MindNapping (15) Einsamer Anruf
Einsamer Anruf
MindNapping (15)
Obwohl sich in unserer Kartei auch Liebhaber von Windeln und Schnullern herumtollen. Aber zu Demonstrationszwecken ist dieser 'Gummi-Teddy' ein ideales Paradebeispiel menschlicher Abgründe und eine Vorschau auf das, was Sie hier erwartet. Erwarten kann...'' (1)
Eine Frau hat ein Vorstellungsgespräch. Sie möchte in einer Call-Sex-Agentur arbeiten und die Anrufe der fragwürdigen Kundschaft annehmen. Als sie den Job bekommt ist sie überglücklich. Dann ruft ein Mann an, der sich "die schwarze Drossel" nennt und der Dame namens Cordula von nun an nachstellt. Ihre Chefin denkt nicht dran, die Polizei zu informieren. Cordula soll den Kunden bedienen. So lange er ihr nur am Telefon nahe kommt, besteht kein Grund zur Aufregung. Doch der Mann, der bald darauf den Mord an Cordula ankündigt wird immer aufdringlicher und macht die Frau letztlich ausfindig. Die Chefin sieht aber noch immer keinen Grund die Polizei zu informieren und wendet sich stattdessen an ihre zwei Bodyquards. Sie sollen den "Job" erledigen.
Zunächst eine ganz gewöhnliche Krimigeschichte um einen Stalker mit pervers-abgründigen Androhungen. Etwas verschroben und verrückt ist diese Figur angelegt. Versteckte Ironie ist nicht zu überhören. "Schwarze Drossel", "Cordula eine Kordel um den Hals legen ..."
Man erwartet in dieser fast gewöhnlichen Geschichte ein Knalleffekt-Ende, wie man es bei MindNapping schon mehr als einmal hören konnte. Doch das Ende ist eher ernüchternd. Die Spannung steigert sich im Laufe der Geschichte zwar, doch zum Finale erlebt man keine Gipfelung des Spannungsbogens sondern eher ein Herunterfahren von 100 auf 0. Dies ist eine Überraschung, aber auch leider keine wirklich überzeugende Lösung.
Drei???-Autor André Minninger konnte für diese Geschichte gewonnen werden. Sein Ausflug ins Erwachsenen-Genre ist am Ende nicht wirklich ein Solcher. Minninger liefert auch bei MindNapping eine eher sachte angelegte Krimihandlung. Auch hier eine Geschichte ganz ohne Mord und ohne Leiche. Somit hätte diese Geschichte durchaus auch ein Fall für die drei??? sein können.
Die Sprecher sind bekannte und lieb gewonnene Stimmen. Die Besetzung der Hauptrolle durch Gabi Libbach lässt den geneigten Hörer etwas fragend zurück. Frau Liebbach war nie eine Meisterin ihres Fachs. Wenn man alte EUROPA-Hörspiele mit ihr hört, dann bemerkt man dieses auch. Und dennoch gilt sie als Legende der alten EUROPA-Zeit. Sie hin und wieder besetzen ist sicher eine nette Hommáge. Doch in einer großen Rolle ist ihre Besetzung sicher als kleines Wagnis zu bezeichnen. Jedenfalls wenn man bedenkt, welche Anforderungen heutzutage für Sprecher gelten. Frau Libbach, die so schön ihre Rollen in "Commander Perkins" und anderen Klassikern sprach, wirkt in dieser neuen Produktion leider viel zu abgelesen, geradezu hölzern und emotionslos.
Anja Topf ist da fast schon der ideale Gegenpart. Auch sie wirkt hölzern und im Tonfall zu holprig. Mal hoch schreiend, mal dumpf oder kiecksend auftretent. Ein weiterer Hörspiel-Veteran, nämlich Michael von Rosspatt darf den Verrückten spielen. Eine Rolle die ihm seit der "Gräfin Dracula"-Story von H.G. Francis auf dem Leib geschrieben zu sein scheint. Das es aber ein Fehler ist, ihn nur in solchen Rollen ansiedeln zu wollen, erfährt jeder, der dieses Werk zuende hört. Seine Leistung ist zwar überzeichnend aber durchaus solide.
Die Musik ist eher klassisch und in ihrer einfachen Klangart schon etwas ungewöhnlich für ein Hörspiel unserer Zeit. Mit diesen Tönen und den vielen alten Sprechern wirkt "Einsamer Anruf" tatsächlich wie ein Hörspiel aus den 70er Jahren. Übrigens ist das nicht negativ gemeint, denn diese Machart bezeichne ich hier mal als Kunstknif, gerade was die Musik anbelangt.
Fazit: Interessante Geschichte mit einem zunächst einfach verlaufenden Schnittmuster, was für ein Hörspiel niemals schädlich ist. Sogar die Sprecher passen in das Bild eines beinahe antiquirt wirkenden Hörspiels, auch wenn diese nicht gerade Glanzleistungen bieten.