Mechenosets

CoverMechenosets
(engl. Titel: The Sword Bearer)
mit: Artyom Tkachenko, Chulpan Khamatova*, Leonid Gromov, Aleksei Zharkov, Aleksei Gorbunov, Tatyana Lyutayeva
Musik: Igor Vdovin
Kamera: Marat Adelshin
Buch: Konstantin Syngayevsky
Regie: Filipp Yankovsky
Farbe – 102 Minuten.
Russland 2006

Manchmal gibt es Filme, die hauen einen um, ganz gleich, in welcher Form man sie sieht und ob man sie wirklich versteht. Ich nahm diese DVD bei einem russischen Händler lediglich wegen des exzellenten Cover-Artworks mit, obgleich ich wusste, dass der Film nicht einmal Untertitel haben würde. Leider sind auch sämtliche Angaben in kyrillisch, sodass sich mir nicht einmal der Name des Regisseurs erschlossen hat.

Ehrlich gesagt, es spielt auch alles keine Rolle, denn dieser Streifen ist (nur noch PANS LABYRINTH kann hier mithalten), der beste Film, den ich bisher dieses Jahr gesehen habe.

MEЧ heißt übersetzt Schwert, soviel konnte ich herausfinden.

Leider konnte ich den Inhalt auch nur rudimentär erfassen, denn seine Handlung ist viel zu verschachtelt, als dass die reine Bildsprache und die Schauspieler ausreichen würden. Trotzdem will ich mich daran versuchen.

Es geht um einen jungen Mann, der in der Lage ist, aus seiner rechten Hand ein Schwert ausfahren zu können. Diese Fähigkeit macht ihn schon in früher Kindheit zum Außenseiter, denn er nutzt diese Möglichkeit durchaus nicht dazu, sich nur zu verteidigen. Er tötet seinen Vater und ist nun auf der Flucht. Die Polizei, die ihn verfolgt, ist in ihren Methoden auch nicht sehr zimperlich. Er trifft auf eine junge Frau und beide verlieben sich ineinander, so intensiv, dass sie nicht mehr voneinander los kommen. Sie ist verheiratet, doch als ihr Mann von einer längeren Reise zurück kehrt, wird er getötet. Nun sind beide auf der Flucht. Ein Unfall trennt die beiden. Während er wie einst Hannibal Lecter in einen Käfig gesperrt und verhört wird, landet sie in einem geschlossenen Sanatorium. Dem Mann gelingt die Flucht. Er entführt das Kind des Kommissars und erpresst so die Freilassung seiner Freundin. Auf der erneuten Flucht wird die Frau jedoch erschossen. Er flüchtet mit ihr in einen Wald, wo er schließlich von dem Polizisten gestellt wird.

Soweit jener Inhalt, den ich erfassen konnte. Das Ganze geht weitaus tiefer, aber um das begreifen zu können, muss ich den Film noch mehr als ein Mal sehen. Vielleicht gibt es ja auch Hoffnung, dass er auf dem internationalen Markt erscheint.

Was hier visuell geboten wird, ist schlicht außergewöhnlich. Die Ausleuchtung, Farbgebung, Bildaufteilung – einfach die ganze Inszenierung ist ein Rausch.

Der Film besitzt eine sehr ruhige Erzählweise, ist in seinen wenigen Actionsequenzen aber von erlesener Grausamkeit.

Was ihn wirklich so ungewöhnlich macht, ist die visuelle Seite. Die Bildkompositionen sind beeindruckend. Keine leeren Szenen, jede Einstellung enthält eine Fülle von Details, die man nur mit mehrmaligem Hinsehen erfassen kann. Jeder emotionalen Regung der Protagonisten wird mit leichten Ausleuchtungs- und Farbveränderungen Rechnung getragen, wobei die Bilder aber niemals verfremdet werden. Schon dadurch wird der Film auch für den Zuschauer zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, der er sich einfach nicht entziehen kann. Die Schauspieler, die mit nur sehr geringen mimischen Regungen spielen (eine große Stärke ist es, wenn man mit nur leichten Veränderungen des Gesichtes oder der Bewegung der Augen etwas ausdrücken kann), tragen sehr dazu bei.

Das Ende mag völlig überdreht erscheinen, wenn der Mann mit seinem Schwert die um ihn stehenden Bäume fällt und sogar einen Hubschrauber zum Absturz bringt, aber die ganze Sequenz ist emotional nachvollziehbar und einfach verdammt großes Kino. Die letzten Einstellungen bringen das Herz schließlich zum Stillstand.

Der Rezensent sitzt immer noch, einen Tag danach, völlig ergriffen da und weiß nicht, wie er seine Gefühle wieder auf den Boden bringen soll, wie er der Begeisterung Ausdruck verleihen kann, ohne in Jubelstürme auszubrechen.

Dieser Film ist ein Gigant und bis heute der beste russische Film, den ich je gesehen habe.

 

* in Deutschland auch in „Good bye Lenin“ zu sehen

 

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