Romy Schneiders Frühwerk wiederentdeckt - Kitty und die große Welt
Romy Schneiders Frühwerk wiederentdeckt
Kitty und die große Welt
Deswegen besteht ein kleiner Wermutstropfen der Veröffentlichung darin, dass der Eastmancolor-Film von Alfred Weidenmann auf DVD nun lediglich in Schwarz-Weiß zu sehen ist, weil man als einzige Quelle ein ZDF-Fernsehmaster aus dem Jahr 1966 heranziehen konnte, als das Farbfernsehen in Deutschland noch Zukunftsmusik war (ein Jahr später war es dann soweit). Doch das nimmt man gerne in Kauf, wenn man nun endlich in den Genuss dieses bezaubernden kleinen Filmes kommen kann, der auf dem Bühnenstück „Kitty und die Weltkonferenz“ von Stefan Donat basiert, das Helmut Käutner bereits 1939 mit Hannelore Schroth und Paul Hörbiger für die große Leinwand verfilmt hatte. Alfred Weidenmanns siebzehn Jahre später gedrehte Variante entstand auf dem Höhepunkt der Popularität von Romy Schneider und Karlheinz Böhm, die durch die „Sissi“-Filme zum neuen deutschen Kinotraumpaar aufgestiegen waren. „Kitty und die große Welt“ blieb allerdings neben der Kaiserinnen-Trilogie der einzige weitere gemeinsame Film der beiden, was ihn aus filmhistorischer Sicht nur noch interessanter macht.
Kitty Dupont (Romy Schneider) ist die Tochter eines engagierten Musikers (Paul Dahlke), der bei den Staatsempfängen in Genf die Oberhäupter der Welt mit ihren Nationalhymnen willkommen heißt. Gerade tagt vor Ort wieder eine wichtige Konferenz, und wie es der Zufall so will, laufen sich Kitty und der englische Außenminister Sir William Ashlin (O.E. Hasse) eines Abends auf den Straßen Genfs in die Arme. Ashlin ist von der Unbekümmertheit der jungen Dame entzückt, die ihn nicht erkennt, und lädt diese zu einem exquisiten Abendessen in einem Edelrestaurant ein. Einem findigen Reporter gelingt es, von den beiden ein Foto zu schießen, das am nächsten Morgen die Weltpresse mit der Frage beschäftigt, wer die reizende junge Dame an der Seite Sir Williams ist. Um weiteren Schaden zu vermeiden, entschließt sich Ashlins Sekretär Crawford (Ernst Schröder), Kitty am nächsten Tag vor penetranten Reporterfragen zu schützen und beauftragt deswegen Ashlins Neffen Robert (Karlheinz Böhm), den Tag mit Kitty fernab des Großstadtlärms in freier Natur zu verbringen. Auch der junge Adelsspross ist im Handumdrehen gefangen von Kittys natürlichem Charme.
Durch die Vermeidung konkreter politischer Inhalte ist Stefan Donat ein zeitloses Stück gelungen, das in diesem Remake ganz auf den Esprit und die jugendliche Frische Romy Schneiders zugeschnitten ist. Ihrem Partner Karlheinz Böhm bleibt hier herzlich wenig zu tun, da haben die Szenen mit Schauspiellegende O.E. Hasse schon wesentlich mehr Tiefe und süffisanten Gehalt. Alfred Weidenmanns schnörkellos-routinierte Inszenierung eines Drehbuchs von Herbert Reinecker (die beiden verantworteten später gemeinsam etliche Freitagskrimis des ZDF) treibt die Handlung munter voran. So kommt es zu keinerlei Längen und die hübsch ersonnene und überzeugend gespielte romantische Komödie lohnt auch mehr als sechzig Jahre nach ihrem Entstehen ein Wiederentdecken durch Fans der Darsteller und Nostalgiker. Die DVD-Veröffentlichung bietet den Film aufgrund des Fernsehmasters lediglich im schwarz-weißen Vollbildformat (4:3) an, der Ton liegt wahlweise auf Deutsch in Dolby Digital 1.0 und 2.0 vor. Als Extra gibt es ein achtseitiges Booklet, das die Hintergründe der Veröffentlichung erläutert und (leider nur auszugsweise) die „Illustrierte Film-Bühne“ zum Film nachdruckt. Auf der Scheibe selbst finden sich neben dem Film noch vier seltene Gesangsaufnahmen Romy Schneiders („Wenn die Vöglein musizieren“, „Der erste Liebesbrief“, „Merci, Monpti“ und „Ja, man verliebt sich“, jeweils ca. 3 Minuten), die jeweils mit einer Diashow aus Film- und Setfotos von „Kitty und die große Welt“ unterlegt worden sind.