Der Playboy und der Spießer - »Küss mich, Dummkopf«
Der Playboy und der Spießer
»Küss mich, Dummkopf«
Das Besondere an der Komödie, die auf einem Bühnenlustspiel von Anna Bonacci („L’ora della fantasia“) basiert, ist die Tatsache, dass sich Dean Martin in der Hauptrolle quasi selbst spielt – und das mit einem gehörigen Augenzwinkern. Immerhin war der auf romantische Schnulzenschlager abonnierte Star zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon knapp zwanzig Jahre vor den Kameras aktiv. Durch die Klatschpresse wussten die Kinogänger, dass Martin dem Alkohol nicht abgeneigt ist und mit seinen Kumpels aus dem „Rat Pack“ (Frank Sinatra, Sammy Davis jr., Peter Lawford etc.) auch bei Frauen nichts anbrennen lässt. Deswegen passt es wie die Faust aufs Auge, dass Dean Martin in „Küss mich, Dummkopf“ die Hauptrolle verkörpert – die noch dazu auf den Namen „Dino“ hört, der frühzeitig der Kosename Martins geworden war.
Ein erfolgreiches Engagement Dinos (Dean Martin) in Las Vegas geht zu Ende. Der Star kann es gar nicht erwarten, sich mit seinem Cabrio nach Los Angeles abzusetzen – und damit Dutzenden von Starlets und Revuegirls einen Korb zu geben, die überall im Etablissement auf ihn warten. Eine Umleitung zwingt Dino, in Climax in Nevada Station zu machen. Tankwart Barney Millsap (Cliff Osmond) ist ein verhinderter Schlagertexter, sein Freund, der Klavierlehrer Orville Spooner (Ray Walston), komponiert die passenden Melodien dazu. Als sie Dino in ihrem kleinen Kaff entdecken, wollen sie ihn nicht mehr weglassen, bevor sie ihm nicht einige ihrer Lieder vorgespielt haben – vielleicht macht der Star daraus ja Millionenerfolge. Orville ist allerdings notorisch eifersüchtig und kann nicht mit sich verantworten, dass Playboy Dino seine Frau Zelda (Felicia Farr) kennenlernt. Damit sich die beiden gar nicht erst begegnen, hat Barney die verrückte Idee, Zelda durch die Barmietze Polly (Kim Novak) zu ersetzen, die täglich mit männlichen Annäherungsversuchen umzugehen gelernt hat. Orville soll Zelda darüber hinaus dermaßen verärgern, dass sie die Nacht bei ihren Eltern verbringt, während Pistolen-Polly in Zeldas Rolle schlüpfen und bei Dino mithelfen soll, Interesse an den Liedern zu wecken.
Billy Wilders Film ist eine eigentlich zutiefst moralische unmoralische Komödie. Wie in vielen Stoffen, die zunächst fürs Theater geschrieben wurden, geht es auch hier um Seitensprünge, Verführungskünste und Missverständnisse, die an einem gewissen Punkt vollkommen aus dem Ruder laufen. Wilder beweist einmal mehr sein Geschick für Timing und gut gesetzte Pointen, die auch heute noch ihre ganze Wirkung entfalten können. Ray Walston ist in der Rolle des manisch eifersüchtigen Gatten, der zum Kuppler wird, eine Idealbesetzung – und das, obwohl für den Part ursprünglich Peter Sellers vorgesehen war. Zusammen mit dem ulkigen Sidekick Cliff Osmond, dem Sex-Appeal von Kim Novak und der süffisanten Selbstironie Dean Martins entstand so eine wunderbare Starkomödie. Die deutsche HD-Erstveröffentlichung als BluRay im Schuber weist ein exzellentes, sehr kontrastreiches und scharfes Schwarz-Weiß-Bild (im Widescreenformat 2,35:1) auf. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen Untertiteln) ist allzeit gut zu verstehen und für das Alter ebenfalls in Ordnung, wenngleich er in einigen kürzeren Passagen mal vorübergehend asynchron angelegt ist. Als einziges Extra hat man den amerikanischen Kinotrailer zum Film mit aufgespielt.
Kommentare
Zitat: "Dean Martin" ist ein Künstlername … der Mann wurde als Dino Crocetti geboren.
Ganz im Gegensatz z.B. zu Frank Sinatra, den ich immer schon irgendwie überbewertet angesehen hatte (besonders als Sänger).
Hatte dann mal eine US-Show von Dean Martin im Fernsehen gesehen, wo er so betrunken war, das ihn die Mädels stützen mussten, damit er mit dem vollen Glas Alkohol (war wohl Whiskey) in der Hand nicht aus den Latschen kippte. Schade eigentlich, wie der Mann sich vor Publikum und laufender Kamera da sichtlich selbst zerstört hatte.
Allerdings soll wohl auch der Tod seines Sohnes Dean Paul (1987) mit dran Schuld gewesen sein an seiner noch folgenden Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt und den tiefen Depressionen. Verstärkt hatte sich dies wohl nochmals, als dann Sammy Davis Jr. im Frühjahr 1990 verstarb. Allerdings hatte man ebenfalls im Frühjahr 1990 bei Martin dann noch Alzheimer diagnostiziert und der Lungenkrebs (1993) besorgte dann eben den Rest.
Schade drum, ich mochte ihn nämlich durchaus als Schauspieler, Komiker (auch und gerade zusammen mit Jerry Lewis, der allerdings mitunter etwas zu überdreht spielte) und Sänger.