Kampf gegen religiöse Eiferer - »Wer den Wind sät…«
Kampf gegen religiöse Eiferer
»Wer den Wind sät…«
Zunächst hatte Kramer als Produzent gearbeitet und in dieser Funktion ebenfalls einigen Klassikern den Weg auf die Leinwand geebnet, darunter „Zwölf Uhr mittags“, „Der Wilde“ mit Marlon Brando oder „Die Caine war ihr Schicksal“. Ab Mitte der 1950er Jahre nahm er dann zusätzlich auch immer wieder auf dem Regiestuhl Platz. Stanley Kramer verdanken wir Filme wie „Flucht in Ketten“, ein spannungsreiches Rassismusdrama um einen schwarzen und einen weißen Häftling, denen aneinander gekettet die Flucht gelingt; „Das letzte Ufer“ über eine Gruppe Überlebender eines Atomkrieges; oder „Das Urteil von Nürnberg“ über die Prozesse zu den NS-Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Zwischen den beiden letztgenannten, bemerkenswerten Filmen, drehte Kramer auch noch „Wer den Wind sät…“, eine Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks von Jerome Lawrence und Robert E. Lee, die darin einen authentischen Fall aus dem Jahr 1925 dramatisiert hatten.
Bertram T. Cates (Dick York) sitzt im Gefängnis. Dem jungen Lehrer wird vorgeworfen, mit seinen Ausführungen über die Darwin’sche Abstammungslehre im Biologieunterricht den Theorien, die in der Bibel über die Entstehungsgeschichte des Menschen formuliert sind, widersprochen zu haben. Die religiösen Eiferer der kleinen Stadt Hilsboro in Tennessee, allen voran Reverend Jeremiah Brown (Claude Akins), konnten das nicht auf sich sitzen lassen. Als öffentlichen Ankläger hat die Stadt Matt Brady (Fredric March) engagiert, der schon mehrfach für das Präsidentenamt kandidierte und für seine Bibeltreue bekannt ist. Eine Zeitung wittert darin einen großen Knüller und schickt ihren besten Mann, E.K. Hornbeck (Gene Kelly), als Reporter vor Ort. Ihm zur Seite soll Henry Drummond (Spencer Tracy) die Verteidigung von Cates übernehmen, was umso delikater ist, weil Brady und Drummond sich seit vielen Jahren kennen und eigentlich gut miteinander befreundet sind.
Ein unglaublicher Gerichtsstreit, der tatsächlich stattgefunden hat, wurde hier von Stanley Kramer auf gewohnt packende Weise dialoglastig in Szene gesetzt. Vor allen Dingen die Darstellerleistungen der beiden Kontrahenten Spencer Tracy und Fredric March (beide damals schon zweifach Oscar-prämiert!) helfen, das Interesse zu schüren und über zwei Stunden nicht abreißen zu lassen. Trotz der Absurdität der Position der Kirche gelingt es Kramer, diese nicht lächerlich erscheinen zu lassen, da er eindrucksvoll auch deren Argumentationsweise zu Gehör bringt. Die DVD-Wiederveröffentlichung des Klassikers erfolgt in der Reihe „Pidax Historien-Klassiker“ in einer remasterten Fassung, was man insbesondere dem Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) ansieht, das gestochen scharf ist und die Schwarz-Weiß-Kontraste der Oscar-nominierten Kameraarbeit von Ernest Laszlo toll zur Geltung bringt. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Mono vor und ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es den amerikanischen Kinotrailer zum Film sowie einen verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 5398), der als achtseitiges Booklet Stab- und Besetzungsinfos, zahlreiche Fotos und eine ausführliche Inhaltsangabe zu bieten hat.
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