George, Elizabeth - Doch die Sünde ist scharlachrot

Cover George Doch die Sünde ist scharlachrotDoch die Sünde ist scharlachrot
"Careless in Red"
von Elizabeth George
Deutsch von Ingrid Krane-Müschen & Michael Müschen
November 2008,
768 Seiten, € 24,95
ISBN: 978-3-7645-0242-3

Blanvalet

Buchmesse Frankfurt 2008 - Werbeaufsteller zu E. George - Doch die Sünde ist scharlachrot Welche Vorankündigung brachte mich dazu, mit gierigem Gesicht am Stand von Randomhouse/Blanvalet zu stehen und zu schauen ob es ihn endlich gibt und wann er erscheint? Genau, der lang erwartete  und oben  genannte Roman von Elizabeth George.

Ich habe auf die deutsche Ausgabe gewartet und auf die Antwort auf die Frage, was nach dem Tod von Lynleys Frau nun mit dem genialen Ermittler geschehen wird.

Nun ist er also da. Und was ist das Ergebnis?


Mit "Am Ende war die Tat" wagte sich Elizabeth George weit vor: Sie wagte es tatsächlich, einen schier unglaublichen Eingriff in die Serie zu unternehmen, und mit dem Mord an Lady Helen eine der Hauptpersonen der (inzwischen 16 Bände) um das Team Thomas Lynley und Barbara Havers zu töten. Mit mehr oder weniger großer Bedeutung schwebte die Geliebte, Verlobte und schließlich Frau des großen Ermittlers von Scotland Yard durch die Bände mit.

Sie wagte damit einen großen Schritt, und nicht wenige Leser werden sich gefragt haben, wie es nun weitergehen wird und kann: Was tut Lynley? Weitermachen als wäre nichts geschehen? Das scheint unmöglich.

Ich habe es vermieden, die Inhaltsangabe zum neuesten Band zu lesen - und ich habe nicht am Ende "vorgeschnuppert", wie ich es auch gern tue. Und ich werde versuchen nicht zu viel vom Inhalt zu verraten. Auch wenn es in dem Fall schwer werden wird eine Rezension zu schreiben - ohne genau dieses zu tun.

Als der Leser in diese neueste Geschichte einsteigt, begegnet er einem namenlosen Wanderer, der seit dreiundvierzig Tagen auf einer einsamen Wanderung unterwegs ist. Warum er auf diesem Weg ist bleibt zunächst ebenso offen wie sein Name.

So hatte er also mit dem Schicksal eine Wette abgeschlossen. Fall er die Wanderung überlebte, sollte es wohl so sein. falls nicht, lag sein Ende in der Hand der Götter, entschied er. (S. 10)

 

Der Unbekannte ist auf einem Küstenwanderweg unterwegs, als er die Leiche entdeckt. Ich verrate kein Geheimnis wenn ich sage, dass es sich in der Tat um Lynley handelt, das vermutet jeder Kenner der Bücher sicher auf Anhieb.

Und so "stolpert" ein veränderter und doch wieder unvergleichlich interessanter Lynley in einen seltsamen Ferienort, in dem alles bei Weitem nicht so idyllisch ist, wie man vermuten möchte.

Der Tote, ein junger Mann aus dem Ort, stammt aus einer Familie, die erst vor zwei Jahren zugezogen ist und versucht, ein altes Hotel wieder in Schuss zu bringen. Durch viele Beziehungen ist sie inzwischen mit den Menschen des Ortes verwoben, dazu hat nicht nur die reichlich nymphomane Einstellung der Mutter beigetragen.

Überhaupt ist Sexualität und die Dramen um Beziehung, Liebe, Triebhaftigkeit und Scheitern von Beziehungen das treibende Element dieser Geschichte. 

Foto N. Parker als T. Lynley und S. Small als Barbara HaversIch bin nun kein Fan von Elizabeth George im Sinn des Verschlingens aller ihrer Worte sobald sie geäußert wurden, ich weiß nicht über jeden ihrer Bände Bescheid, doch ich habe immer wieder gespannt ihre Geschichten gelesen, in denen sich die beiden Ermittler bewegen.

Ich mag die Verfilmungen mit Nathaniel Parker als Inspector Lynley und Sharon Small als die unscheinbare - aber faszinierende Barbara Havers.

Und ich gestehe, dass ich immer ein bisschen auf eine Entwicklung einer Beziehung zwischen den beiden warte(te).

Lynley und Havers stehen mit ihrem Privatleben selbst immer wieder im Blickfeld der Romane und werden nicht ausgeblendet, unvermeidlich natürlich auch hier, einem der Schlüsselromane in der Entwicklung des Charakters von Thomas Lynley. Wird er sich zu einer Rückkehr zu Scotland Yard entscheiden? Wird er sich für das "Leben" entscheiden oder seine Wanderung fortsetzen? Gelingt es Barbara, ihren Chef "wiederzufinden"? Und was entwickelt sich da zwischen dieser Tierärztin und Lynley?

In ihrem neuesten Roman verwirbelt Elizabeth George (einmal mehr) jede Menge Akteure in einem Netz von Beziehungen und Verflechtungen, die fast undurchschaubar wirken. Die "hingeworfenen" Brocken sind schwer in ein Bild einzufügen und als dann die Täterperson offenbar wird, habe ich reichlich verwundert gestutzt. Und musste prompt an meine Schulzeit und die "Twenty Rules" für das Schreiben einer Detektivgeschichte denken. 

Nicht nur aufgrund der übermäßigen Libidobetonung des Romans war ich ziemlich enttäuscht. Aus eigenem Wissen um die eigenen Wege der Trauer, die jeder gehen muss, fallen die Wege Lynleys in keiner Weise befriedigend aus, sondern wirken zum einen etwas abstrus (man darf gar nicht darüber nachdenken wie er die ganze Wanderung über ohne Geld und Ausweispapiere ... usw. ...), zum anderen bleibt er eigentümlich farblos (ein Element der Trauer?) und das Auftauchen von Barbara Havers (unvermeidlich? Blues Brothers Reminiszenz: "Wir bringen die Band wieder zusammen") wirkt auch nicht sonderlich glaubwürdig.

Der Roman läßt am Ende, als sich die Akteure wieder in alle Richtungen zerstreuen, ein eigenartiges Gefühl von Unerledigtem zurück. Zu vieles bleibt ungeklärt und offen. Dies ist durchaus ein nicht unübliches Element bei Elizabeth George, gerade in dem Zusammenwirken der beiden Ermittler, doch dieses Mal ist eben einfach zu viel ... ungeklärt.

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