Stone

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(Stone)

Das Gutachten über den Totschläger und Brandstifter Gerald "Stone" Creeson ist kein einfacher Fall. Die Sitzungen mit dem redegewandten und verdammt schlauen Häftling sind nicht gerade das, was man sich als Bewährungsbeamter kurz vor der Pensionierung wünschen würde. Für Jack Mabry wird der Fall zu einer letzten großen Prüfung, denn Stone setzt alle Hebel in Bewegung, um seine vorzeitige Entlassung zu erreichen - einschließlich seiner höchst verführerischen Frau. Die äußere Schale des Beamten wird immer rissiger und die inneren Dämonen des Jack Mabry heben ihre Köpfe ...

Gottes Stimmgabel und der Sinn des Lebens.

Knapp ein Jahrzehnt ist es nun her, dass man die beiden großartigen Schauspieler Robert De Niro und Edward Norton das erste Mal zusammen in einem Film (The Score) bewundern durfte, nun agieren sie wieder gemeinsam in einem Film, der sicherlich nicht jeden Geschmack treffen dürfte, da er nicht unbedingt für das breite Mainstream-Publikum ausgelegt ist, sondern vielmehr die Gruppe der Zuschauer ansprechen dürfte, die sich an einem Werk erfreuen können, das hervorragendes Schauspiel darbietet. In den USA war "Stone" an den Kinokassen eher ein Flop, was man meiner Meinung nach allerdings keinesfalls auf die Qualität dieses Filmes von Regisseur John Curran beziehen sollte. Man sollte ganz einfach von Anfang an wissen, auf welche Art von Film man sich hier einlässt und dabei keinerlei Ansprüche an großartige Action oder eine rasante Erzählweise der Geschichte stellen. Vielmehr eröffnet sich dem Zuschauer ein eindringliches Thriller-Drama, das in einigen Passagen schon fast philosophische Ansätze erkennen lässt und die Frage nach dem eigentlichen Sinn des Lebens stellt. Dabei handelt es sich um ein Drama der eher ruhigen Töne, was hauptsächlich durch die eher bedächtige Erzählstruktur ziemlich deutlich wird, die manchen Leuten eventuell etwas langatmig erscheinen mag, aber für diese Geschichte genau richtig gewählt wurde.

Die ganz große Stärke von "Stone" sind ganz eindeutig die 3 Hauptdarsteller (De Niro, Norton und Jovovich), die dieses Werk ganz eindeutig tragen und die es durch ihr herausragendes Schauspiel zu etwas ganz Besonderem machen. Allein schon die zwischen De Niro und Norton stattfindenden Gespräche kann man als Highlight verbuchen, so sitzen sich doch zu Beginn 2 Männer gegenüber, die anscheinend unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite ist da der scheinbar rechtschaffene Bewährungsbeamte (De Niro) und andererseits der seit 8 Jahren inhaftierte Brandstifter Stone (Norton), der unter allen Umständen frühzeitig aus der Haft entlassen werden will. Dabei ist ihm jedes manipulative Mittel recht und billig, um den Bewährungsbeamten auf seine Seite zu ziehen. So scheinen die Fronten für dieses dialoglastige Drama absolut geklärt, doch genau an diesem Punkt hält ein Schuss Genialität Einzug in diese Geschichte, kehrt sich die Grundsituation doch im Laufe der Zeit vollkommen um und schlägt dabei eine Wendung ein, die man eigentlich nicht für möglich gehalten hätte.

Hier kommt nun auch Milla Jovovich als Ehefrau von Stone ins Spiel, die den scheinbar unbestechlichen Beamten becirct und eine Affäre mit ihm beginnt. Dieser wird nun mit seinen eigenen inneren Dämonen konfrontiert und sein ach so bürgerliches Leben gerät vollkommen außer Kontrolle. Gleichzeitig versucht Stone, im Gefängnis einen spirituellen Weg einzuschlagen und zur Erkenntnis über den wahren Sinn des Lebens zu gelangen, so dass sich die zu Beginn vorhandenen Charaktereigenschaften der beiden Männer vollkommen umkehren. Erfährt Stone eine Art Läuterung, die ihm eine vollkommen neue Sichtweise auf sein gesamtes Leben eröffnet, so muss Jack (De Niro) immer mehr erkennen, dass sein Leben aus den Fugen gerät und er immer mehr die Kontrolle über sich selbst verliert. So verlaufen dann auch die folgenden Gespräche zwischen den beiden Männer total anders, als wie es noch zu Beginn des Filmes der Fall war. Aus dem agressiven Häftling ist ein nachdenklicher und ausgeglichener Mensch geworden, wohingegen der vorher so selbstbeherrschte und souveräne Bewährungsbeamte zu einem fahrigen Nervenbündel geworden ist. Die zwischen den beiden stattfindenden Dialoge zeichnen sich durch ein enomes Maß an Qualität aus, die nur schwerlich zu überbieten sein dürfte, und dennoch handelt es sich bei ihnen nicht um den absoluten Höhepunkt dieses Werkes. Diesen stellt ganz eindeutig Milla Jovovich dar, die durch ihr wirklich grandioses Schauspiel die beiden Schauspiel-Schwergewichte fast in den Schatten stellt. Ihre lockere und teilweise schon skurril-witzige Darstellung der jungen Ehefrau ist der nahezu geniale Gegenpol zu den philosophisch angehauchten Dialogszenen, die sich zwischen den beiden Männern abspielen. Für mich persönlich ist sie damit auch die eigentliche Hauptfigur in diesem brillanten Drama, das mit 3 grandiosen Haupt-Akteuren besetzt ist und in dem die restlichen Darsteller lediglich ein Schattendasein fristen.

Insgesamt gesehen kann ich die streckenweise durchschnittlichen Kritiken über diesen Film nicht so ganz nachvollziehen und auch die Tatsache, dass "Stone" an den Kinokassen in den USA gefloppt hat, ist mir ein Rätsel, handelt es sich doch um einen hochklassigen Film, der dem Zuschauer ein niveauvolles Sehvergnügen bereitet, das mit einem gewissen Anspruch versehen ist. Sicherlich muss man sich der erzählten Geschichte öffnen und sich voll auf sie einlassen, um ihre Genialität zu erkennen, doch wer dazu in der Lage ist, wird mit einem erstklassigen Filmerlebnis belohnt, das auch einen durchaus nachhaltigen Eindruck im Kopf des Betrachters hinterlässt. Brillante Darsteller drücken diesem Werk ganz eindeutig ihren Stempel auf, und die stattfindenden Dialoge sind an Klasse kaum zu überbieten. So ergibt sich im Endeffekt ein Gesamtpaket, das sicher alles andere als Mainstream ist, aber für Freunde dialoglastiger Dramen ein wahrer Genuss sein dürfte.
 
Fazit: "Stone" ist ein beeindruckendes Drama, in dem sich eine zu Beginn scheinbar mehr als deutliche Grundsituation im Laufe der Zeit vollkommen umkehrt. Besetzt mit einem Schauspieler-Trio, die hier eine geniale Kostprobe ihres Könnens abgeben, lässt das Werk philosophische Ansätze erkennen und stellt die Frage nach dem wahren Sinn des Lebens. Dieser Aspekt wird in den vorhandenen Dialogen sehr gut herausgearbeitet, wobei dem Zuschauer keine wirkliche Antwort auf die Frage gegeben wird. Vielmehr gelangt man zu der Erkenntnis, dass alles in der eigenen Interpretation verborgen ist und jeder seine eigene Antwort finden muss. Was sich hier vielleicht für einige Leute eher zäh oder langatmig anhören mag, ist letztendlich eine faszinierende Geschichte, die zwar eher ruhige, dafür allerdings sehr intensive Töne anschlägt und durch das hervorragende Schauspiel ihrer Protagonisten eine Faszination erlangt, die man wirklich nur verspüren kann, wenn man diesen tollen Film gesehen hat. Ich fühlte mich jedenfalls bestens und hochklassig unterhalten, so dass ich letzendlich eine unbedingte Empfehlung aussprechen kann.
 
 
Daten zum Film
 
Darsteller: Robert De Niro, Edward Norton, Milla Jovovich, Frances Conroy, Enver Gjokaj, Pepper Binkley, Sandra Love Aldridge, Greg Trzaskoma, Rachel Loiselle, Kylie Tamopol, Bailey Tamopol, Madison Tamopol, Peter Lewis, Sarab Kamoo, Richard Murphy
Regie: John Curran
Drehbuch: Angus MacLachlan
Kamera: Maryse Alberti
Musik: Keine Information
FSK 16
USA / 2010
 

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