Wir werden unsterblich sein

Wir werden unsterblich sein
Philipp und die Männer

Nach wie vor ist es eher ungewöhnlich, wenn Filmemacher im LGBTIQ-Bereich abseits des Dramas arbeiten und ihre Geschichten im Rahmen eines Genres erzählen.
Tor Iben hat dies nun mit seinem neuen Film „Wir werden unsterblich sein“ wieder versucht, der die Gesetzmäßigkeiten eines Thrillers oder Kriminalfilms aufweist, aber mit einem queeren Protagonisten ausgestattet ist. Der Film feierte nun seine Deutschlandpremiere auf
DVD.
Regisseur Tor Iben hat in den vergangenen Jahren einige queere Filme in Deutschland inszeniert, die auf die eine oder andere Weise für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

Besonders erfolgreich war dabei sein 2015 entstandener Kinofilm „Wo willst du hin, Habibi?“, der unter türkischstämmigen Muslimen in Berlin spielte.

Keine Frage, dass die schwule Identität des Protagonisten hier insbesondere in seiner konservativen Familie für Probleme sorgte. Iben begegnete dem Thema allerdings mit leichtgewichtigem Humor, so dass die Geschichte anders als im Queer Cinema ansonsten üblich ablief. Auch sein übernächster Film „Orfeos Traum“ stellt im queeren Kino hierzulande eine Ausnahmeerscheinung dar, da der Film in einer mystisch angehauchten Welt angesiedelt ist und die verhalten entwickelte Geschichte einer schwulen Liebe zwischen zwei nach außen hin äußerst männlich wirkenden Bodybuildern erzählt.

Mit „Wir werden unsterblich sein“ hat sich Tor Iben nun dem Genre des queeren Thrillers verschrieben, den Christoph Hochhäusler zuletzt so überzeugend in „Bis ans Ende der Nacht“ aufgegriffen hatte.

Philipp (Sascha Weingarten) ist auf Rhodos, um dort einen Drogendeal durchzuführen. In seinem Hotel erregt er die Aufmerksamkeit des schwulen italienischen Touristen Luca (Jacopo Garfagnoli), der Philipp auf Schritt und Tritt beobachtet. Als er ihm schließlich sogar auf eine kleine Insel hinterherschwimmt, wird er Zeuge der Übergabe, die allerdings schiefläuft, weil Philipp niedergeschlagen wird.

Für dessen Hintermänner stellt Luca nun allerdings ein Sicherheitsrisiko dar, weswegen Philipp den Auftrag erhält, Luca aus dem Weg zu räumen. Da er sich selbst von dem athletischen und gutaussehenden jungen Mann angezogen fühlt, verschont er ihn. Zurück in Saarbrücken wird der Drogendealer mit dem unsteten Lebenswandel von seiner Freundin vor die Tür gesetzt.

Er checkt in einer kleinen Pension ein, wo er die Bekanntschaft mit Deniz (Talha Akdeniz) macht, der sich ebenfalls schnell in ihn verguckt. Die beiden Männer unternehmen allerhand zusammen, doch über ihnen schwebt bald eine tödliche Gefahr. Denn Philipps Auftraggeber haben herausgefunden, dass er Luca nicht umgebracht hat und machen nun ihrerseits Jagd auf das aufsässige und unzuverlässige Bandenmitglied.

Einige der Mankos, die auch schon Tor Ibens vorangegangene Filme aufgewiesen hatten, finden sich leider auch in „Wir werden unsterblich sein“ wieder. Seine Dramaturgie ist recht holprig, weswegen insgesamt nie ein richtiger Flow der Geschichte aufkommen will, sondern alles sehr episodenhaft und zusammengestückelt wirkt. Auch die Motivation einiger Figuren bleibt allzu mysteriös, insbesondere der ziellos-undurchsichtige Protagonist überträgt seine Einstellung auch auf den ganzen Film.

Die zentralen Rollen hat Tor Iben auch hier wieder mit äußerst attraktiven Männern besetzt, die auch schauspielerisch zu überzeugen verstehen. Bei den kleineren Nebenrollen hingegen dominiert die Laienhaftigkeit, die zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass selten mit Setton gearbeitet wurde und die Nachvertonung mäßig ist und oftmals die richtigen Geräusche zum Bild vermissen lässt.

Die Summe dieser Mankos rückt den Film eher in die Nähe eines ambitionierten Laienproduktes, was man vom siebten Film eines seit fünfzehn Jahren aktiven Filmemachers eher nicht erwartet hätte. Gleichwohl ist der Ansatz frisch und originell, und die attraktiven Darsteller sind oft genug textilfrei zu sehen, was auf das Zielpublikum immerhin einen gewissen Reiz ausüben dürfte.

Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert den Film in sehr gutem Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) und mit einigermaßen akzeptablem Ton (siehe oben) in deutsch-englischer Mischform (wahlweise in Dolby Digital 2.0 bzw. 5.1, optional mit deutschen oder englischen Untertiteln). Bonusmaterial ist keines vorhanden.

© by Frank Brenner (11/2023)

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