Ein ganz normaler Junge - »Love, Simon«
Ein ganz normaler Junge
»Love, Simon«
Wenn sie in dieser Phase entdecken, dass sie das eigene Geschlecht attraktiver finden als das andere, ist eine solche moralische Unterstützung umso wichtiger. „Love, Simon“ hat das Potenzial, die mustergültige Coming-Out-Geschichte für die aktuelle Teenager-Generation zu werden. So etwas wie die US-amerikanische Version des deutschen Filmjuwels „Die Mitte der Welt“, das sich diese Stellung vor knapp zwei Jahren erobert hatte. Der Film des fernseherprobten Regisseurs Greg Berlanti („The Flash“) basiert auf dem 2012 erstmals erschienenen „Nur drei Worte“ der Debütautorin Becky Albertalli. Die traf damit offensichtlich den Nerv der Zeit, gewann den William C. Morris Award und wurde sogar schon in die Auswahlliste zum renommierten National Book Award aufgenommen.
„Love, Simon“ ist die Geschichte des 17jährigen Ich-Erzählers Simon Spier (Nick Robinson), der sich selbst als einen ganz normalen Teenager klassifiziert. Er hat eine liebenswerte Familie inklusive einer ambitionierten jüngeren Schwester, eine feste Freundesclique, mit der er alles Mögliche unternehmen kann – und ein Geheimnis, von dem sie alle keine Ahnung haben. Simon ist schwul. Als einer seiner Mitschüler auf einer Internetseite eine anonyme Mitteilung postet, in der er sich ebenfalls als heimlich schwul outet, findet Simon endlich einen Gleichgesinnten. Er tritt in Mailkontakt mit dem Jungen, mit dem er sich künftig über die unterschiedlichsten Dinge austauschen kann.
Allerdings hinter der schützenden Wand der Anonymität. Simon beginnt, die jungen Männer an seiner Schule genauer unter die Lupe zu nehmen und auf Details zu achten, die diese mit seinem unbekannten Chatpartner gemeinsam haben. Wird es ihm auf diese Weise gelingen, die Identität seines seelenverwandten „Brieffreundes“ herauszufinden?
Ein besonderer Clou des Films besteht darin, dass er konsequent aus der Perspektive seines jugendlichen Protagonisten geschildert ist. Deswegen sehen wir nacheinander verschiedene Mitschüler in der Gedankenwelt Simons die Identität seines Chatpartners annehmen – auch wenn das mitunter nur Wunschdenken ist und auf einen Holzweg führt. Abgesehen von einer leider ziemlich unschön überzeichneten Nebenfigur (der zum Fremdschämen komisch angelegte Vizerektor) stimmt bei diesem Film eigentlich alles. Er bricht eine Lanze für Toleranz und Akzeptanz unterschiedlicher Lebensformen und erzählt von einer von der Norm abweichenden Teenagerromanze auf völlig unverkrampfte und natürliche Weise. Darüber hinaus ist „Love, Simon“ ausgesprochen gut besetzt und wird die Sympathien des Publikums im Nu erobern.
Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films kann mit einem exzellenten Bild (im Widescreen-Format 2,39:1) punkten, das keine Wünsche offenlässt. Abgesehen von der amerikanischen Originalfassung, die im DTS HD Master Audio 5.1 aufgespielt ist, bietet die Scheibe hinsichtlich des Tons allerdings nur Standardkost (Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Mandarin in DTS 5.1, optional gibt es in diesem Format auch eine englische Audiodeskriptionsfassung; wahlweise sind auch Untertitel in elf Sprachen einblendbar). Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Regisseur Greg Berlanti, Produzent Isaac Klausner und Co-Drehbuchautor Isaac Aptaker, zwei entfallene Szenen (zusammen 8 Minuten), die Featurettes „Die Romanvorlage“ (11 Minuten), „Die Clique“ (10 Minuten), „#FirstLoveStoryContest-Gewinner“ (2 Minuten), „Dreh in Georgia“ (5 Minuten) und „Dreh in Atlanta” (2 Minuten), eine kleine Behind-the-Scenes-Bildergalerie und zwei englischsprachige Kinotrailer zum Film.