Genfer Nebel
Genfer Nebel
Hörspiel der Edition Accordando
Dass Verschwörungstheorien ein sehr reizvolles Thema für Thriller-Hörspiele sein können, wissen wir seit Offenbarung 23. Genfer Nebel nimmt sich eines Politthrillers an, der sich wirklich ereignet hat. Natürlich sind die Umstände um den Tod des Politikers Barschel mysteriös, und somit der optimale Nährboden für Verschwörungstheorien. Die drei Menschen, die im Mittelpunkt dieses Hörspiels stehen, haben auf irgendeine Weise mit dem Fall zu tun. Jeder gibt von sich am Anfang nur das Notwendigste preis, so dass ein langsames Abtasten stattfindet, bei dem der Hörer die Figuren ebenfalls nur stückchenweise kennenlernt. Spannung entsteht auf Bezug des Endes. Hier wird eine Art subtile Spannung aufgebaut, die sich allein aus den Dialogen der Personen entwickelt. Somit haben wir es bei diesem zweiteiligen Hörspiel mit einem Kammerspiel des modernen Krimis in Hörspielform zu tun. Es könnte genauso gut als Theaterstück durchgehen.
Wer also ein Fan von Verschwörungstheorien ist, sich für den Fall Barschel interessiert und dazu eine Geschichte hören möchte, die eine mögliche Theorie zur Lösung des Falles anbietet, der ist hier genau richtig. Dabei bleibt die Geschichte natürlich immer diffus. Niemand wird hier beschuldigt, keine Anklage wird erhoben, keine Verschwörungstheorien werden hier genährt. Es ist eine recht nüchterne Betrachtung, und die Wahrheit kann eine ganz andere sein.
Als Sprecher hört man bekannte Stimmen. In der Hauptrolle Volker Brandt, der gleichzeitig wohl den mysteriösesten Part inne hat. Kornelia Boje meistert den weiblichen Part mit der ihrer Stimme innewohnenden eigenen Düsternis, während Walter Renneisen als vermeintlich schwächstes Mitglied des Trios den wohl sympathischten Part inne hat.
Accordandos bisher einziges Hörwerk aus dem Jahre 2007 kommt fast gänzlich ohne Musik aus, was beim Hörer den Eindruck verstärkt, er lausche tatsächlich einem mitgeschnittenen Theaterstück. Zur sich sehr langsam aufbauenden subtilen Spannung, für die der Hörer ein wenig Geduld mitbringen sollte, liefert das Werk aber auch interessante Fakten und Thesen, die den Fall aus dem Jahre 1987 wieder ins Gedächtnis rufen.
Fazit: Ein sehr interessantes Hörspiel, was jedoch nicht in die Kategorie der leichten Unterhaltung eingeordnet werden kann.
Daten zum Hörspiel
: Gordon Piedesack
: Silvia Brünig
: Olaf F. Fütterer
: Martin Jasienski, Fourmat
: Michael Neubert
: 2 CDs ca. 120 Minuten
: 978-3-940697-00-4