Mit der Rückkehr beginnts - Poldark (2015) zum Zweiten
Mit der Rückkehr beginnts
Poldark (2015) zum Zweiten
Das Bürgertum erstarkt in den Städten, und die französische revolutionäre Saat geht im Bürgertum dank der wachsenden Bildung und der Aufklärung auf.
In England, das mit dem mechanischen Webstuhl, der Dampfmaschine und der wachsenden Industrie auf dem Weg der Industrialisierung weiter ist als der Kontinent, wo noch von Manufakturen die Rede ist, gibt es in den Kleinstädten das Bürgertum, auf dem Land breitet sich die Gentry aus. Sie verdrängen mehr und mehr die Bauern in die Städte, in die Lohnbauernschaft oder in die Industrie. Dazu kommen die "Neureichen", Handwerker, Kleinindustrielle, denen es sich mit ihrem wachsenden Reichtum gelingt, "Unruhe" in die soziale Welt zu bringen.
Und wie später die amerikanischen Erbinnen nach England streben, um mit ihrem Geld einen Titel zu erwerben und so die überschuldeten Adelsfamilien zu retten, sind es zu dieser Zeit jene reichen Aufsteiger, die sich in die Welt der wohlhabenden bürgerlichen Landbesitzer und des kleineren Landadels "drängen".
Das bedeutet in Poldark-Serien-Sprache (Eine schöne Übersicht über die Charaktere bietet die BBC auf dieser Seite)
Die erste Staffel der Serie beginnt - wie auch die erste Verfilmung - mit der Rückkehr von Ross. Man weiß zunächst nicht viel mehr als die Tatsache, dass da eine Kutsche durch ein nicht sehr einladend aussehendes Land poltert. In der Kutsche selbst sitzen neben einigen anderen Passagieren ein - mehr oder weniger mysteriöser - Mann. Während es 1975 ein Soldat aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg unauffällig, dunkel gekleideter Mann ist, setzt man 2015 einen Soldaten in die Kutsche. Er schläft, der Kopf ist auf seine Brust gesunken. Als er aufwacht und den Kopf hebt, erschrecken die beiden edlen Damen ob der Narbe, die das Gesicht des Soldaten verunziert.
Der Roman beginnt mit einer relativ lang(atmig)en Einführung in Form eines Prologs. Dort ist Ross Vater Joshua (gerade) noch am Leben. Joshua stirbt im März 1783, im Februar - er ahnt sein Ende kommen - bittet er seinen Bruder Charles darum, ihn zu besuchen.
Charles, der Ältere, hat Trenwith als Erbe erhalten und damit die gesellschaftlich und wirtschaftlich bessere Position. Joshua, vor dem in seiner Jugend kein Rock sicher gewesen ist, hat immer eher dazu tendiert die Regeln zu brechen - ein Wesenszug, den er seinem Sohn Ross vererbt hat.
In dem Gespräch zwischen den beiden ungleichen Brüdern geht es vor allem darum: Ross. Nach dem Tod des anderen Sohnes und seiner geliebten Ehefrau ist Ross das einzige Lebewesen, um das sich Joshua wirklich sorgt.
Prologue.
JOSHUA POLDARK DIED in March 1783. In February of that year, feeling
that his tenure was becoming short, he sent for his brother from Trenwith.
Charles came lolloping over on his great roan horse one cold grey
afternoon, and Prudie Paynter, lank-haired and dark-faced and fat, showed
him straight into the bedroom where JoshUa lay possed up with pillows and
(...)
[Joshua:] Leave that to Ross. He'll soon put things to
rights.'
Charles belched disbelievingly. He had no high opinion of Ross's abilities.
(...)
He [Joshua] kept thinking of Grace, his long dead wife. She had been his mascot. While she lived all had gone well. The mine he opened and called after her brought rich results; this house, begun in pride and hope, had been built; two strong sons. His own indiscretions behind him, he had settled down, promising to rival Charles in more ways than one; he had built this house with the idea that his own branch of the family of Poldark should become rooted no less securely than the main Trenwith tree.
With Grace had gone all his luck. The house half built, the mine had petered out, and, with Grace's death, his incentive to expend money and labour on either. The building had been finished off anyhow, though much remained unrealized. Then Wheal Vanity had closed down also and little Claude Anthony had died.
(...)
Joshua weiß, dass Ross auf dem Weg nach Hause ist. Dieser hat den Krieg überlebt, hat einen Brief geschickt, in dem er sein Kommen ankündigt. Deshalb will Joshua alles Notwendige regeln, da er ahnt, er wird nicht mehr da sein, wenn sein Sohn ankommt.
Für Joshua ist es wichtig, die verschiedenen Aspekte mit Charles abzusprechen, die Ross betreffen:
Liebe - Ross hat ein nichtausgesprochenes "understanding" mit Elizabeth Chynoweth, der wunderschönen, wohlerzogenen Tochter aus gutem Hause (Joshua hat aufgrund seiner Krankheit das Haus lange nicht verlassen können, und die Vereinbarung mit dem Vater von Elizabeth muss noch "festgezurrt" werden)
Finanzen - Außer dem Besitz von Nampara, einer Farm mit Land (und ein paar Tennants?) ist nicht viel geblieben. Die Mine, Wheal Vanity - in der Serie meistens Vanity Mine genannt - fördert nicht mehr (viel). Es ist nicht (viel) geblieben. Joshua bittet Charles darum, seinem Sohn dabei zu helfen, die Situation zu verbessern/klären.
Joshua ahnt nicht - anders als der Leser, dem das Verhalten von Charles ein wenig seltsam vorkommt, es gibt kleine Andeutungen - dass sein Bruder dies in keiner Weise vorhat. Und während Joshua langsam einschläft, man ahnt, der Vorläufer des letzten Schlafes - hat er das Rauschen der wilden See im Ohr, die hinter dem Haus jenseits der Klippen tobt, sieht und spürt er die eiskalten Wellen des Meeres, die ihn mitreißen. Er ist voller Freude, so lange hat er das Meer nicht mehr gespürt ...
Fortsetzung folgt
Poldark - Staffel 1