5 neue Folgen "Inspektor Barnaby" im ZDF
Barnaby oder die Kunst des Mordes
Zugegeben, die Probleme der Gegenwart bleiben hier ausgespart. Den Wettbewerb um die schonungsloseste Sicht auf die globalisierte Welt und ihre Krisen, um die krassesten Schauwerte des Verbrechens macht diese Dauerbrenner-Serie nicht mit.
Mit Barnaby blicken wir in eine traditionsgesättigte Gesellschaft. In der fiktiven Provinz kennt man einander, spricht mit- und übereinander – Letzteres gern auch böse. Aber die Klassengesellschaft der britischen Provinz zeigt sich einvernehmlich konservativ. Trotz ihrer lustvoll ausgemalten Schattenseiten, einerseits der Arroganz der Oberschicht, ihrer zynischen Amoral im Kampf um Erbschaften, andererseits der kleinlichen Gier der nicht Vermögenden, ihrer Missgunst, ihren Erpressungen.
„Very british“ ist auch der Einstieg in die jeweiligen mörderischen Verhältnisse – er ist für hiesige Krimi-Konventionen oft auffallend drastisch. Da schlagen uns Kälte und Grausamkeit in Ehen, Arbeitsverhältnissen und anderen Abhängigkeiten entgegen, durch Komik gerade noch erträglich gemacht. Doch nach neunzig Minuten Ermittlung bei Arm und Reich, bei Siegertypen und Verlorenen wird der Zuschauer mit purer Emotion belohnt. Feindschaften und Missverständnisse lösen sich auf, Liebe wird nachgetragen, oft genug nur noch an Gräber.
Barnaby, der Detective mit dem Abschluss in Psychologie, bringt Menschen dazu, Lügen einzugestehen, Irrwege, Versäumnisse, erschlichenen Ruhm oder über Generationen gewachsenen Hass aufzugeben. Barnaby nimmt der Gewalt jeden angemaßten Sinn. Er steht immer auf der Seite des Lebens, des Weiterlebens, auch der Täter.
Dafür wird Inspector Barnaby, im Original „Midsomer Murders“, in der ganzen Welt geliebt. (1)
(1)= Stephan Wiesehöfer