er am Strand auf, an dem bis vor kurzem das Paragon-Hotel gestanden hat. Außer sich vor Angst und Wut macht er sich auf die Suche nach Amanda – eine lebensgefährliche Aufgabe, denn ohne es zu wissen ist auch er selbst im Visier des Verrückten, der sich der Gamemaster nennt.

Um es gleich vorneweg zu sagen: Level 9 kann sich in keinster Weise mit Creepers messen.

Keine Frage, Level 9 ist ein durchweg spannendes Buch. Die Handlung weiß immer wieder zu überraschen, und Morrell geht mit den einzelnen Figuren nicht freundlicher und sanfter um, als er es in Creepers getan hat.

Was allerdings fehlt, ist die düstere Atmosphäre und das Gefühl der Beklemmung und Bedrohung, das sich im Vorgänger schon in den ersten Kapiteln eingestellt hat. Liefen die Protagonisten in Creepers auf der Flucht vor einem irren Killer noch durch ein mit Todesfallen gespicktes Haus, aus dem es kein Entkommen zu geben schien, ist der Handlungsort diesmal ein großes, einsames Tal. Bei allem Respekt vor Hitchcocks Film Der unsichtbare Dritte und der Absicht des großen Regisseurs, zu zeigen, dass auch scheinbar endlose Weiten bedrohlich sein können: Das offene Feld wirkt einfach nicht annähernd so Angst einflößend wie die bedrückende Enge eines nächtlichen Gebäudes ohne Strom und Ausgang.

Ein weiteres Problem sind die Figuren, die Morrell diesmal in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt. Die einzelnen Charaktere bleiben, mit Ausnahme von Balenger und Amanda, blass und uninteressant, und der Gamemaster wirkt nicht annähernd so bedrohlich wie der Killer aus dem Paragon-Hotel.

Die Story als solche ist, wie schon erwähnt, recht spannend und hat durchaus ihre Momente. Zeitweise wirkt sie allerdings arg konstruiert und geradezu bemüht, möglichst überraschende Handlungsstränge hervorzubringen. Schade, denn in Creepers hat Morrell gezeigt, dass er es sehr viel besser kann.

Alles in allem ist Level 9 ein solider Thriller, den man sich, wenn man ein wenig Spannung für zwischendurch braucht, gerne mal durchlesen kann, der danach aber schnell wieder vergessen ist. Das größte Problem des Buches ist sein Vorgänger. Wer Creepers gelesen hat, wird mit gewissen Erwartungen an das Roman herangehen, die dieser jedoch nicht erfüllen kann. Daher tut man gut daran, den ersten Thriller um Frank Balenger einfach auszublenden und Level 9 auf sich wirken zu lassen, ohne den Vorgänger ständig im Hinterkopf zu haben. In diesem Fall erhält man einen soliden Spannungsroman, der gut geschrieben und routiniert in Szene gesetzt ist. Nichts, was man unbedingt gelesen haben muss, aber auch kein Werk, dessen Lektüre man im Anschluss bereut. Mehr ist Level 9 aber beim besten Willen nicht.

Fans des Actionfilms Stirb langsam 3 dürften an Level 9 ihre Freude haben. Wer Morrell jedoch in Höchstform erleben will, der sollte besser zu Creepers greifen.

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